"Kirchenbank und Schulbank": Ordensschulen feiern Jubiläum
Mit einem Festakt und einem Festgottesdienst hat die Vereinigung der Ordensschulen Österreichs (VOSÖ) am Wochenende in Mariazell ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Aktuell umfasst die Vereinigung 14 Bildungsstandorte mit insgesamt 46 Einrichtungen von zwölf katholischen Orden in sieben Bundesländern. 8.500 Kinder werden unterrichtet. VOSÖ-Vorstandsvorsitzender Rudolf Luftensteiner bedankte sich in seiner Rede beim Festakt für den Einsatz aller Beteiligten, dass das Unternehmen so gut gedeihen konnte. Alle Mitarbeiter stünden für die Kinder und Jugendlichen in der Verantwortung. Luftensteiner und Maria Habersack, Geschäftsführerin der VOSÖ, konnten in Mariazell mehr als tausend Festgäste begrüßen.
Die Ordensschulen seien gemeinsam und im stetigen Austausch zu "einem großen Baum gewachsen", so Luftensteiner. Damit so ein Baum gesund sein könne, brauche es gesunde Wurzeln und eine gesunde Krone. "Erst das Zusammenwirken von Wurzeln und Krone macht so einen Baum groß."
Über die Qualität von Ordensschulen entscheide, wie konkret Gott erfahrbar wird, dem es um das Wohl aller Menschen gehe. Wesentliche Wurzel für christliche Schule sei die "Lebenshaltung der Dankbarkeit". Luftensteiner:
Wir glauben und dürfen danach leben, dass wir und alle Menschen geliebte Kinder Gottes sind. Diese Liebe können wir uns nicht verdienen. Sie ist uns, sie ist allen geschenkt. Kirche, katholische Schule, Ordensschule lebt vom Dienst füreinander, vom Dienst aneinander.
Papst Franziskus nenne dies den "Dienst der solidarischen Humanität", der auch heute noch primäres, grundlegendes Gebot von Ordensschule sei.
"Die Wurzel trägt dich"
Das Jubiläumsfest stand unter dem Motto Motto "Die Wurzel trägt dich". Maria Habersack ging in ihrer Rede auf dieses Motto ein:
Die Wurzel, die alle Ordensschulen trägt, ist Jesus Christus. Er ist Wurzel und Fundament, auf dem unser gemeinsames Werk, die VOSÖ gebaut ist.
Aber nicht nur die Wurzel, sondern auch der Baum mit seinen weitverzweigten Ästen, die Blüten, Blätter und Früchte in unterschiedlicher Ausprägung tragen, stünden als Symbol für die mittlerweile 14 Standorte der Vereinigung.
Jesuiten-Provinzial Bernhard Bürgler erinnerte ebenfalls an Papst Franziskus, der betone, dass man nicht von katholischer Erziehung sprechen könne, ohne von Menschlichkeit zu sprechen. Christliche Erziehung bedeute, die menschliche Existenz immer in all ihren Dimensionen zu erfassen, wobei eine dieser Dimensionen die Transzendenz sei. Deren Ausschluss sei laut Papst Franziskus die größte Krise in der Erziehung, erinnerte Bürgler. Einen Kontrapunkt dazu setzten die Schulen in katholischer Trägerschaft.
Die VOSÖ sei vor 25 Jahren mit dem Anliegen gegründet worden, den bunten Garten der Schulen der unterschiedlichen Ordensgemeinschaften zu erhalten, zu pflegen und auch weiterzuentwickeln. In durchaus auch mühevoller Arbeit konnte bis heute sichergestellt werden, "dass wertvolle pädagogische Impulse und Einsichten der unterschiedlichen Ordenstraditionen nicht an ein Ende kommen, sondern weitergeführt werden", so Bürglers Resümee: "Damals vor 25 Jahren war es ein Experiment. Heute zeigt sich: Die VOSÖ hat es in guter gelungener Weise auf sich genommen, an ihren Schulen das Ordenscharisma lebendig zu halten und als Grundlage des pädagogischen Handelns weiter zu entwickeln."
Die Leiterin des Amts für Schule und Bildung der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz, unterstrich das Bemühen der Verantwortlichen in den katholischen Schulen, zum Gelingen einer friedlichen, solidarischen und besseren Welt beizutragen.
