Debatte nach tödlichem Herzanfall vor Wiener Ordensspital
Ein Vorfall vor einem Wiener Ordensspital, bei dem ein Mann nach einem Herzanfall gestorben ist, hat in Österreich eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. "Unsere Mitarbeiter haben innerhalb von rund fünf Minuten eine ärztliche Erstversorgung des Mannes ermöglicht. Nachdem sich die diensthabenden Ärzte auf den Stationen befinden, ist ein schnellerer Einsatz kaum möglich", teilte eine Sprecherin des Krankenhauses "Göttlicher Heiland" in einer Erklärung auf der Website des Spitals mit. Gleichzeitig drückten die Krankenhaus-Verantwortlichen den Angehörigen ihr "tiefes Mitgefühl" aus und kündigte intensive Mitarbeiter-Schulungen zum Umgang mit derartigen Notfällen im Umfeld des Spitalsgebäudes an.
Das Krankenhaus war zuvor wegen des Umgangs mit dem Notfall in die Kritik geraten. Laut Medienberichten hatte eine Passantin am vergangenen Freitag wenige Meter vom Spitalseingang einen bewusstlosen Mann in dessen Auto entdeckt. Die Frau ersuchte beim Krankenhausportier um Nothilfe, wurde von diesem aber zunächst an die Rettung verwiesen mit dem Argument, Ärzte dürften ihren Dienstort nicht verlassen. Erst während die Frau den Notruf wählte, habe der Portier den diensthabenden Arzt verständigt. Die Rettung brachte den Mann schließlich in ein anderes, für kardiologische Notfälle gerüstetes Wiener Spital, wo er jedoch verstarb.
Die allererste Reaktion des Portiers, Ärzte dürften das Haus nicht verlassen, sei angesichts des Hilferufs der Passantin "offensichtlich nicht dem Ernst der Lage angemessen" gewesen und rufe "zu Recht Unverständnis hervor", hielt das Krankenhauses "Göttlicher Heiland" fest. "Wir bitten Sie aber auch anzuerkennen, dass der Portier - nach diesem ersten Reflex - sofort richtig gehandelt und unverzüglich einen diensthabenden Arzt alarmiert hat." Ärzte des Spitals hätten "unmittelbar nachdem sie von der Sachlage Kenntnis erlangten" gehandelt: "Der verständigte Arzt ist dann auch sofort mit einer Kollegin aus dem Haus und zu dem Mann geeilt, um medizinische Hilfe zu leisten. Innerhalb kurzer Zeit haben er und seine Kollegin den Patienten aus dem Auto geborgen, Erste Hilfe geleistet und ihn auf der Straße reanimiert, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist."
Das Krankenhaus kündigte in der Erklärung intensive Schulungen für Mitarbeiter im Umgang mit derartigen Notfällen unmittelbar außerhalb des Spitalsgebäudes an. Der Vorfall zeige auch generell, wie wichtig es sei, in medizinischen Notfällen schnell und richtig zu handeln, so das Ordensspital. Man wolle auch das Gespräch mit dem Bezirk suchen, um ein Schulungsprogramm und Aktionstage für die Bevölkerung in Angriff zu nehmen.
Neben der internen Prüfung des Falls hat sich laut der Zeitung "Kurier" nun auch die Stadt Wien eingeschaltet. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker erteilte demnach der städtischen Krankenanstalten-Aufsichtsbehörde den Auftrag, die Abläufe im Krankenhaus genau zu prüfen.
Das Ärztegesetz verbietet es einem Arzt, seinen Dienstort zu verlassen, sehe allerdings dann eine Ausnahme vor, wenn es um lebensbedrohliche Situationen geht, erläuterte außerdem ein Sprecher der Wiener Ärztekammer gegenüber dem "Kurier". Im konkreten Fall habe sich der Arzt korrekt verhalten und bis zum Eintreffen der Rettung Erste Hilfe geleistet. Dass der Patient nicht vor Ort behandelt, sondern vom Rettungsdienst in ein anderes Krankenhaus gebracht wurde, sei korrekt. Das Krankenhaus Göttlicher Heiland habe keine Station für kardiologische Notfälle, das nur wenige Kilometer entfernte Wilhelminenspital verfüge hingegen über alle nötigen technischen Möglichkeiten.
Quelle: kathpress