Schönborn: Synode muss auch Auswirkungen auf Politik haben
Kardinal Christoph Schönborn hat am Freitag in Rom seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die bei der vatikanischne Jugendsynode diskutierten Probleme der Jugendlichen in aller Welt auch bei den politisch Verantwortlichen Gehör finden werden. Am Freitagnachmittag bestritt der Kardinal gemeinsam mit dem irischen Erzbischof Eamon Martin das tägliche Pressebriefing im vatikanischen Pressesaal. Dabei bekräftigte der Schönborn einmal mehr seine positiven Eindrücke von der Synode und auch die Bedeutung, die der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche zukommt. Wie er weiter sagte, wünsche er sich "eine starke Stimme, die der Politik sagt, wie viel Ungerechtigkeit und Gewalt es in der Welt junger Menschen gibt". Dies sei eine seiner Schlussfolgerungen der Jugendsynode.
Als ein Beispiel aus den vielen Zeugnissen junger Teilnehmer nannte er prekäre Arbeitsverhältnisse oder eben Arbeitslosigkeit - "nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa." Darüber werde zu wenig berichtet.
Anfangs habe er sich gefragt, ob die vier Wochen außerhalb seiner Erzdiözese Wien es wert seien. Am Ende müsse er sagen: "Sich einen Monat Zeit nehmen, jungen Menschen zuzuhören, das war es wert. Wer macht das sonst?", so Schönborn. Ein junger Afrikaner habe ihm gesagt: Die Kirche ist unsere einzige Hoffnung, der einzige Ort, wo es Aufmerksamkeit, Zuhören und Schutz gebe.
Zudem hätten ihm sowohl in Österreich wie auf der Synode der Mut und die Bereitschaft junger Menschen imponiert, an die Ränder zu gehen und dort mit anderen zu sprechen. Das seien zukunftsweisende Wege, zu denen auch Papst Franziskus aufrufe.
Irischer Primas von Synode inspiriert
Erzbischof Martin stieß beim Pressegespräch u.a. hinsichtlich des Themas Missbrauch in dieselbe Kerbe wie Schönborn: Die Kirche werde und dürfe das Thema sexueller Gewalt gegen Minderjährige nicht hinter sich lassen.
Denn Leute, die durch Missbrauch traumatisiert wurden, können das auch nicht hinter sich lassen. Sie tragen das ihr Leben lang mit. Deshalb sollen wir das auch tun.
Der Erzbischof von Armagh und Primas von Irland bekannte, er sei ohne große Erwartungen an die Synode nach Rom gekommen. Im vorbereitenden Dokument habe es ihm an Heiligem Geist gefehlt; der habe aber dann in der Synode gewirkt, und nun reise er bereichert und inspiriert wieder ab.
Wörtlich sagte der irische Primas:
Persönlich gesprochen: Ich habe lange versucht, den Dienst an jungen Menschen hineinzupressen in eine alte Art zu denken, ein Instandhaltungsdenken. Wir haben unsere Strukturen in der Kirche und unsere Art, wie wir Dinge tun, und wir müssen irgendwie versuchen, unsere jungen Leute zu kriegen und sie hineinzudrängen in diese alte Art zu denken und in die alte Art, die Dinge zu tun.
Die Synode habe ihn aber dazu ermutigt, "etwas ehrgeiziger zu denken und mich auf neue Art auf Jugendliche einzulassen", fuhr der Erzbischof fort.
Zugleich warnte Martin davor, Lehrinhalte oder die Disziplin der Kirche aufzuweichen. Die Aufgabe der Synode sei es nicht gewesen, die Haltung der Kirche zur Sexualität oder zum Zölibat zu ändern.
Wenn die Kirche einfach nach Moden schielt und dies und das ändert in der Hoffnung, dass das irgendwie mehr junge Leute anzieht, dann wird das nicht funktionieren. Die Kirche muss klar und furchtlose eine Botschaft präsentieren, die manchmal gegen den Strich dessen geht, was junge Leute anderswo erfahren und hören.
Quelle: kathpress