Jüdisches Museum Wien: Schau über Mystik der "Kabbalah"
Die mystische Tradition der "Kabbalah" als "ständiger Wegbegleiter jüdischer Geschichte, Kultur und Religion" steht im Mittelpunkt einer ab 31. Oktober geöffneten Sonderausstellung im Jüdischen Museum Wien. Humanisten und Wissenschaftler hätten sich freilich weit über das Judentum hinaus mit diesem Phänomen der europäischen Kulturgeschichte beschäftigt, heißt es in der Ankündigung. Die in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Amsterdam entstandene Schau betrachte die Kabbala im weitesten Sinne des Wortes über viele Jahrhunderte von der frühen jüdischen Mystik bis in ihre modernen Ausprägungen in Kunst und Populärkultur.
Die erste Periode dieser esoterischen Tradition überlieferter Bräuche und Schriften beginnt laut Jüdischem Museum mit den mystischen Zirkeln in der südfranzösischen Provence und in Spanien des 12. und 13. Jahrhunderts. Über den Seehandel mit Byzanz so wie dem Orient kam es zu regem Ideenaustausch innerhalb der einzelnen jüdischen Gemeinden. Nach der Zerstörung der spanisch-jüdischen Gemeinde 1492 wurde im 16. Jahrhundert die kleine Stadt Safed in Obergaliläa zum Zentrum der Kabbala mit einflussreichen Persönlichkeiten wie Moses Cordovero und Isaak Luria.
Neben der traditionellen jüdischen Kabbala entstand in der Renaissance etwa durch den italienischen Philosophen Giovanni Pico della Mirandola die christliche Kabbala. Die damit einsetzende Übersetzertätigkeit ins Lateinische macht es möglich, dass Elemente und Ideen der Kabbala in zahlreichen Texten von Alchemisten und Magiern in mehr oder weniger entstellter Form zu finden sind. Jüdische Gegner der Kabbala unterstellten dieser später, synkretistisch zu sein - nämlich voller christlicher Einflüsse und damit nicht jüdisch.
Im 18. Jahrhundert kam es zur Weiterentwicklung zur großen Volksbewegung des Chassidismus. In der Gegenwart machten Persönlichkeiten wie die Sängerinnen Madonna und Britney Spears oder die in mehreren Großstädten vertretene Kabbalah Centre der Familie Berg die Kabbala zum Bestandteil der Pop-Kultur. Auch esoterische Richtungen schöpfen bis heute aus diesem reichen Fundus.
"Kabbalah" ist von 31. Oktober 2018 bis 3. März 2019 im Jüdischen Museum Wien (Dorotheergasse 11, 1010 Wien) zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 29,90 im Kerber-Verlag. (Informationen: www.jmw.at)
Quelle: kathpress