Neues Buch des Linzer Orient-Experten Hollerweger erschienen
Rund 30 Jahre hat Hans Hollerweger, Gründer der "Freunde des Tur Abdin" und der "Initiative Christlicher Orient" (ICO), den Orient bereist. Das Beste aus 30 Jahren Erlebnissen und Begegnungen hat er nun in dem Buch "Bei den Christen im Orient" zusammengetragen. Bei der Präsentation des neuen Buches dieser Tage in Linz würdigte Altbischof Maximilian Aichern den ICO-Gründer als einen der profiliertesten Kenner des orientalischen Christentums. Hollerweger habe durch sein unermüdliches Wirken nicht zuletzt auch bei den heimischen Bischöfen das Bewusstsein gestärkt, "dass die Wurzeln des Christentums im Orient liegen", so Aichern. Bei Hollerweger sei spürbar, wie sehr Liturgie und Diakonie zusammengehören. Die Verbindung mit Christus dränge zur Zuwendung zu den Armen und Bedrängten.
Der Salzburger Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler bezeichnete bei der Buchpräsentation die Situation der Christen im Orient als "dramatisch", wenn auch von Land zu Land unterschiedlich. Winkler rief u.a. dazu auf, dem Libanon endlich mehr internationale Hilfe zukommen zu lassen. Das Land, das nicht einmal so groß wie Oberösterreich ist, habe mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien zu beherbergen. Das sei nicht mehr länger ohne mehr internationale Hilfe möglich.
Hinsichtlich der konkreten Lebensbedingungen der christlichen Minderheit in muslimischen Mehrheitsgesellschaften meinte Winkler, dass auch hier die Situation sehr unterschiedlich sei. Noch sei sie etwa im Libanon relativ gut, während die Christen in der Region Tur Abdin in der Südosttürkei hingegen schlicht Bürger zweiter Klasse seien. Prof. Hollerweger berichtete von vielen Gesprächen mit Christen vor Ort, die ihm gegenüber immer wieder bekräftigt hätten, dass man den Islam nur dann wirklich kenne, "wenn man unter ihm gelebt hat".
Zwischen türkischem Militär und PKK
Schon Mitte der 1980er-Jahre war Hollerweger - noch als Liturgieprofessor - erstmals vor Ort im Tur Abdin in der Südosttürkei. Aufgerieben im Kampf zwischen der türkischen Armee und der kurdischen PKK sahen dort immer mehr Christen den einzigen Ausweg in der Auswanderung. Prof. Hollerweger war der einzige "Westler", der in den Jahren von 1989 bis 1995 in die Region kam und sich für die Menschen vor Ort interessierte. Dabei dokumentierte er zum Teil auch den Krieg, der schließlich fast alle Christen zur Auswanderung zwang. Zugleich lernte er so gut wie alle Dörfer und Städte, Kirchen und Klöster des Tur Abdin kennen. Obwohl oftmals vom türkischen Militär kontrolliert und auch "verhört", habe er doch niemals Angst gehabt, so Hollerweger bei der Buchpräsentation.
Hollerweger wirkte mit der ICO weiters im Libanon, in Palästina und in Syrien. So berichtet er etwa im Buch über seine Besuche in Maalula, einer christliche Enklave im syrischen Bergland, in der die Bewohner immer noch Aramäisch, die Sprache Jesu, sprechen. Hollerweger war auch ein guter Bekannter von Pater Paulo Dall'Oglio, dem Gründer des Klosters Mar Musa, der 2013 von Islamisten entführt wurde. Sein Schicksal ist bis heute ungewiss, wenngleich die Hoffnungen, dass er noch leben könnte, gering sind.
Hilfseinsätze im Nordirak
Das letzte umfangreiche Kapitel seines Buches widmet der Autor dem Irak. 1991 besuchte Hiollerweger in der Türkei ein Lager, wo er mit irakischen Flüchtlingen zusammentraf. Im gleichen Jahr reiste er dann auch erstmals in den Nordirak. Vor allem für die zahlreichen christlichen Dörfer im Nordirak setzte sich "Father Hans", wie er vor Ort genannt wurde und wird, besonders ein: Von den 23 Dörfern der chaldäischen Diözese Zakho wurden in den 1970er Jahren 20 von Saddam Hussein komplett zerstört. Die Bewohner waren gezwungen, nach Mosul, Bagdad und Basra zu ziehen. Nach dem Sturz von Saddam Hussein baute die kurdische Regionalregierung 17 Dörfer wieder auf und ermutigte die ehemalige Bewohner zurückzukehren, was viele auch taten. Viele Familien hatten in den Dörfern aber keine Wurzeln mehr und auch keine Arbeit, weshalb vor allem die Jungen nichts als auswandern wollten. Mit vielen Hilfsprojekten versuchte Hollerweger stets, diesem Prozess entgegenzuwirken.
Wie der syrisch-orthodoxe Erzbischof Polycarpus Augin Aydin im Vorwort schreibt, ist es Hollerwegers Verdienst, nicht nur die gesellschaftlichen, kulturellen, historischen und liturgischen Aspekte des orientalischen Christentums aufzuzeigen, sondern auch dessen Bedeutung für die gesamte Christenheit herauszuarbeiten.
Das Buch "Bei den Christen im Orient" ist im Wagner-Verlag erschienen. Es ist über den Verlag (www.wagnerverlag.at) oder bei der ICO (www.christlicher-orient.at) zum Preis von 24 Euro (zzgl. Versand) erhältlich.
Quelle: kathpress