Dreikönigsaktion: EU-Lebensmittelpolitik muss Kleinbauern fördern
Gegen eine EU-Agrarpolitik, die die Profite weniger im Blick hat und wie sie aktuell auch von der österreichischen Bundesregierung mit Steuermitteln subventioniert wird, hat die kirchliche Dreikönigsaktion (DKA) protestiert. Die Industrielle Landwirtschaft "frisst Ressourcen und macht weltweit Menschen abhängig von Saatgutfirmen, Krediten und Lebensmittelkonzernen", so die DKA in einer Aussendung. Anlass ist das dieswöchige Treffen der EU-Agrarminister in Schloss Hof (NÖ). Mit einem Kochlöffel- und Kochtopf-Konzert wurden die Minister am Dienstagmorgen von Vertretern der Protestplattform "Wir haben es satt" empfangen. Die DKA ist Teil dieses Bündnisses.
Papst Franziskus spreche von einer "Kommerzialisierung der Lebensmittel", erinnerte DKA-Referentin Isabella Wieser in der Aussendung:
Überall auf der Welt führt dies dazu, dass Kleinbäuerinnen und -bauern ihre Höfe aufgeben müssen. Sie sind aber das Rückgrat der Nahrungsmittelproduktion. 70 Prozent aller Lebensmittel wachsen auf ihren Feldern. Sterben die Kleinbauern, hungert die Welt.
Die EU-Agrarpolitik dürfe nicht die Profite weniger im Blick haben. Sie müsse die Umwelt schützen, gesunde und vielfältige Ernährung gewährleisten und die Lebensgrundlagen der Bauern und Bäuerinnen bewahren - in Europa, aber auch in den Ländern des globalen Südens. Zahlreiche Kleinbauern würden dort durch die mit öffentlichen Geldern subventionierte Konkurrenz agroindustrieller Landwirtschaft ihrer Lebensgrundlagen beraubt, und zahlreiche Menschen würden für den Anbau von Futtermitteln von ihrem Land vertrieben. "Auch die österreichische Bundesregierung fördert mit unser aller Steuergelder eine agrarindustrielle Entwicklung, die nicht zukunftsfähig ist und bei der die Bäuerinnen und Bauern auf Strecke bleiben. Das Höfesterben geht ungebrochen weiter, weltweit werden landwirtschaftlichen Betriebe in einen ruinösen Verdrängungswettbewerb geschickt", appellierte Wieser an die Regierung zu einem Umdenken.
Nein zu Politik für Großgrundbesitzer
Die "Wir haben es satt"-Plattform" fordert insgesamt eine demokratische Lebensmittelpolitik statt einer an den Interessen der Großgrundbesitzer, des Handel und der Agrarindustrie ausgerichteten Agrarpolitik. Derzeit würden die wichtigsten Entscheidungen einigen wenigen Akteuren überlassen. Das verschärfe die Krisen des Agrarsystems - bei Klima, Biodiversität, Höfesterben, Umweltverschmutzung, Hunger, Mangelernährung und den Weltmärkten - immer weiter.
Eine demokratische Lebensmittelpolitik müsse auf die Bauern und Bäuerinnen, Landarbeiter, Umwelt, Gesundheit, Menschenrechte und die Lebensgrundlagen wie Land, Wasser und Saatgut ausgerichtet sein. "All diese Bereiche sind direkt von der Art betroffen, wie unsere Lebensmittel produziert, verteilt und konsumiert werden. Deshalb geht es um die demokratische Gestaltung unseres Lebensmittelsystems." Eine "demokratische Lebensmittelpolitik" ermögliche Ernährungssouveränität. "Wirkliche Lösungen für die Herausforderungen und gesellschaftlich wünschenswerte Ziele können nur mit einer radikalen sozial-ökologischen Wende erreicht werden", so Wieser. (Positionspapier der "Wir haben es satt"-Plattform zur Lebensmittelpolitik: https://wirhabenessattaustria.wordpress.com/demokratische-lebensmittelpolitik/)
Quelle: kathpress