Wien: Bischof Küng segnet Denkmal für "Trümmerfrauen"
In Wien erinnert ab sofort ein eigenes Denkmal an die österreichischen "Trümmerfrauen", also an jene Frauen, die in den letzten Kriegstagen bzw. in der Nachkriegszeit Schutt beseitigt und den Wiederaufbau mit eingeleitet haben. Das Denkmal wurde auf Initiative des FPÖ-nahen Cajetan-Felder-Instituts an der Mölker Bastei gegenüber der Universität Wien errichtet und am Montagnachmittag vom emeritierten St. Pöltner Bischof Klaus Küng und dem Pfarrer der evangelisch-lutherischen Stadtkirche, Wilfried Fussenegger, gesegnet. Anwesend waren zahlreiche Vertreter der Regierung, darunter Vizekanzler Heinz-Christian Strache, die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller sowie die Minister Herbert Kickl, Norbert Hofer und Beate Hartinger-Klein (alle FPÖ).
Bischof Küng bezeichnete die Schaffung eines Denk- und Mahnmals für die "Trümmerfrauen" als "richtig, angebracht und höchste Zeit". Zugleich sehe er darin auch "ein Denkmal für die Würde der Frau" insgesamt, führte der frühere St. Pöltner Bischof aus. Es erinnere die heutige Generation auch daran, "dass wir nicht vergessen dürfen, wie gut es uns geht". Es gebe "allen Grund", den Frauen von damals "dankbar zu sein und wachsam zu bleiben, damit der Frieden bewahrt bleibt", so Küng.
Der evangelische Pfarrer Wilfried Fussenegger betonte in seiner Ansprache, dass das Mahnmal seinen Sinn erfülle, wenn es beim Betrachter "Neues aufbrechen" lasse: So weise die Botschaft des Denkmals über sich bzw. über die österreichischen "Trümmerfrauen" hinaus auf alle Frauen, die auf Kriegstrümmern versuchten, das Leben von Familien und ganzen Gesellschaften wiederherzustellen oder aufrecht zu erhalten - seien es die Frauen und Mütter der osmanischen Kämpfer, die während der Türkenbelagerungen vor Wien lagen, seien es die Frauen und Mütter von IS-Kämpfern oder von Soldaten an anderen aktuellen Kriegsschauplätzen.
Eröffnet wurde die Zeremonie vom Präsidenten des federführend mit dem Projekt betrauten Cajetan-Felder-Instituts, Walter Prinz. Dieser würdigte die Leistung der mit dem Denkmal geehrten Frauen, die mehr geleistet hätten, "als bloß Schutt beiseite zu räumen", nämlich "die die Gesellschaft vor dem totalen Zusammenbruch bewahrt haben".
Vor einer heroischen Verklärung der "Trümmerfrauen" warnte indes der ausführende Künstler Magnus Angermaier: Sein Denkmal korrespondiere mit dem unmittelbar gegenüber platzierten Liebenberg-Denkmal an der Mölker Bastei - doch während das Liebenberg-Denkmal etwas "Heroisches" habe, berühre sein Denkmal die "andere Seite, das Elend, die Not, die Opfer", so Angermaier. Es sei ihm darum gegangen, ein Mahnmal zu schaffen, welches die Sinnlosigkeit des Krieges insgesamt zum Ausdruck bringe.
Die eigentliche Enthüllung nahm Vizekanzler Strache gemeinsam mit einer Vertreterin der "Trümmerfrauen" vor. Im Vorfeld hatte das Denkmal bereits für Diskussionen und Kritik gesorgt. So äußerte etwa die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler Kritik an der Errichtung des Denkmals: Das Bild von den "Trümmerfrauen" habe sich unter dem Eindruck der historischen Forschung in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Der Stadt Wien gehe es um einen "historisch korrekten Blick", der auch die dunklen Seiten - etwa die Tatsache, dass vielfach ehemalige Nationalsozialistinnen unter den "Trümmerfrauen" waren - bedenke.
Quelle: kathpress