Bischof Zsifkovics kritisiert nationale Abschottungstendenzen
Für ein starkes, geeintes und solidarisches Europa und gegen alle nationalen Abschottungstendenzen hat sich der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics ausgesprochen. In seiner Funktion als österreichischer "Europabischof" sehe er seine Aufgabe u.a. darin, den Menschen näherzubringen, dass Europa nicht irgendein Konstrukt sei, sondern dass "dieses Europa unser Friedensprojekt ist, unserer Sicherheitsprojekt, wo Recht und Ordnung auch gesichert sind. Viele andere Kontinente wären stolz, wenn sie das hätten." Zsifkovics äußerte sich am Donnerstagabend in der ORF-Sendung "Burgenland heute".
Eindringlich rief der Bischof schon jetzt dazu auf, im kommenden Jahr zu den Europawahlen zu gehen. "Wenn wir nicht unser Europa selbst mitgestalten und unsere christlichen Werte einbringen, die ja das Fundament Europas sind, dann wird Europa entweder von Washington oder Peking gesteuert", warnte der Bischof. Er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Europafragen zuständig und in dieser Funktion auch der heimische Vertreter in der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE).
Zum aufkeimenden Nationalismus sagte Zsifkovics, dass es nicht sein könne, "dass wir uns abschotten", und man dürfe nicht zusehen, "wie Dinge wieder salonfähig werden, die eigentlich schon abgestellt worden sind". Es scheine, so der Bischof weiter, dass Antisemitismus wieder zu wachsen beginne und "da wollen wir in den Anfängen wehren". Auch die Kirche müsse sich dafür einsetzen, dass einzelne gesellschaftliche Gruppen nicht gegeneinander aufgehetzt werden.
Der Eisenstädter Diözesanbischof äußerte sich auch zum Thema Flüchtlinge. "Die Flüchtlingskrise ist nicht überwunden, weil sie nicht angegangen worden ist, weil die Solidarität in Europa fehlt und ich glaube, es gründet und basiert alles auf einem falschen Wirtschaftssystem - nämlich auf einem System, dass den Menschen und die Natur ausbeutet und da gibt es viele Verlierer. Wenn diese Sache nicht global geregelt wird, dann wird es weiterhin Krisen, Konflikte geben und viele Menschen, Massen werden sich auf den Weg machen, auch zu uns", so Zsifkovics.
Zum Themenkreis "Frauen in der Kirche" sagte der Bischof, dass es die Öffnung der Weiheämter für Frauen noch nicht gebe, und das auch nicht in seiner Hand liege. Sehr wohl aber versuche er in seiner Diözese, Frauen in gute und verantwortungsvolle Positionen zu bringen. Zsifkovics verwies u.a. darauf, dass es in der Diözese Eisenstadt mit Edith Pinter die erste weibliche Caritasdirektorin gibt.
Eigentlicher Anlass des ORF-Interviews waren Allerheiligen und Allerseelen. "Das Grab ist für uns Christen nicht Endstation sondern eigentlich das "'Tor zum Himmel", so der Bischof wörtlich.
Quelle: kathpress