Caritas stockt wegen Corona Hilfe für Obdachlose und Arme auf
Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner warnt davor, dass aus der "Gesundheitskrise von heute eine soziale Krise von morgen" wird. Die Corona-Pandemie betreffe zwar alle, die Schwächsten der Gesellschaft treffe es aber "mit voller Härte doppelt und dreifach", mahnte Schwertner in einer Aussendung am Mittwoch. Für obdachlose Menschen sei "die Pandemie ein brutaler Stresstest"; zunehmend mehr Menschen würden zudem unverschuldet in Not geraten, sei es durch plötzliche Arbeitslosigkeit oder weil sie kaum in der Lage seien, laufende Ausgaben zu bestreiten. "Der Druck auf die Menschen steigt. Die Telefone laufen heiß. Menschen melden sich unter Tränen, weil sie nicht weiter wissen und verzweifelt sind", so Schwertner.
Um die Situation für Obdachlose und Armutsbetroffene zu erleichtern, weitet die Caritas der Erzdiözese Wien die Hilfe nun aus und eröffnet Anfang nächster Woche das neue Notquartier "Bahnhof Meidling", wo 70 obdachlose Menschen nächtigen können; geplant ist auch ein zusätzlicher Tagesbetrieb.
Das neue Notquartier im zwölften Wiener Gemeindebezirk sei nötig geworden, da die Behörden alle Österreicher aufgefordert hätten, "die eigenen vier Wände nicht zu verlassen. Für Menschen, die kein Zuhause haben, ist das nicht möglich", erklärte Schwertner. Zwei Notquartiere haben in Abstimmung mit den Behörden bereits rund um die Uhr geöffnet.
Ebenfalls im weiterhin im Einsatz sind die mobilen Suppenbusse der Caritas, sowie Streetwork-Teams, "um jene zu erreichen, die den Weg nicht ins Notquartier finden, erläuterte der Caritas-Wien-Generalsekretär. Ab nächster Woche verteilt die Caritas zudem bis zu 300 Hygienepakete für obdachlose Menschen. Darin enthalten sind u.a. Handseifen, Miniapotheken, Feuchttücher für Hand- und Gesichtsreinigung, Einweghandschuhe und Monatshygieneartikel für Frauen.
Um obdachlosen und armutsbetroffenen Menschen weiterhin einen Rückzugsort zu bieten, werden auch die Wärmestuben, die nur bis Ende März offen hätten, verlängert. Aktuell sucht die Caritas noch Pfarren, die ihre Räume weiterhin für Menschen in Not öffnen (www.caritas-wien.at/waermestuben).
Armutsbetroffene erhalten Lebensmittelpakete
Für Armutsbetroffene sind in Wien mittlerweile wieder sechs Lebensmittel-Ausgabestellen (Le+O; www.caritas-leo.at) geöffnet; eine siebte wird gemeinsam mit dem Team Österreich des Roten Kreuzes betrieben. Zusätzlich weitet die Caritas die Beratungsangebote und Überbrückungshilfen in den Sozialberatungsstellen aus. Wegen der Corona-Pandemie und der verschärften hygienischen Maßnahmen finde die Lebensmittel-Ausgaben aktuell aber unter freiem Himmel statt, so die Caritas Wien. Die Lebensmittel übergebe man in fertig geschnürten Paketen.
Um möglichst viele Armutsbetroffene und Menschen älter als 65 Jahre zu versorgen, bietet die Hilfsorganisation zudem Hauszustellungen an. Die Nachfrage sei schon jetzt groß: Waren es vergangene Woche noch 30, habe man diese Woche bereits 150 Hauszustellungen durchgeführt. Ermöglicht werde die Unterstützung für Armutsbetroffene vor allem durch die vielen neuen Freiwilligen, so Schwertner. Knapp 3.400 Freiwillige hätten sich gemeldet, circa 500 dieser neuen Freiwilligen helfen bereits konkret.
Dringend Spenden benötigt
Um die Hilfe weiter aufrecht erhalten zu können und laufend auszubauen, bittet die Caritas dringend um Spenden. Schwertner: "Wir werden die Herausforderungen nur gemeinsam lösen können - wenn alle an einem Strang ziehen: Behörden, Hilfsorganisationen und Zivilgesellschaft."
Aktiv geworden ist bereits die UniCredit Bank Austria, die je 50.000 Euro für die Caritas und das SOS-Kinderdorf spendete. Mit der finanziellen Unterstützung sichere das Finanzunternehmen in den kommenden zwei Monaten die Verpflegung der Obdachlosen in der "Gruft" der Caritas in Wien in Mariahilf und Währing, so eine aktuelle Aussendung der Bank Austria.
Schwertner bezeichnete die Unterstützung als besonders wichtig, da zahlreiche Kochgruppen, die üblicherweise in den Caritas-Einrichtungen für Obdachlose kochen, wegen der Corona-Pandemie ausfallen. "Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die Stärke einer Gemeinschaft im Umgang mit sozial Benachteiligten und in der Unterstützung von Maßnahmen, um Not zu lindern", meinte Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der Bank Austria, die darüber hinaus weitere 20.000 Euro an drei italienische Spitäler spendete.
(Infos und Spenden unter: www.caritas.at/corona-nothilfe)
Quelle: kathpress