"Sonntag der Völker" im Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen
Die Kirche macht am kommenden "Sonntag der Völker", 30. September, auf die Vielfalt der Nationen in der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft aufmerksam. Besonders im Blickfeld ist heuer unter dem Motto "aufnehmen, beschützen, fördern und integrieren" die Situation der Migranten und Flüchtlinge. Dazu finden in den Diözesen Österreichs besonders gestaltete Gottesdienste statt, bei denen die Gläubigen der anderssprachigen katholischen Gemeinden im Zentrum stehen. Am vielfältigsten ist dabei Wien: Hier gibt es unter den dutzenden Gemeinden u.a. auch eine armenisch-katholische, indonesische, japanische und lateinamerikanische Gemeinde. Das Hochamt am Sonntag im Stephansdom um 10.15 Uhr wird musikalisch gestaltet von den fremdsprachigen europäischen Gemeinden in Wien.
Zum Hintergrund: Der "Sonntag der Völker" hieß früher "Gastarbeitersonntag" bzw. "Ausländersonntag". Die katholische Kirche legt großen Wert auf die "Begegnung der Völker" auch innerhalb der christlichen Gemeinden: 2004 veröffentlichte der Vatikan das Dokument "Die Liebe Christi zu den Migranten", in dem es heißt:
Die Fremden sind ein sichtbares Zeichen und ein wirksamer Aufruf jenes Universalismus, der ein grundlegendes Element der katholischen Kirche ist.
Auch nach dem Jesuswort "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen" (Mt 25,35) muss die Aufnahme von Fremden ein dauerhaftes Zeichen der Kirche Christi bleiben, jede Pfarrgemeinde ist zu Gastfreundschaft gegenüber den "Fremden" angehalten, wie Papst Franziskus angesichts der Flüchtlingswelle mehrfach aufrief.
In seiner diesjährigen Botschaft zum kirchlichen "Welttag des Migranten und des Flüchtlings" forderte Franziskus alle Seiten zur Überwindung von Ängsten sowie gegenseitigem Respekt auf. Zweifel und Ängste zu haben sei keine Sünde, es sei jedoch Sünde, "zuzulassen, dass diese Ängste unsere Antworten bestimmen", sagte Franziskus am 14. Jänner im Petersdom. Der Papst wandte sich ausdrücklich an beide Seiten und nahm Migranten, Flüchtlinge und Asylsuchende ebenso in die Pflicht wie Aufnehmende: Er mahnte, nicht zuzulassen, dass Ängste "unsere Entscheidungen bedingen, den Respekt und die Großherzigkeit in Mitleidenschaft ziehen, die Ablehnung nähren und Hass schüren". Migranten rief er dazu auf, sich zu integrieren und Vorbehalten in den Aufnahmeländern mit Verständnis zu begegnen.
Vielsprachige Gottesdienste
In den österreichischen Domkirchen und auch in den Pfarrgemeinden wird der "Sonntag der Völker" mit speziell gestalteten Gottesdiensten begangen. Im Wiener Stephansdom leitet Weihbischof Franz Scharl, Wiener Bischofsvikar für die Kategoriale Seelsorge und die anderssprachigen Gemeinden, die Messfeier um 10.15 Uhr. In Linz wird ein vielsprachiger Gottesdienst von Diözesanbischof Manfred Scheuer um 10 Uhr im Mariendom gefeiert, anschließend wird zu einem Begegnungsfest am Domplatz geladen. In Innsbruck feiert Bischof Hermann Glettler um 10 Uhr die "Völker-Messe" im Dom zu St. Jakob.
In St. Pölten feiert am 30. September um 10.30 Uhr im Dom Diözesanbischof Alois Schwarz mit katholischen Migranten u.a. aus Kroatien, den Philippinen, aus Nigeria, Brasilien, Polen und Ungarn. Sepp Gruber, Koordinator der Fremdsprachigenseelsorge in der Diözese St. Pölten, warb dafür mit der Ankündigung von Liedern und anderen Feierelementen aus anderen Ländern und einer anschließenden "multikulturellen Agape" im Bischofshof.
Die Kirche der Steiermark - Missio-Steiermark und das Welthaus der Diözese Graz-Seckau - lädt zum "Sonntag der Völker" zu einer Fußwallfahrt für die Weltkirche von Stainach nach Irdning. "Der christliche Glaube ist kein System. Er ist ein Weg und dem Weg ist es eigen, dass er nur durch das Gehen darauf erkennbar wird", wird Papst Benedikt XVI. in der Einladung zitiert. Am Beginn des Monats der Weltkirche im Oktober solle diese Erfahrung bei der Fußwallfahrt geteilt werden. Treffpunkt für die Wallfahrer ist um 13.45 Uhr die Pfarrkirche Stainach. Von dort geht es nach Irdning zum Kapuzinerkloster. Als besondere Gäste werden Regina Mukama und Father Wilibald Maningi aus Tansania sowie Sr. Gertrud Höggerl aus Äthiopien erwartet.
Wie in vielen Pfarren wird auch in Hartberg ein Gottesdienst zum Thema "Sonntag der Völker" gefeiert. Mit dabei ist die Caritas Migrationsberatungsstelle Steiermark. Unter http://hartberg.graz-seckau.at/internetgottesdienst ist die Feier auch live im Internet zu sehen.
Liturgische Unterlagen zum "Sonntag der Völker" erstellte Laszlo Vencser, der Nationaldirektor der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich (E-Mail: nationaldirektion@bischofskonferenz.at).
Quelle: kathpress