Jugendsynode geht in entscheidende zweite Halbzeit
Zur Halbzeit der Weltbischofssynode zur Jugend hat Papst Franziskus am Wochenende mit einer großen Heiligsprechung ein deutliches Zeichen für Einheit zwischen Alt und Jung, Bischöfen, Päpsten und Ordensleuten gesetzt: Vertreter all dieser Gruppen sprach er am Sonntag auf dem Petersplatz heilig. Sieben neue Heilige hat die katholische Kirche nun - unterschiedlich in den Lebensläufen, vereint im Glauben: Der jüngste von ihnen starb mit 19 Jahren, der aus einfachen Verhältnissen in einem Abruzzen-Dorf stammende Nunzio Sulprizio (1817-1836). Franziskus hat den Teenager ebenso heiliggesprochen, wie Papst Paul VI. (1963-1978), den ermordeten salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) und die Gründerin der "Dernbacher Schwestern", die Deutsche Maria Katharina Kasper (1820-1898).
Auch die noch bis zum 28. Oktober im Vatikan tagende Weltbischofssynode vereint Menschen verschiedener Herkunft und Lebenswege im Vatikan. Sie zeigt, wie vielfältig die katholische Kirche sein kann. Ähnlich gut wie die Atmosphäre auf dem Petersplatz während der Heiligsprechungsfeier am Sonntag scheint insgesamt auch die Stimmung bei den Synodenberatungen zu sein. Viele der Teilnehmer loben offenen Austausch und gegenseitiges Zuhören, bei dem bisher sowohl Lob wie Kritik geäußert wurden. Auch strittige Themen wurden von Beginn an genannt.
Neben sexueller Gewalt und deren Verheimlichung in der Kirche ging es immer wieder um mehr Mitsprache und Verantwortung von Frauen in der Kirche, um unterschiedliche Formen von Berufungen sowie um Sexualität. Die Teilnehmer aus fünf Kontinenten sprachen zudem über die Lebensbegleitung junger Menschen sowie Migration. Ein junger Iraker, der von seinen Erfahrungen und der Bedrohung seiner Kirche erzählte, erhielt laut Aussage von Teilnehmern den bisher längsten Applaus.
Mit Applaus, sogar Gejohle wie auch demonstrativer Zurückhaltung quittieren vor allem die rund 30 jungen Gastteilnehmer (Auditoren) die Beiträge in der Synodenaula. Papst Franziskus persönlich bat die jungen Erwachsenen aus aller Welt, darin nicht nachzulassen. Ein Bischof wurde zitiert, diese - seine bisher siebte Synode - sei die bisher lebhafteste.
Folgen für die Kirche
In der zweiten Synodenwoche ging es vor allem darum, die in der ersten Woche gemachten Analysen und Beobachtungen zur Situation von jungen Menschen in aller Welt aus christlicher Sicht zu deuten. Diese Reihenfolge ist auch durch das Arbeitsdokument der Synode vorgesehen, das schrittweise durchgearbeitet wird.
In der dritten Woche sollen konkretere Folgen für die Kirche und Handlungsschritte benannt werden. Dazu werden sich in den kommenden Tagen auch die beiden Synodenteilnehmer aus Österreich, Kardinal Christoph Schönborn und Jugendbischof Stephan Turnovszky, in ihren kurzen Redebeiträgen ("Interventiones") in der Synodenaula äußern. Er schätze den "globalen Blick", den das Treffen auf Herausforderungen der Jugend in der Welt ermöglicht, sagte der Wiener Weihbischof Turnovszky am Rande der Versammlung.
Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Thomas Andonie, der unter den vom Papst berufenen Auditoren der einzige aus dem deutschen Sprachraum ist, forderte bei der Synode mehrfach mehr Mitsprache junger Menschen in der Kirche. Er schlug etwa ein Jugend-Beratungsgremium für den Papst vor. Ähnlich äußerte sich, mit Blick auf die Rolle von Frauen, der niederländische Weihbischof Johannes de Jong: "Natürlich können Frauen ein Gremium gründen, um den Papst zu beraten", sagte er. Auch Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, sprach sich für mehr Frauen in kirchlichen Führungspositionen aus.
Die Frage nach mehr Mitsprache wird bei der Synode auch deshalb oft gestellt, weil außer Bischöfen und Ordenspriestern auch zwei nicht geweihte Ordensbrüder über das Abschlussdokument mit abstimmen dürfen. Ordensfrauen haben diese Möglichkeit bisher nicht. Eine südkoreanische Ordensfrau räumte ein, auf der Synode sei festzustellen: "Die Situation für Frauen in der Kirche verbessert sich."
Abschlusspapier mit Spannung erwartet
Was genau am 28. Oktober im Abschlussdokument stehen wird, lässt sich noch schwer einschätzen. Eine englischsprachige Arbeitsgruppe etwa kritisierte, das Arbeitsdokument sei in vielen Punkten zu sehr aus westlicher Sicht verfasst. Die italienischen Sprachgruppen plädierten für eine Botschaft des Papstes an die Jugend. Und Papst Franziskus? Der spricht sich immer wieder vor allem für aufmerksames Zuhören und kritische Unterscheidung aus.
Noch einmal innezuhalten und sich zu besinnen scheint auch zur Halbzeit der Synode ein guter Rat - geht es doch nun in der dritten Woche darum, Ergebnisse und ein Abschlussdokument zu formulieren. All die vielen verschiedenen Aspekte und Vorschläge zu berücksichtigen, wird sicher nicht leicht.
Quelle: kathpress