Mitspielen lassen!

 

Ein grauer Nachmittag in der Ganztagsschule St. Marien... Die Hausübungen waren fertig, wir hatten „Freizeit“...

Wir SECHS sind beieinander gehockt, eigentlich war uns fade. Unsere kleine Gruppe hat voriges Semester den ersten Preis beim Mathewettbewerb gewonnen. Seither nennen uns die Lehrer und Lehrerinnen die sechs Unzertrennlichen.

Anton und Patrik wollten gerade Tischfußball spielen, Ivanka, Leni und Fati (eigentlich heißt sie Fatma) fingerten an ihrem Handy herum, ich habe laut gegähnt... „He, ihr sechs, ich habe ein Quiz für euch!“ Fröhlich fuchtelt unsere Erzieherin mit bedruckten A4-Seiten. „Ah, interessant – geht’s um Fußball?“, war die erste Frage der Buben. „Nein – um Weihnachten!“, war die Antwort. „Wer die Antworten in zehn Minuten schafft, bekommt eine Belohnung.“ Wir rollten mit den Augen, ich habe eine Grimasse geschnitten.

„Nein, das ist schon wieder nichts für mich“, ärgert sich Fati – ich bin aus Syria und Muslima...

„Na und?“, grinst Leni, „ich bin evangelisch, mein Papa ist Pastor – ich bin sicher in Bibelsachen! Für mich ist es ein Heimspiel!“

„O Gott, was mach ich als Orthodoxe aus der Ukraine?“, seufzt Ivanka. „Bei uns ist Weihnachten eine Woche später, da kann ich gar nicht mitspielen.“

„Na also, ich gehe zwar in Religion, aber getauft bin ich noch immer nicht, obwohl es eh cool wäre. Also nichts für mich!“, mault Patrik.

„He, ihr faulen Käfer, ich bin der einzige Superkatholik in dieser Mathespitzenrunde. Das Thema gehört zur Allgemeinbildung und zum wichtigsten Kulturgut der Welt...“

„Also ich probiere es. Wer macht mit?“ Anton ist schon wieder munter.

„Na also gut, in einer halben Stunde können wir nach Hause gehen, es ist eh schon egal“, habe ich gähnend gesagt.

„Also ich bin aus dem Schneider – als Muslima“, seufzt Fati, zieht ihr Kopftuch zurecht, setzt sich weiter weg und kümmert sich hingebungsvoll um ihr Mobilphone.

„Es geht um zwölf Fragen aus der Bibel“, erklärt die Horttante. „Und ihr müsst beweisen, dass ihr mit den Kapiteln und Versen in der Heiligen Schrift umgehen könnt. Es geht auch um Zeit, wer ist der/die schnellste?“

Im Nu hatten wir unsere Schulbibeln zur Hand (die Buben brauchten etwas länger), unsere Köpfe rauchten, unsere Wangen glühten und sehr bald hatten wir das Ergebnis. Jetzt fuchtelten wir fröhlich mit unseren Papieren. Aber – auch Fati fuchtelte mit einer eilig bekritzeln A4-Seite. „Ich habe es nicht ausgehalten, also habe ich im Koran nachgeschaut. Hört, was da steht“, ruft sie fröhlich. „Bla, bla, bla!“, ruft Patrik, „ihr habt ja den Propheten Mohamed und euer Gott heißt Allah, und mit dem Jesuskind in der Krippe habt ihr gar nichts ‚am Hut’. Du bist zwar Spitze in Mathe, aber mit Reli kannst du nicht mitplaudern, ist auch meine Meinung. Also dieses Quiz ist nichts für Muslime.“ Jetzt ist Fati aber wirklich beleidigt. „Ihr Superchristen, könnt ihr nicht einmal die Meinung einer anderen anhören oder wenigstens abnicken? Ich will mitreden!“ Wütend zerreißt sie ihren Zettel, stampft mit dem Fuß auf und verlässt mit Tränen in den Augen das Zimmer.

 

 

Wir sitzen da, schauen uns verlegen an. So haben wir das nicht gewollt. Als erster steht Patrik auf und geht ihr nach, Ivanka tippt sich mit dem Zeigefinger auf die Stirn und schaut in meine Richtung ... Schließlich schleichen wir alle auf den Flur und entschuldigen uns. Fati schnäuzt sich geräuschvoll, geht in unser Zimmer zurück, wir sehr still hinterdrein. Jetzt fügt sie die Teile des zerrissenen Papiers zusammen und erklärt laut und tapfer:

 

1. Allah heißt Gott auf Arabisch und wir glauben an IHN, den allmächtigen Gott.

2. Im Koran (das ist unsere heilige Schrift) steht, dass der Engel der Jungfrau Maria einen Sohn verkündet. Sie bringt ihn allein auf die Welt.

3. Das ist der Prophet ISA, so heißt JESUS auf Arabisch.

4. Möchte ich immer mitspielen!

 

Jetzt müssen wir alle lachen und sind ein wenig gescheiter geworden. Aber – meine Freunde und Freundinnen, jetzt seid ihr an der Reihe, eure Bibelkenntnisse zu zeigen!

 

Und nun eine Aufgabe für verregnete Tage:

 

 

In einem Mail an zent@rsk-ma.at kannst du eine Printversion der Zeitschrift erbitten und kannst dann die Aufgabe lösen.

 

 

 

 

Sendet uns eine Kopie an:
FRK, Postfach 695, A-1011 Wien;

 

Einsendeschluss:  25. Februar 2025.

 

Vergiss nicht, dein Alter anzugeben.

Schöne Bücher warten auf dich.

 

 

 

 

 

 

© Handgemaltes: Hannelore Forstreiter

© Foto Briefkasten: Klaus Brüheim/pixelio.de