Vorarlberg: "Carl-Lampert-Woche" mit KZ-Überlebender Eva Fahidi
Zur Suche nach "Spuren, die jene hinterlassen haben, die spurlos hätten verschwinden sollen" will ab Freitag in insgesamt acht Orten Vorarlbergs die "Carl Lampert Woche" beitragen. In einem Zeitraum von knapp zwei Wochen finden rund um den 13. November - an dem 1944 der inzwischen seliggesprochene Göfiser Priester Carl Lampert von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde - zwölf Veranstaltungen zum Thema "Spurensuche" statt. Es geht dabei um "Spuren, die Menschen durch ihre Überzeugungen hinterlassen haben", kündigte die Diözese Feldkirch an. Darunter befindet sich auch ein gemeinsamer Abend mit der mittlerweile 93-jährigen KZ-Überlebenden Eva Fahidi.
Fahidi, eine aus dem ungarischen Debrecen stammende Jüdin, wurde als 19-Jährige aus dem Ghetto ihrer Heimatstadt nach Auschwitz deportiert und leistete Zwangsarbeit in einem Außenlager des KZ Birkenau. Sie überlebte, begann nach ihrer Befreiung 1945 trotz ihrer adeligen Abstammung als Hilfsarbeiterin am Bau und arbeitete sich zur Fremdsprachenkorrespondentin in einem Außenhandelsunternehmen hoch. Ihre Memoiren brachte sie erst 2004 - im Buch "Anuma rerum" - zu Papier. Im Rahmen der Carl Lampert Woche ist sie am 5. November ab 19 Uhr auf der Kulturbühne "Ambach" in Götzis zu hören.
In zwei weiteren Veranstaltungen in Götzis (3. November, VHS, 17 Uhr) und Bregenz (8. November, Vorarlberg Museum, 19 Uhr) erinnert das Carl-Lampert-Forum gemeinsam mit der Kathi-Lampert-Schule und dem Vorarlberg Museum auch an die NS-Euthanasieopfer aus Vorarlberg. In Meiningen wird am 10. November (Kirche und Pfarrsaal, 19 Uhr) des hier von 1936 bis 1939 tätigen Pfarrers Alois Knecht gedacht, der ein "streitbarer Diener Gottes" gewesen sei, wie es heißt; in Fraxern am 10. November (Jakob Summer-Saal, 15 Uhr) unter dem Titel "Tue deinen Mund auf für die Unmündigen!" des in Bonn geborenen, hier lebenden Schriftstellers Hans Eschelbach (1868-1948), der vom NS-Regime aufgrund seines tiefkatholischen Werkes abgelehnt wurde. In Schruns sind am 6. November (19 Uhr) die Menschen Thema, die die Flucht über den Rätikon antraten.
Der Frage, ob und wie ein Zusammenleben quer durch alle Kulturen und Religionen möglich werden kann, stellt sich am 6. November im Göfiser Carl-Lampert-Saal der Feldkircher Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger; sein Vortrag dreht sich um die Geschichte des Hasses und alter Feindschaften sowie um Möglichkeiten einer "Gesellschaft der Vielen".
An den Namensgeber der Woche wird mit der Präsidentin eines neuen Lampert-Liedes sowie mit einer Andacht und Gottesdienst am Sterbetag, dem 13. November, gedacht. Seit 22. Oktober steht bei der Göfiser Pfarrkirche zudem ein Carl-Lampert-Container, der einst im Vorfeld der Seligsprechung 2011 von Dorf zu Dorf tourte und nun mit Infotafeln und Filmbeiträgen neu ausgestattet besonders Schulen und Pfarren zur Auseinandersetzung anregt. Wie die Diözese Feldkirch mitteilte, gibt es für alle Veranstaltungen der Carl Lampert Woche eine Freifahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ranghöchstes kirchliches NS-Opfer
Der Priester Carl Lampert wurde 1894 in Göfis als jüngstes von sieben Kinder geboren. Seit 1939 Provikar und somit Stellvertreter des Administrators des Tiroler Teils der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch, setzte sich Lampert gegen die kirchenfeindlichen Handlungen der Tiroler Gauleitung sowie für den 1940 ermordeten Pfarrer Otto Neururer ein, wofür er selbst in mehrere Konzentrationslager kam und zum Tode verurteilt wurde. Am 13. November 1944 wurde Lampert als ranghöchster österreichischer Geistlicher wegen seines Engagements gegen den Nationalsozialismus in Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) enthauptet. Kurienkardinal Angelo Amato sprach ihn am 13. November 2011 in der Stadtpfarrkirche St. Martin in Dornbirn selig.
(Infos: www.carl-lampert.at)
Quelle: kathpress