Synode: Turnovzsky über Fehlentscheidungen und Glaubwürdigkeit
Jugendbischof Stephan Turnovszky hat in einem Beitrag für die aktuellen Ausgaben der österreichischen Kirchenzeitungen (Kooperationsredaktion) über die für ihn sehr fordernde dritte Synodenwoche geschrieben. "Vergangene Woche hatte ich zwei Redebeiträge in der großen Synodenaula vor allen Versammelten: Meine Wortmeldung zum Papier der Jugendsynode und eine Kurzpredigt beim morgendlichen Gebet. Bei Ersterem war Papst Franziskus anwesend."
Die Ansprache sei für ihn "aufregend" gewesen, denn "ich habe noch nie vor dem Papst eine Ansprache gehalten", so der Jugendbischof: "Aber wenn man Dinge zum ersten Mal tut, wächst man ja bekanntlich." Ein zentrales Thema seiner Predigt war die Frage der richtigen und der falschen Beratung und der Umgang mit Fehlentscheidungen.
Es gehe um die Glaubwürdigkeit der Kirche bei jungen Menschen, so Turnovszky in den Kirchenzeitungen zur Ansprache in der Aula: "Sie wünschen sich eine Kirche, in der die Taten und die Lehre übereinstimmen, sie wünschen sich eine Kirche, die sich in manchem deutlich von der übrigen Gesellschaft unterscheidet, und sind enttäuscht, wenn es in der Kirche genauso zugeht wie sonst in der Welt."
Richtiger Umgang mit Fehlentscheidungen
Die Predigt des Wiener Weihbischofs in der Synodenaula war vom biblischen Propheten Daniel ausgegangen, der das Opfer eines Mobbings von Beratern des Königs Darius wurde und mithilfe eines von diesen formulierten Anlassgesetzes verhaftet und in die Löwengrube geworfen wurde. Der Bericht findet sich im Buch Daniel (Altes Testament).
Gott sandte - so das Buch Daniel - einen Engel, der die Löwen friedlich bleiben ließ, dem Propheten wurde nichts angetan, was zeigte, dass er unschuldig war und nichts gegen den König getan hatte. Der erleichterte König trennt sich von seinen korrupten Beratern und lässt sie in der Löwengrube hinrichten.
Turnovszky sagte in seiner Predigt dazu, dass der König "eine Fehlentscheidung" getroffen habe und dass ähnliches heute passiere. Der Bischof wörtlich:
Verantwortungsträger treffen mitunter Fehlentscheidungen. Manche davon sind tragisch wie die des Königs Darius. Auch heute gibt es tragische Fehlentscheidungen, zum Beispiel solche, die den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen begünstigt haben.
In der Bibel werde der Grund für die Fehlentscheidung in der Wahl der Berater gesehen: "König Darius hat sich schlecht beraten lassen. Wie sieht das in meinem Verantwortungsbereich aus? Wer berät mich? Sind da vielfältige Meinungen vertreten, auch die Stimmen derer, die man leicht überhört, wie es in der Erzählung die Juden waren? Wer bringt die Stimme der jungen Menschen ein?"
Neuaufstellung der Beratung
In der Predigt berichtete Turnovszky dann über eine Neuaufstellung der Beratung in der Erzdiözese Wien als eine der Konsequenzen des Missbrauchsskandals:
Bei uns in der Diözese war jahrelang eine Frau im Bischofsrat. Das hat unseren Beratungen gut getan, sie konnte eine andere Perspektive einbringen.
Im Kirchenzeitungs-Beitrag ging der Bischof auch auf Wortmeldungen der Synoden- Teilnehmer ein. Diese seien sehr unterschiedlich, je nachdem woher die Sprecher kommen: "Afrikaner sprechen vor allem über Armut und Bildung, Südamerikaner viel über Sekten, aus dem Nahen Osten und Pakistan hört man über die Nöte einer christlichen Minderheit, sonst aus Asien viel Zuversicht, aus vielen Ländern aber über Schwierigkeiten mit der Weitergabe des Glaubens an die Jugend. Migration, Internet, Sexualmoral, 'Frauen in der Kirche', die Bedeutung der persönlichen Christusbeziehung kommt durch die meisten zur Sprache."
In den Wortmeldungen der jugendlichen Hörer und Hörerinnen bei der Synode wiederum sei betont worden, "dass es jungen Menschen wichtig ist, in der Kirche mit ihren Anliegen Gehör zu finden und sie mitgestalten zu können".
"Erfahrung des Zuhörens"
In einem Video für das Portal "Vatican News" sagte Kardinal Christoph Schönborn zu den Beratungen der Bischöfe gemeinsam mit dem Papst: "Für mich ist die Synode vor allem eine Erfahrung des Zuhörens". Er habe viel von den jungen Teilnehmern gehört, aber ich habe auch viel von den Bischöfen und ihren Erfahrungen.
Ich glaube, das Wichtige ist, dass wir einander zuhören, einander erzählen, was unsere Sorgen sind, aber was auch unsere Erfahrungen sind. Und vor allem kommt es darauf an, dass wir gemeinsam auf das Wort Gottes hören, auf das, was Jesus uns zu sagen hat. Und wenn wir auf ihn hören, dann können wir auch aufeinander hören und miteinander lernen einen gemeinsamen Weg zu gehen.
Der Wiener Erzbischof appellierte an das Bewusstmachen des Gemeinsamen: "Zukunft hat nur ein gemeinsamer Weg - und das war die Erfahrung dieser Synode, ein wirklich gemeinsamer Weg, Jugend und Alte."
Quelle: kathpress