Steiermark: Neuer Superintendent Rehner ins Amt eingeführt
Der neue evangelisch-lutherische Superintendent in der Steiermark, Wolfgang Rehner, ist am Sonntag in der Grazer Heilandskirche von Bischof Michael Bünker feierlich in sein Amt eingeführt worden. Er folgt auf Hermann Miklas, der nach 19 Jahren als steirischer Superintendent in den Ruhestand getreten ist. Unter den zahlreichen Festgästen beim Gottesdienst in der Grazer Heilandskirche befanden sich u.a. der katholische Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, die steirische Landtagspräsidentin Bettina Vollath sowie weitere Vertreter aus Ökumene, Politik und Gesellschaft.
In seiner Predigt erinnerte Rehner laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes an den Apostel Paulus, der die Gemeinschaft der Gläubigen als Leib Jesu Christi bezeichnet hatte. Es gehe um den besonderen Auftrag an die Gemeinschaft der Christenheit, die wie in einem Puzzle von vielen besonderen Einzelteile gebildet werde. Besonderes Augenmerk müsse in diesem Ganzen aber auch den Randgruppen geschenkt werden, unterstrich Rehner. Er schloss mit einem Appell an die ökumenische und innerevangelische Verbundenheit im Land:
Wir wissen uns als einen kleinen Teil der weltweiten Christenheit. Daher ist dieser Gottesdienst nur so denkbar, wie wir ihn feiern: In der Verbundenheit der Evangelischen Kirchen in ganz Österreich und in der Verbundenheit der Ökumene.
Bischof Krautwaschl betonte in seinem Grußwort das Modell der Ökumene als "Einheit in Vielfalt". Bei aller Sehnsucht nach dem gemeinsamen Abendmahlstisch dürfe "nicht übersehen werden, dass christliche Kirchen weniger trennt, als ihnen gemeinsam ist". Einstimmig müsse die Stimme der Kirchen jedenfalls sein, wenn sie als Mahnerin und Verfechterin der Vielfalt auftritt, "als prophetischer Geist jenen gegenüber, die auf sich selbst bestehen und von sich alleine überzeugt sind, andere nicht einmal dulden wollen", so Krautwaschl wörtlich. "Für uns in der Steiermark" wünsche er sich, dass der neue Superintendent "einerseits mit der Sehnsucht nach dem gemeinsamen Tisch, andererseits mit der Freude an der christlichen Mehrsprachigkeit" wirken werde.
Bünker: "Verbunden über Grenzen hinweg"
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker erinnerte an die siebenbürgische Herkunft Rehners, der im rumänischen Großpold konfirmiert wurde - einer Gemeinde, in der im 18. Jahrhundert vertriebene Evangelische aus Österreich angesiedelt worden waren. Mit Rehners Übersiedelung nach Österreich 1996 und seinem Amtsantritt als Superintendent schließe sich somit ein Kreis. Jeder Schritt in eine vermeintliche Fremde sei zugleich eine Heimkehr, so Bünker: "Alles ist miteinander verbunden über Grenzen hinweg." Den Zusammenhang des Ganzen nicht aus den Augen zu verlieren stelle auch eine zentrale Aufgabe des künftigen Superintendenten dar.
Beeindruckt vom Lebenslauf des neuen Superintendenten zeigte sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Wer als junger Mensch Unfreiheit und Unterdrückung miterlebt habe, werde "ein Leben lang offen sein und schauen, dass die Freiheit des Wortes, des Denkens und Handelns nicht gefährdet ist", so der Landeshauptmann. Dem neuen Superintendenten wünschte Schützenhöfer viel Kraft, um die "Gesellschaften wachzurütteln" und "gegen den Strom der Beliebigkeit Werte zu vermitteln". Dem scheidenden Superintendenten Hermann Miklas dankte der Landeshauptmann für die "unglaubliche Arbeit für Menschen in Kirche und Land".
Die steirische Landtagspräsidentin Bettina Vollath (SPÖ) sah in Rehners Wahl zum Superintendenten ein Zeichen für "wichtige Werte in unserer Gesellschaft". Wer wie Rehner seine Heimat verlasse, könne anderswo heimisch werden. Rehners Biographie sei der Beweis dafür, dass "die geographische Herkunft eben nicht die entscheidende Dimension in einem Leben ist".
Geboren in Siebenbürgen
Wolfgang Rehner wurde 1962 im siebenbürgischen Hermannstadt (Sibiu) geboren und studierte dort Theologie. Nach dem Vikariat und der Ordination 1986 übernahm Rehner die Diasporapfarrstelle im rumänischen Bistritz. Nach einer weiteren Station in Kerz bei Hermannstadt wechselte er 1996 in die obersteirische Pfarrgemeinde Ramsau, seit 2014 ist er amtsführender Pfarrer in Salzburg-Nördlicher Flachgau. Wolfgang Rehner ist verheiratet und hat drei Kinder. Im März des Jahres wurde er von den Delegierten der steirischen evangelischen Pfarrgemeinden zum siebenten Superintendenten der Steiermark gewählt. Die Evangelische Diözese Steiermark besteht seit 1946 und hat rund 38.400 Mitglieder in 33 Gemeinden.
Quelle: kathpress