Neuer Präsident von "Pro Oriente" tritt Amt an
Der neue Präsident der Stiftung "Pro Oriente", Alfons M. Kloss, hat am Montag seine ihm von Kardinal Christoph Schönborn anvertraute Funktion offiziell übernommen. Er tue das "mit großer Freude", wissend um die Bedeutung der Institution "Pro Oriente" für den ökumenischen Dialog zwischen den Kirchen, sagte Kloss in einer Aussendung der von Kardinal Franz König (1905-2004) gegründeten Stiftung. Diesem Dialog komme in einer von vielen Herausforderungen und Konflikten gekennzeichneten Welt besondere Bedeutung zu. Kloss war in den vergangenen Jahren als österreichischer Botschafter beim Heiligen Stuhl tätig. Mit Ende September übergab er die Leitung der Botschaft an seine Nachfolgerin Franziska Honsowitz-Friessnigg.
Alfons M. Kloss wurde 1953 in Graz geboren und ist dreifacher Familienvater. Er begann nach dem Jus-Studium in Salzburg und am College d'Europe in Brügge eine Diplomatenkarriere. Im Außenministerium arbeitete er zunächst im Völkerrechtsbüro und in der für die KSZE (heute OSZE) zuständigen Abteilung, später an den österreichischen Botschaften in New Delhi, Helsinki und Bonn sowie als Generalkonsul in Mailand. Von 1997 bis 2001 war er Kabinettsvizedirektor in der Präsidentschaftskanzlei, von 2001 bis 2007 Botschafter in Italien und von 2007 bis 2011 außenpolitischer Berater des Bundespräsidenten. Seit 2011 war er Österreichs Botschafter beim Heiligen Stuhl.
Es sei eine vordringliche Aufgabe der Kirchen, im Sinn des Evangeliums gemeinsam für Rechte und Würde des Menschen in der Gesellschaft zu wirken, erklärte der neue Präsident: "Was wir heute brauchen, ist eine 'Ökumene der Tat', die auch Papst Franziskus ein besonderes Anliegen ist. Es geht um das gemeinsame Zeugnis der Christen in der Welt von heute". "Pro Oriente" wolle im Sinn des Gründungsauftrags der Stiftung einen Beitrag dazu leisten und zu einer "Versöhnung der Gegensätze" beitragen.
Als Grundlage der Arbeit von "Pro Oriente" bezeichnete Kloss die wissenschaftlich-theologische Aufarbeitung des Reichtums der verschiedenen christlichen Traditionen in Ost und West. Dankbar äußerte sich der neue Präsident hier gegenüber seinem Vorgänger Johann Marte, der mit seinem Team die Institution 17 Jahre "mit Engagement und Einfühlungsvermögen" geleitet habe. "Ich möchte in seinem Sinn das große Erbe von 'Pro Oriente' weiterführen", erklärte Kloss.
Dazu gehöre wesentlich die menschliche Begegnung mit den Repräsentanten der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen, die Funktion von "Pro Oriente" als Plattform des inoffiziellen ökumenischen Dialogs sowie die Reisetätigkeit, um die Realität der östlichen Kirchen besser kennen zu lernen und das wechselseitige Verständnis zu fördern. Kloss:
Unsere Aufgabe ist es, die Kräfte zu stärken, die pro-ökumenisch eingestellt sind. Wo wir die Kontakte haben und es die Möglichkeiten gibt, wollen wir das ökumenische Fundament festigen, wir wollen geduldig mitweben am Teppich der Ökumene, der aus vielen unterschiedlichen Fäden besteht.
Thinktank für Ostkirchen-Wissen
Er habe seit der Bekanntgabe seiner Ernennung zum "Pro Oriente"-Präsidenten in den letzten Monaten noch deutlicher erfahren, welchen "Schatz von Wissen und Erfahrung" das Netzwerk von "Pro Oriente" darstelle, betonte Kloss am Montag: "'Pro Oriente' kann als 'think tank' in die Öffentlichkeit wirken, wenn es darum geht, Wissen über die komplexen Zusammenhänge der ostkirchlichen Welt zur Verfügung zu stellen". So habe auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. "Pro Oriente" als eine der "wichtigsten ökumenischen Institutionen" bezeichnet, und auch beim Heiligen Stuhl messe man der Stiftung eine hohe Bedeutung zu, habe er in seiner Botschaftertätigkeit feststellen können.
Neuer Generalsekretär Bernd Mussinghoff
Mit Präsident Kloss hat am Montag bei "Pro Oriente" auch ein neuer Generalsekretär seinen Dienst begonnen: Bernd Alexander Mussinghoff, 1975 geborener Westfale und verheiratet mit einer Wienerin, der Theologin Miriam Leidinger-Mussinghoff, mit der er eine Tochter hat, trat die Nachfolge von Regina Augustin an. Mussinghoff studierte in Münster Theologie, Psychologie, Islam- und Religionswissenschaft, ist ausgebildeter Coach, absolvierte ein Studienjahr in der Jerusalemer "Dormtio"-Abtei und schrieb eine Diplomarbeit über die armenisch-türkische Versöhnung.
Vor seiner letzten Tätigkeit als Referent für den Bereich Weltkirche und Migration im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz leitete Mussinghoff das Jerusalemer Büro des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. Frühere Tätigkeiten im Bereich Ökumene waren u.a. an der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde Münster, wo er u.a. einen studentischen christlich-muslimischen Arbeits-und Gesprächskreis begründete. Von 2006 bis 2008 war Mussinghoff, der u.a. auch Arabisch und Hebräisch spricht, zudem Referent am Hamburger Institut für Theologie und Frieden.
Der Gründungsauftrag Kardinal Königs an die Stiftung, zur sichtbaren Einheit der Christen und Kirchen beizutragen, sei "aktueller denn je", erklärte Mussinghoff. Die Versöhnung sei ein schwieriges Unterfangen, besonders im Nahen Osten: "US-Amerikaner sind gewohnt, in Jahrzehnten zu denken, Europäer in Jahrhunderten, die Bewohner des Nahen Ostens in Jahrtausenden, was man auch an der dort sehr weit zurückreichenden Kulturgeschichte merkt. Das macht Versuche der Versöhnung anspruchsvoller." Pro Oriente wolle nach Möglichkeit dazu beitragen, dass die Kirche in Krisenländern wie dem Irak und Syrien nach Überwindung der Gewalt eine Konsolidierung und erneuten Aufschwung erlebe, wofür jedoch "langer Atem" nötig sein werde.
Wichtig sei es laut dem neuen Generalsekretär jedoch auch, dass es im inoffiziellen ökumenischen Dialog nicht nur Gespräche von Fachexperten gebe, sondern auch ein "Wirken in die Breite": Auch an der "Basis" gelte es das Ökumene-Interesse zu wecken und zu fördern. So schwierig dies im Moment auch sei: Man müsse "dranbleiben und unverdrossen am Programm der kleinen Schritte zur Versöhnung und zur Einheit der Kirche arbeiten".
Quelle: kathpress