Erzdiözese Wien stockt Hilfe für Corona-Härtefälle auf
Die Erzdiözese Wien hat ihre Hilfestellungen für Corona-Härtefälle ausgeweitet. Bei Kirchenbeiträgen, Mieten von Wohnungen, Büros und Geschäftslokalen sowie auch bei Elternbeiträgen in diözesanen Schulen und Kindergärten seien alle zuständigen kirchlichen Stellen angewiesen, "Einzelfall-Lösungen mit Menschen zu finden, die durch Corona in Schwierigkeiten geraten sind", gab der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Donnerstag bekannt. Trotz "angespannter Finanzlage" auch der Kirche soll damit darauf reagiert werden, dass "in unserem Umfeld viele Menschen in schwere wirtschaftliche Bedrängnisse geraten" seien.
"Corona darf nicht dazu führen, dass arme, einsame oder bedürftige Menschen auf der Strecke bleiben", betonte Schönborn. Er erinnerte an die gemeinsame Ankündigung der österreichischen Diözesen vom Sonntag, die Caritas für Corona-Hilfsprojekte im Inland mit 1 Million Euro zu unterstützen.
Augenmerk auf spezifisch Gefährdete
Menschen am Rande der Gesellschaft hätten es jetzt besonders schwer, wies der Kardinal hin. Er nannte dabei Obdachlose, Haftentlassene und viele nun arbeitslos Gewordene, die nun in ihrer Existenz gefährdet seien und von der Caritas der Erzdiözese Wien mithilfe vieler Pfarren unterstützt würden.
Auch um andere gefährdete Gruppen müsse sich die Kirche jetzt noch mehr kümmern, so Schönborn. So habe etwa die St. Elisabethstiftung der Erzdiözese Wien, die sich um Frauen in Not und Schwangere annimmt, ihr Betreuungsangebot in der Corona-Krise ausgebaut, da sich die Fälle häuslicher Gewalt mehren. Auch die gemeinsam mit der Evangelischen Kirche betriebene Telefonseelsorge sei personell aufgestockt worden. Die Katholische Hochschulgemeinde habe die Betreuung von in Wien gestrandeten ausländischen Studenten übernommen, nannte der Erzbischof ein weiteres Beispiel. Und die kirchlichen Familienberatungsstellen arbeiteten mit Hochdruck, ebenso die Hilfe für Alleinerziehende und die Schulpsychologen der katholischen Schulen. Besonders herausgefordert seien außerdem die Seelsorgerinnen und Seelsorger in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen.
Auch die Pfarren seien von der Pandemie besonders betroffen, erklärte Schönborn weiter. Weil keine öffentlichen Gottesdienste und keine sonstigen Versammlungen stattfinden dürfen, bemühten sich die Gemeinden, "auf anderen Wegen die seelische Grundversorgung und die Tragfähigkeit des sozialen Netzes in den Gemeinden aufrechtzuerhalten".
Steigende Ausgaben, sinkende Einnahmen
Der Kardinal verschwieg nicht die abzusehenden Finanzeinbußen der katholischen Kirche angesichts steigender Ausgaben bei gleichzeitig sinkenden Erlösen: "Wir erwarten bei unseren Einnahmen aufgrund der beginnenden Rezession deutliche Einbußen. Das setzt uns finanziell unter Druck", teilte Schönborn mit. Die Kirchenleitung wolle aber "jeden einzelnen Arbeitsplatz halten" und als wichtiger Auftraggeber für viele Klein- und Mittelbetriebe aus verschiedenen Bereichen weiterhin ein verlässlicher Partner sein.
Trotzdem versuche die Kirche zu entlasten, wo es möglich sei. So hätten etwa die 21 Schulen der Schulstiftung der Erzdiözese die Kosten für die Nachmittagsbetreuung zur Gänze selber übernommen, um Eltern zu unterstützen und gleichzeitig Arbeitsplätze zu sichern.
Dass das Kirchenvermögen hauptsächlich aus denkmalgeschützten Gebäuden und land- und forstwirtschaftlichen Flächen bestehe, ist nach den Worten von Kardinal Schönborn zwar langfristig eine gute Absicherung, bringe aber in Krisenzeiten keine schnelle Entlastung. Außerdem brauche man Mittel für die Altersversorgung der Priester, die ja keine staatliche Pension erhalten. Schönborn bedankte sich bei allen Kirchenmitgliedern für ihre Beitragstreue, "die nun der Hauptfaktor ist, größere wirtschaftliche Not zu verhindern". "Es wird nicht einfach", befand der Kardinal. Er erinnerte an einen Ausspruch des Patrons von Wien, des Heiligen Klemens Maria Hofbauer, "an den wir uns halten: Nur Mut, Gott lenkt alles."
Das Jahresbudget der Erzdiözese Wien von rund 135 Millionen Euro wird zu drei Viertel aus den Kirchenbeiträgen gespeist, wie es in der Aussendung heißt. Damit werde ein beträchtlicher Teil der Seelsorge- und Sozialarbeit von 627 Pfarren finanziert, weiters die Seelsorge für spezielle Gruppen wie Polizei- oder Gefangenenseelsorge, dazu soziale Initiativen und die Kosten von rund 1.000 Gebäuden, deren Erhaltung durch den Denkmalschutz vorgeschrieben ist. Der Großteil der Ausgaben der Erzdiözese entfalle dabei auf Personalkosten für rund 1.500 Mitarbeiter - darunter rund 700 aktive Priester und 150 Pastoralassistentinnen und -assistenten. Als nicht gewinnorientierte Körperschaft bilanziert die Erzdiözese Wien regelmäßig ausgeglichen.
Viele kirchliche "Krisendienste"
Die Erzdiözese Wien verwies auf folgende "Krisendienste" in ihrem Verantwortungsbereich mit der jeweiligen Telefonnummer: Telefonseelsorge (142); Anliegentelefon (01 51552 6120); Elisabethstiftung für Frauen in Not, Schwangere und bei häuslicher Gewalt (01 54 55 222 10, mail: beratung@edw.or.at); Familienberatungsstellen (0676 668 89 02); Hilfe für Alleinerziehende (01 51552 3343); Schulpsychologen (01 3949009); Krankenhausseelsorge (0664 5155220); Seniorentelefon (0664 8243631)
Quelle: kathpress