Vereinigung von Ordensschulen auf Wachstumskurs
Die "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs" (VOSÖ) wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen und noch weitere Standorte unter ihr Dach aufnehmen: Zu dieser Einschätzung ist VOSÖ-Vorstandsvorsitzender Rudolf Luftensteiner am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien anlässlich des bevorstehenden 25-Jahr-Jubiläums der VOSÖ gekommen. Aktuell umfasst die Vereinigung 14 Bildungsstandorte mit insgesamt 46 Einrichtungen von zwölf katholischen Orden in sieben Bundesländern. 8.500 Kinder werden hier unterrichtet. Luftensteiner erwartet in den nächsten Jahren einen Anstieg auf bis zu rund 16.000 Kinder.
Das Wachstum bringe aber nicht nur Vorteile mit sich. So sei der Anspruch der Ordensschulen, sich sehr individuell mit jedem einzelnen Schüler zu befassen, ab einer gewissen Größe nur mehr schwer aufrechtzuerhalten, gab der Vorstandsvorsitzende zu bedenken. Die Finanzierung bereite ihm keine Sorgen, auch wenn nun Mittel, die in den letzten Jahren durch die einfache Lebensweise vieler Gemeinschaften frei geworden seien, "jetzt nicht mehr da sind". Generell beklagte Luftensteiner jedoch mangelnde Wertschätzung in der Gesellschaft dafür, "was Ordensgemeinschaften an Zeit- und Finanzinvestment in den letzten Jahrhunderten in Schulen gesteckt haben".
Bei den Ordensgemeinschaften warb der Vorstandsvorsitzende um Vertrauen. Laien seien durchaus in der Lage, das Erbe der Gemeinschaften in derem Sinne weiterzuführen. Ziel der Vereinigung sei der Erhalt und die Weiterführung der Tradition von Ordensschulen als wesentlichen Bestandteil der österreichischen Bildungslandschaft. Dabei spiele die Weiterführung- und Entwicklung der individuellen Ordenscharismen eine zentrale Rolle.
Allerdings brauche es neue Strukturen, "denn die Jugendlichen, die zu uns kommen, sind vielfach religiöse Analphabeten", erläuterte Luftensteiner. Diesen gelte es zu zeigen, dass es im Leben mehr gebe, als das was sich wägen oder messen lasse.
Habersack: Mehr als bloße Wissensvermittlung
Der Bildungsauftrag der Ordensschulen gehe über eine bloße Wissensvermittlung hinaus, sagte auch VOSÖ-Geschäftsführerin Maria Habersack. Die Einrichtungen ließen die Frage nach Gott, dem Wohin und Woher oder dem Sinn des Lebens zu und öffneten Räume, in denen Dialogfähigkeit geübt und Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen möglich werde.
"Als katholische Ordensschulen und Bildungseinrichtungen ist es uns ein ganz großes Anliegen, junge Menschen so zu begleiten, dass sie Verantwortungsbewusstsein für andere, Empathiefähigkeit und ein soziales Gewissen entwickeln können", so Habersack. Das sei ein klares Gegenkonzept zu gesellschaftlichen Entwicklungen, wie Entsolidarisierung, Egozentrismus oder die Ökonomisierung des Menschen. Deshalb leisteten die Vereinigung und ihre Einrichtungen hier einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.
Klarer Bildungsauftrag der Einrichtungen sei es, "junge Menschen, Kinder und Jugendliche zu verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen, sie dorthin zu führen und zu begleiten", erläuterte die Geschäftsführerin. "Wir wollen sie befähigen, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, weil sie sozusagen nicht nur sich selbst im Mittelpunkt sehen, sondern im Laufe ihrer Kindergarten- und Schulzeit gelernt haben, auch Verantwortung für andere zu übernehmen." In einer sehr stark individualisierten Gesellschaft sei das ein "klares pädagogisches Gegenkonzept".
Im Rückblick auf die Gründerzeit der VOSÖ erinnerte sich Sr. Cäcillia Kotzenmacher, stellvertretende Vorstandsvorsitzende: Die große Herausforderung bei der Gründung sei es gewesen, Überzeugungsarbeit zu leisten.
Unsere Ideen haben Wurzeln geschlagen und es sind sukzessive Gemeinschaften an uns herangetreten mit der Bitte, ihre Schule zu prüfen und dann in die Vereinigung zu übernehmen.
Mit Blick auf die Zukunft der VOSÖ erwartet Sr. Kotzenmacher, "dass es noch einige geben wird, die anklopfen werden und bitten, dass wir ihre Standorte übernehmen. Momentan sind jetzt sehr viele in der Warteschleife und ich könnte mir denken, dass das in den nächsten Jahren noch anhält".
Die VOSÖ wurde 1993 auf Initiative der Österreichischen Ordensgemeinschaften gegründet. 2018 ist sie der größte private Schulträger Österreichs. Von den insgesamt 357 katholischen Privatschulen mit 72.799 Kindern sind 239 Ordensschulen mit 50.500 Kindern, ein Sechstel davon besuchen Schulen der VOSÖ.
Mitglieder der VOSÖ sind derzeit in Wien das Kollegium Kalksburg (Jesuiten), die Salvatorschule Kaisermühlen (Salvatorianerinnen), die Albertus-Magnus Schule (Marianisten) und die Bildungsgemeinschaft St. Marien (Barmherzige Schwestern); in Niederösterreich das Klemens-Maria-Hofbauer-Gymnasium Katzelsdorf (Redemptoristen) sowie die Mary-Ward Schulen in St. Pölten und Krems (Congregatio Jesu); in Tirol das PORG Volders (Serviten) und das Wirtschaftskundliche Realgymnasium der Ursulinen Innsbruck; in Salzburg das Elisabethinum St. Johann/Pongau (Halleiner Schwestern Franziskanerinnen) und das Missionsprivatgymnasium St. Rupert in Bischofshofen (Steyler Missionare); in Oberösterreich die Bildungsgemeinschaft St. Anna Steyr (Barmherzige Schwestern); im Burgenland die Klosterschule in Neusiedl am See (Schwestern vom Göttlichen Erlöser) und in der Steiermark der Campus Sacré Coeur-Graz (Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu).
Am 29. September feiert die Vereinigung ihr 25-jähriges Jubiläum in Mariazell, mit einem Festgottesdienst in der Basilika mit Bischof Wilhelm Krautwaschl um 14.30 Uhr als Höhepunkt. Zum Jubiläum haben die heimischen Ordensgemeinschaften Videos mit Interviews von Verantwortlichen produziert, die über die Website www.ordensgemeinschaften.at abrufbar sind.
Quelle: kathpress