Landau fordert "Solidaritätsmilliarde" für finanziell Schwache
Caritas-Präsident Michael Landau hat eine "Solidaritätsmilliarde" für finanziell schwache Menschen gefordert. "Wir müssen einen sozialen Shutdown verhindern", neben dem vorläufig mit 38 Milliarden Euro bemessenen Härtefonds für die Wirtschaft brauche es auch Maßnahmen, um den Sozialstaat armutsfest zu machen, sagte Landau am Mittwoch im Ö1-Mittagsjournal. Rasches Handeln sei erforderlich, "damit die Gesundheitskrise von heute nicht zur sozialen Krise von morgen wird", so der Caritas-Präsident. Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise bezeichnete er als einen "absoluten Stresstest für den österreichischen Sozialstaat".
Konkret schlug Landau der Regierung ein Fünf-Punkteprogramm vor. Es solle die Ausgleichszulage auf 1.000 Euro erhöht und auch der Mehrkindzuschlag aufgestockt werden. Es gelte Bürokratiehürden abzubauen, um Soforthilfe zu erleichtern. Das Problem leistbarer Wohnraum, das schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei, müsse ebenso angegangen wie das durch die Ausgangsbeschränkungen noch verschärfte Thema Einsamkeit angepackt werden.
Landau untermauerte seine Forderungen mit dem Hinweis auf die zuletzt starke Beanspruchung der Angebote der Caritas: Es hätten sich zuletzt Tausende bei der Corona-Nothilfe-Hotline gemeldet, darunter viele Menschen, die sich noch nie an die Caritas gewandt hätten. Manche würden unter Tränen berichten, dass sie sich die Miete nicht mehr leisten können. Landau erwähnte eine erschütterte Alleinerzieherin, die sich von ihrer Tochter das ersparte Taschengeld borgen habe müssen, um notwendige Besorgungen zu erledigen. Viele Betroffene hätten niemals gedacht, einmal in so eine Lage zu kommen. An viele von ihnen gebe die Caritas derzeit in Wien, Graz oder Salzburg Lebensmittelpakete aus.
Hilfsorganisationen werden die Folgen der Krise aber nicht allein abfangen können, sagte Landau. Hier sei auch der Staat gefordert. Von Regierungsseite seien zwar wichtige Schritte gesetzt worden, wie ein Delogierungsstopp, Unterstützung für Kleinstunternehmen oder Kurzarbeit, anerkannte der Caritas-Präsident. Rasche weitere Maßnahmen seien aber notwendig. Niemandem sei gedient, wenn immer mehr Menschen in eine verzweifelte Lage kommen.
Die ärmsten 20 Prozent im Blick
Mehr Engagement der Regierung für die besonders von Armut betroffene Bevölkerungsgruppe hat auch die evangelische Diakonie eingemahnt. "Einkommensarme müssen als hoch verletzliche Gruppe eingestuft und in der Corona- Ausgleichshilfe explizit berücksichtigt werden", so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung am Mittwoch. Es gehe hier um Menschen, die bisher schon große soziale und gesundheitliche Belastungen hatten und jetzt Entlastung bräuchten, um nicht zusammenzubrechen. Da gehe es um die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung, so Moser: "Bei Nichtstun werden die sozialen Auswirkungen gravierend und massiv sein."
Die Diakonie unterstützt deshalb den Vorschlag, Mindestsätze über die Ausgleichszulage auf 1.000 Euro befristet anzuheben. Weiters schlägt die Diakonie u.a. vor, den Familienzuschlag im Arbeitslosenversicherungsgesetz befristet zu erhöhen. Dieser liegt bei 0,97 Euro pro Tag, also 29,10 Euro im Monat. "Da ist viel Luft nach oben, die betroffene Familien aufatmen lassen würde", so Moser.
Quelle: kathpress