Digitalisierung stellt Spitäler vor neue Herausforderungen
Die "dramatische Zunahme" an digitalen Daten und die Entwicklung von Robotern und Apps stellt auch Krankenhäuser vor neue Herausforderungen: "Die Hoffnung ist jetzt, dass diese ungeheuren Quantitäten in neue Qualitäten umgesetzt werden", so der Tenor beim 16. Internationalen Kongress der Oberösterreichischen Ordensspitäler, der am Mittwoch in Linz stattgefunden hat. Im Jahr 2000 waren drei Viertel aller Daten im Gesundheitswesen analog, heute sind es nur noch ein Prozent, berichteten Experten bei der Tagung. Und auch die Anzahl an medizinischen Apps nehme immer weiter zu. Rund 100.000 verschiedene derartige Angebote soll es bereits geben.
Um die Daten-Fülle qualitativ gut nutzen zu können, brauche es eine Prozessumkehr im Denken. Es dürfe nicht nur darum gehen, durch Fragen eine möglichst große Datenmenge zu generieren, sondern die Daten zu nutzen, um die richtigen Fragestellungen zu entwickeln. Um neue Qualitäten zu schaffen, brauche es auch ein gutes Datenmanagement. Die digitale Kompetenz müsse deshalb schon in die medizinische Aus- und Weiterbildung integriert werden. Spitäler würden künftig Datenanalysten brauchen, sagten die Experten voraus.
Die voranschreitende Digitalisierung biete allerdings auch Chancen. "Tabletten könnten in Zukunft auf eine einzelne Person zugeschnitten werden. Von Ärzten evaluierte Apps können Patienten etwa mit Asthma digital begleiten oder in der Medikation unterstützen." Künstliche Intelligenz werde Ärzte aber nicht ersetzen, "sondern als assistierende Beratung nützlich sein".
Wie ein solches Modell funktionieren könne, zeigten die Referenten etwa an Estland, das bereits heute eine "total digitalisierte" Infrastruktur habe. 99 Prozent aller Medikamente würden dort elektronisch verschrieben. Patienten-Daten sein in einer digitalen E-Patientenakte angelegt, auf die der Patient und die behandelnden Ärzte Zugriff hätten.
Das stelle allerdings vor die Herausforderung, mit der Privatsphäre der Patienten gut umzugehen.
Der Mensch muss weiterhin selbstbestimmt entscheiden können, wer, wann und warum über ihn etwas weiß.
Die Autonomie des Menschen komme immer vor jener der Maschine. Roboter könnten kooperative Partner in Spitälern sein, dürften aber nicht die Herrschaft übernehmen.
Der Kongress stand unter dem Motto "APPS, CLOUDS and ROBOTS - Digitale Revolution im Krankenhaus". Eröffnet wurde er von Sr. Angelika Garstenauer, Generaloberin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Viktor Mayer-Schönberger von der Universität Oxford zum Thema "Wenn die Zukunft schon heute ist - Digitale Revolution im Krankenhaus". Neben Mayer-Schönberger sprachen u.a. noch Prof. Petra Grimm von der Hochschule der Medien in Stuttgart und Prof. Robert Krimmer von der Technischen Universität Tallinn.
Quelle: kathpress