Bürgerinitiative "#fairändern" fordert mehr Hilfe für Schwangere
Die noch bis 24. November zur Unterschrift aufliegende Bürgerinitiative "#fairändern", die sich für mehr Hilfe für Frauen im Schwangerschaftskonflikt einsetzt, wird von bekannten Namen aus Politik, Gesellschaft und Kirche unterstützt. Darauf haben die Initiatoren der Bürgerinitiative am Montag in einer Pressemitteilung hingewiesen. Auf der Unterstützerliste finden sich demnach bisher u.a. die "Miss Earth 2016" Kimberly Budinsky, die Moderatorin Nora Kahn oder Thai-Boxweltmeister Fadi Merza. Neben katholischen Würdenträgern wie Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Franz Lackner unterstützt auch der frühere niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll die Anliegen der Bürgerinitiative.
Für sechs Forderungen setzt sich #fairändern konkret ein: Eine anonymisierte Statistik und Motivforschung für Schwangerschaftsabbrüche, eine verpflichtende dreitägige Bedenkzeit vor einer Abtreibung, den Ausbau von Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten samt ärztlicher Hinweispflicht darauf sowie die Abschaffung der sogenannten "eugenischen Indikation", derzufolge Kinder bei schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung derzeit bis zur Geburt abgetrieben werden dürfen. Insgesamt gehe es um eine "Fairbesserung" der Gegebenheiten, in der Frauen und Familien eine Abtreibung erwägen, erklären die Initiatoren die Bezeichnung der im Juni gestarteten Bürgerinitiative.
Bedarfsgerechte und zielgruppenspezifische Maßnahmen zur "bestmöglichen Unterstützung" für Frauen im Schwangerschaftskonflikt seien nur durch verlässliche Zahlen und anonyme Motivforschung möglich, argumentiert eine der Unterzeichnerinnen, die Wiener Landtagsabgeordneten Caroline Hungerländer. "Eine Statistik und die daraus gewonnen Erkenntnisse könnten viele Leben 'fairändern' und retten", wurde die ÖVP-Mandatarin in der Aussendung zitiert. Hungerländer hatte bereits im Juni im Wiener Gemeinderat einen Antrag für "eine statistische Erhebung und adäquates Studiendesign zur anonymen, freiwilligen Motivforschung von Schwangerschaftsabbrüchen" eingebracht - bisher allerdings noch ohne Erfolg.
Es handle sich bei #fairändern "nicht nur um eine politische Aktion, sondern indirekt auch um eine Sensibilisierung vieler Menschen für die Nöte und Bedürfnisse von schwangeren Frauen und Familien und die Würde von Menschen mit Behinderung", erklärte Petra Plonner, Erstunterzeichnerin und stellvertretende Vorsitzende der Bürgerinitiative.
"Wirkliche" Fragen ansprechen
Hintergründe zur Bürgerinitiative legte Plonner auch in einem Interview für die aktuelle Ausgabe der Cartellverband-Zeitschrift "Academia" dar. Mit Abtreibung sei immer "viel Leid verbunden", handle es sich doch aus Sicht der Betroffenen "eben nicht um einen ganz normalen medizinischen Eingriff, über den man spricht wie über eine Blinddarmoperation".
Auf schwangere Frauen in Problemsituationen werde ein "unfairer" Druck in Richtung Abtreibung ausgeübt, so Plonner. Im Arztgespräch bespreche man zudem meist nur Ablauf und Kosten des Abbruchs, nicht aber die "wirklich bewegenden Fragen", die da wären: "Wie kann ich mein Leben nach der Entscheidung weiterleben, wie kann ich ein Kind finanzieren, wie kann ich das alles schaffen, bin ich nachher alleine gelassen?". Frauen bräuchten Schutz vor überstürzter Entscheidung und umfassende Information über die psychosoziale, finanzielle und rechtliche Komponente, worauf auch der Frauenarzt hinweisen müsse, forderte Plonner.
Erklärtes Anliegen von "#fairändern" sei es, das mit der Abtreibung verbundene "Tabu" zu überwinden und inmitten einer stark polarisierten Debatte für "mehr Achtsamkeit" zu sorgen. Derzeit sei oft eine "extreme Sprache" vorzufinden, die nicht weiterhelfe: "Ich persönlich möchte weder als Mörderin noch als Frauenverräterin bezeichnet werden", so die Schwangerschaftsberaterin, die einst selbst abgetrieben hat. (Informationen: https://fairändern.at)
Quelle: kathpress