Jugendsynode: Schönborn will vor allem zuhören
Kardinal Christoph Schönborn will bei der Bischofssynode in Rom vor allem zuhören. "Gerade beim Thema Jugend soll man, wenn man 73 ist, einmal zuhören. Es wird sich dann vielleicht ein Wort einstellen, das passt", so Schönborn wörtlich im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". "Es sagen auch viele Jugendliche, es tut ihnen so gut, wenn ihnen jemand zuhört", sagte der Wiener Erzbischof, der als Mitglied des Rats des Generalsekretariats der Bischofssynode bis Ende Oktober bei den Synodenberatungen in Rom sein wird.
Als Bischof sei es oft schwer zu entscheiden, ob man besser reden oder schweigen soll. Etwa, "wenn die Kirche zu Sorgen und Hoffnungen der Gesellschaft nicht schweigen darf - aber dann erlebt, dass auf der anderen Seite der Rollladen heruntergeht". Das sei beispielsweise bei der "Ehe für alle" oder der Flüchtlingsfrage der Fall.
Im Rückblick auf die Wiener Diözesanversammlung (27.-29. September) bekräftigte der Kardinal seine Forderung nach einer Willkommenskultur. Diese sei ein durchgehendes Merkmal lebendiger Gemeinden. "Das Wort gab es eine Zeit lang in der Flüchtlingsfrage und wurde dann von manchen zum Unwort erklärt. Für die Kirche ist es ein absolutes Muss", so Schönborn und weiter:
Menschen, die in eine Gemeinde hineinkommen möchten und nach dem dritten oder vierten Mal immer noch alleine herumstehen, die kommen nie wieder. Wir müssen denen, die neu dazukommen, mit Neugierde und Willkommen begegnen, wenn wir wachsen wollen.
Von der Diözesanversammlung, die eine Standortbestimmung innerhalb des Wiener Reformprozesses war, nehme er sich vor allem den Fokus auf "Gemeinschaft" mit, sagte der Kardinal:
Das ist das große Anliegen. Wo der Pfarrer ein Einzelkämpfer ist oder man spürt, da ist keine Gemeinschaft, die aus der Freude des Glaubens heraus miteinander lebt, ist es uninteressant. Da bleiben die Menschen weg. Aber wo Gemeinschaft gelingt, zieht das Menschen an, strahlt es aus.
Es müsse deshalb zum einen "die Leidenschaft für den Herrn spürbar sein", forderte der Wiener Erzbischof: "Ich habe in vielen Echos von der Diözesanversammlung gehört: Man spürt, dass in der Diözese das Bewusstsein, wir wollen mit dem Herrn gehen, heute deutlich spürbar ist." Aber es brauche dafür zweitens auch "das ganz praktische Wissen, wie Teamwork geht, das Handwerk".
Auf seine Bemerkung bei der Diözesanversammlung zu Diakoninnen angesprochen sagte Schönborn im Interview wörtlich:
Ich habe gesagt: Vielleicht werde ich auch einmal Diakoninnen weihen können. Tatsächlich ist die Frage lehramtlich offen. Es gibt keinen zwingenden theologischen Grund, warum es niemals so sein wird. Es ist eine Frage, was der Herr mit seiner Kirche vorhat.
Quelle: kathpress