Glettler ermutigt zur Hauskirche: "Glaube ganz nah im Alltag"
Wegen der Corona-Krise feiern Christen Ostern heuer deutlich einfacher. Viel Vertrautes, viel Brauchtum falle leider weg, sagte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler am Palmsonntag. Aber das könne "auch eine Chance sein, bewusster Ostern zu feiern"; "ich will Sie zur Haus-Kirche ermutigen", wandte sich Glettler in der im ORF-Regionalradio aus der Bischofskapelle übertragenen Messfeier an die Zuhörenden. In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt habe es noch keine herrlichen Dome gegeben, "Kirche war lebendig in den Häusern der Christen", erinnerte Glettler. Diese "Ursprungszellen unserer Glaubensgeschichte" zeigten einen "Glauben ganz nah im Alltag", der auch heute wieder aufleben solle.
Der Bischof regte an, in der Osternacht die eigene Taufkerze zu entzünden und damit die "erste Berufung" als Christin und Christ zu erneuern - nämlich "in Gemeinschaft mit dem lebendigen Christus Zeugen einer unendlich großen Liebe zu sein". Die heute so verwundete und ohnmächtige Welt brauche diese tröstende, heilende Liebe ganz dringend, betonte Glettler.
Die "Covid-Seuche" hat nach den Worten des Bischofs "unsere eingebildete Souveränität entlarvt. Wir sind viel verwundbarer, als wir dachten." Es herrsche Ohnmacht, weil niemand das zerstörerische Ausmaß der bedrohlichen Krankheit einschätzen könne. Die Wirtschaft sei dabei zu kollabieren, es gebe Arbeitslosenzahlen wie noch nie, medizinische Einrichtungen stießen an ihren Grenzen.
Glettler erinnerte an den "Hosianna"-Ruf der Menge beim Einzug Jesu in Jerusalem - ursprünglich ein Schrei von Erniedrigten und Verzweifelten: "Herr, Gott, hilf doch! Bring doch Heilung!" Vielen aufgeklärten Europäern sei ein solcher Ruf an eine höhere Macht fast peinlich. Dem hielt der Bischof entgegen: Gott als der immer Liebende helfe tatsächlich: "Er hilft durch die Intelligenz und Herzenskraft, die er uns gegeben hat. Er wirkt durch viele Menschen, bevorzugt durch Mutige und Geduldige - und durch viele, die in diesen Tagen Großartiges leisten."
Europa braucht "Allianzen von Weitsichtigen"
Kritische Anmerkungen machte Glettler im Blick auf die Verantwortung in Europa. Einzelne Staaten würden sich von demokratischen Strukturen verabschieden, überforderte südliche Länder allein gelassen und auf griechischen Inseln müssten Tausende Asylsuchende in heillos überfüllten Lagern im Dreck hausen. Dazu der Bischof: "Bräuchten wir nicht ganz rasch viele Allianzen von Willigen, von Weitsichtigen - Allianzen von Menschen, die nach dem Programm Jesu leben?" Das hieße nicht mehr nationalen Interessen Priorität einzuräumen, auf ungenierte Profite auf Kosten anderer und der Natur zu verzichten und stattdessen der Sorge um die Schwächsten Vorrang zu geben.
Scheuer an Kinder: Nicht alles ist abgesagt
"Nicht alles ist abgesagt!" - etwa Frühling, Beziehungen, Hoffnung, Beten, auch nicht Karfreitag und schon gar nicht die Auferstehung: Mit diesem, einen Rundbrief der Gemeinschaften von Charles de Foucauld aufgreifendem Hinweis wandte sich der Linzer Bischof Manfred Scheuer in einem ebenfalls im Rundfunk - in Oberösterreichs größtem regionalen Privatsender LT 1 - übertragenen Palmsonntagsgottesdienst an die Kinder. Auch für sie sei seit drei Wochen die Welt anders geworden:
Ihr könnt eure Omas und Opas nicht mehr treffen, aber auch eure Freundinnen und Freunde nicht. Ihr seid jetzt viel zu Hause, nicht einmal Kindergarten und Schule funktionieren normal ... Rausgehen dürft ihr zwar noch, aber nicht auf Spielplätze oder in Parks. Für viele ist das ganz schwer zum Aushalten.
Aber es sei gewiss, "dass wir das Virus irgendwann besiegen werden, und dann werden wir froh sein über alles, was wir wieder dürfen", so Scheuer in seinem Ausblick. Auch die österliche Hoffnung halte "die gute, die außergewöhnlich normale Zeit" vor Augen, die nach dem Corona-Virus kommen wird. "Diese Hoffnung wünsche ich ganz besonders euch Kindern", sagte der Bischof.
Quelle: kathpress