Dombauhüttenwesen in Wien und Linz nun immaterielles Kulturerbe
Die Unesco hat 14 österreichische Traditionen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen: Darunter das Dombauhüttenwesen in Wien-St. Stephan und im Linzer Mariendom, weiters das Lichtmess-Singen im südlichen Niederösterreich und Kripperlspiel des "Steyrer Kripperl" in Oberösterreich. Insgesamt zählt das Österreichische Verzeichnis mittlerweile 117 Eintragungen, darunter der Wiener Walzer, das Erfahrungswissen im Umgang mit der Lawinengefahr und etliche mit Kirchenbezug: so das Ratschen in der Karwoche, die Passionsspiele Erl und 2011 aufgenommene Weihnachtslied "Stille Nacht".
Seit Jahrhunderten werden in den Dombauhütten von St. Stephan und am Mariendom Techniken zur Restaurierung und Instandhaltung historischer Bauwerke wie auch soziale Praktiken und Rituale von Generation zu Generation weitergegeben, begründet die Österreichische UNESCO-Kommission auf ihrer Website die Entscheidung. Das Bauhüttenwesen trage somit zur permanenten und nachhaltigen Pflege des jeweiligen Domes bei und sei Garant für die Erhaltung und Weitergabe traditioneller Handwerkstechniken.
Die Dombauhütte zu St. Stephan - seit dem 12. Jahrhundert für die Errichtung und Erhaltung der Wiener Stephanskirche verantwortlich - gibt seit mehr als acht Jahrhunderten Handwerkstechniken sowie das Wissen um Steinbearbeitung, Mauertechnik und Wölbung des Domes weiter. In der Dombauhütte Mariendom Linz wird seit der Gründung im Jahr 1862 das skulpturale Steinmetzhandwerk angewendet und von Meister an Lehrling weitergegeben. Die Dombauhütten sind in erster Linie für die Erhaltung der denkmalgeschützten Bausubstanz der jeweiligen Kathedrale verantwortlich und müssen daher auch den Schadensverlauf der Steinarchitektur ständig beobachten und dokumentieren. Dabei werden mittelalterliche Bearbeitungstechniken und neue Technologien gemeinsam genützt, da heute neben den traditionellen Steinmetztechniken auch moderne Verfahren zur Verfügung stehen, mit denen sich Steinzerfall und Verwitterung verzögern lassen.
Beim Lichtmesssingen handelt es sich um einen Heischebrauch, bei dem in der Nacht vom 1. bis 2. Februar, an Maria Lichtmess, in etwa 20 Ortschaften im südlichen Niederösterreich jeweils eine oder mehrere Sängerscharen von Haus zu Haus ziehen und Glückwünsche überbringen. Die HausbewohnerInnen bedanken sich mit Bewirtung im Anschluss oder Geldspenden, die oft karitativen Zwecken dienen.
Das "Steyrer Kripperl" ist eines der letzten Stabpuppentheater im deutschen Sprachraum und wird bereits seit mehr als 100 Jahren an einem fixen Standort im Innerberger Stadl von etwa 20 Spielern des Vereins Heimatpflege Steyr zur Weihnachtszeit aufgeführt. Mündlich überlieferte Texte in Steyrer Mundart und originelle Stabpuppen, die mit der Hand gespielt werden, sind Teil der Praxis. (Info: www.unesco.at)
Quelle: kathpress