"Die Kirchenbank genügt nicht"
Dem anschließenden Festgottesdienst in der Mariazeller Basilika stand der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften, der emeritierte Abt Christian Haidinger vor. Die Predigt hielt die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFÖ) Beatrix Mayrhofer. Viele Ordensgründerinnen und Ordensgründer hätten als Antwort auf Nöte der jeweiligen Zeit Schulen gegründet, so Mayrhofer: "Sie wussten, die Kirchenbank genügt nicht. Neben der Kirchenbank brauchte es die Schulbank, die Bildung. Ordensschulen sind Bildungseinrichtungen." Mayrhofer erinnerte weiter an das Engagement vieler Verantwortlicher mit Weitblick, das zum Zusammenschluss der Ordensschulen vor 25 Jahren führte.
Die Arbeit von Pädagoginnen und Pädagogen sei nicht immer so offensichtlich wie die von Handwerkern. Aber: "Wir dürfen unseren Dienst tun, damit aus unseren Kindern Menschen werden, die die Herausforderungen des Lebens in vielfacher Weise meistern können", so Sr. Mayrhofer. Als Begleiter, als Helfer dürfen Pädagoginnen und Pädagogen auch die alles entscheidende Frage nach Gott stellen.
Wer die Frage nach Gott nicht stellt, hat keine Antwort darauf, wer denn der Mensch sei.
"Wenn es die katholischen Ordensschulen nicht gäbe, müsste man sie glatt erfinden.", sagte Mayrhofer im Anschluss an den Gottesdienst im "Kathpress"-Interview: "Ordensschulen stärken einander in der Vereinigung und helfen einander in die Zukunft." Es komme darauf an, das Feuer der "Liebe zu Jesus, zum dreifaltigen Gott nicht erlöschen zu lassen und dass wir aus diesem Feuer heraus weiterhin in die Zukunft gehen. Da bin ich zuversichtlich, dass die Menschen immer wieder großen Eifer im Dienst der Erziehung haben."
VOSÖ-Vorsitzender Luftensteiner zog im Gespräch mit "Kathpress" eine positive 25-Jahr-Bilanz. Die Geschichte habe gezeigt, dass es möglich sei, Ordensschulen zu führen und ihr Erbe so in die Zukunft zu tragen, dass sie nicht nur allgemeine Privatschulen seien sondern "Charisma und Idee der Orden weitertragen. Wenn wir uns als Schulerhalter das Weitertragen der Charismen wünschen und das auch von den Mitarbeitern einfordern, müssen wir diese auch dazu befähigen." Deshalb investiere man so viel in die Fortbildung. Die Ordensschulen würden das schließlich auch von jenen Mitarbeitern fordern, die nicht mehr bei den Orden groß geworden und dort sozialisiert wurden.
Die VOSÖ wurde 1993 auf Initiative der Österreichischen Ordensgemeinschaften gegründet. 2018 ist sie der größte private Schulträger Österreichs. Von den insgesamt 357 katholischen Privatschulen mit 72.799 Kindern sind 239 Ordensschulen mit 50.500 Kindern, ein Sechstel davon besuchen Schulen der VOSÖ.
Mitglieder der VOSÖ sind derzeit in Wien das Kollegium Kalksburg (Jesuiten), die Salvatorschule Kaisermühlen (Salvatorianerinnen), die Albertus-Magnus Schule (Marianisten) und die Bildungsgemeinschaft St. Marien (Barmherzige Schwestern); in Niederösterreich das Klemens-Maria-Hofbauer-Gymnasium Katzelsdorf (Redemptoristen) sowie die Mary-Ward Schulen in St. Pölten und Krems (Congregatio Jesu); in Tirol das PORG Volders (Serviten) und das Wirtschaftskundliche Realgymnasium der Ursulinen Innsbruck; in Salzburg das Elisabethinum St. Johann/Pongau (Halleiner Schwestern Franziskanerinnen) und das Missionsprivatgymnasium St. Rupert in Bischofshofen (Steyler Missionare); in Oberösterreich die Bildungsgemeinschaft St. Anna Steyr (Barmherzige Schwestern); im Burgenland die Klosterschule in Neusiedl am See (Schwestern vom Göttlichen Erlöser) und in der Steiermark der Campus Sacre Coeur-Graz (Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu).
Quelle: kathpress