Elbs zu "800 Jahre Feldkirch": Kirche soll an Grenzen tätig sein
Das Bild der Grenze ist mit der Stadt Feldkirch untrennbar verbunden und hat auch Bedeutung für die Kirche und ihr Handeln: Wie der Feldkircher Bischof Benno Elbs beim Jubiläumsgottesdienst "800 Jahre Feldkirch" am Sonntag im Dom der Vorarlberger Grenz- und Bischofsstadt erklärte, ist für die Kirche "die Grenze der eigentliche Ort, wo sie tätig sein soll". Gemeint seien damit nicht nur geographische Grenzen, sondern vor allem die Grenzsituationen des Lebens wie Krankheit, Leid und Tod sowie auch die Ränder der Gesellschaft mit ihren Armen, Benachteiligten und "Ausge-grenzten". Die Grenze werde somit - so Elbs - zur Mitte, zum Zentrum des Handelns und des sozialen Engagements. "Indem Jesus die Ränder zur Mitte seiner Botschaft macht, hat er eine echte Revolution eingeleitet."
Der Bischof äußerte sich anlässlich der "4. Vereinsmesse" der Feldkircher Vereine am 23. September 2018 im Dom der an der Grenze zur Schweiz gelegenen Stadt im Rheintal. Den vielen Vereinen und Gemeinschaften, "ob Rettung, Feuerwehr, Musik und Gesang, Sport oder Soziales" dankte Elbs für ihr Engagement und sprach Mut zu:
Die große humanistische, d.h. menschenliebende Verwurzelung, die Feldkirch durch die Geschichte hindurch ausgezeichnet, ja sogar mitausgebildet hat, möge uns in die Zukunft begleiten.
"Ein Blick über den Tellerrand hinaus weitet Horizonte", sagte der Bischof in seiner Predigt. "Denn vom Rand, von der Grenze her hat man einen besseren Blick auf die Mitte - auf das, worauf es wirklich ankommt". Das Wesentliche des Lebens erkenne man erst, wenn man an den Grenzen und an den Rändern des Lebens unterwegs ist. Elbs, der auch ausgebildeter Psychotherapeut ist, nannte Situationen wie das Zugehen auf Menschen, die ein plötzlicher Todesfall in eine tiefe Depression gestürzt hat; oder wenn man einen sozialen Einsatz in den Armenvierteln dieser Welt wage "und dort erlebt, was Armut und Bedürftigkeit wirklich bedeuten".
Solche Begegnungen an den Rändern des Lebens sind nach den Worten des Bischofs auch das beste Heilmittel gegen eine destruktive, lebensfeindlich Grundhaltung, die Papst Franziskus als "Globalisierung der Gleichgültigkeit" bezeichnet habe: "Damit meint er Gefühlskälte, Desinteresse am Mitmenschen und Hartherzigkeit."
Eine Grenze dürfe kein "Durchgangsposten" sein. Die von ihm genannten Grenzen der Existenz "stellen eine Stopp-Tafel auf, an der wir stehen bleiben müssen", appellierte Elbs. Und er warnte:
Wir dürfen nicht zu einer Gesellschaft der Passanten, d.h. von Vorübergehenden, werden, die Not sehen und einfach weitergehen. Not sehen und übersehen, Diskriminierung anderer zu erleben und doch nicht davon berührt zu werden.
Das sage er sich selber als Bischof, aber auch allen politisch Verantwortlichen: "Vergessen wir die Kleinen nicht, die heute unsere Hilfe brauchen!"
Carl-Lampert-Gipfelkreuz errichtet
Feldkirch, die mit 33.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Vorarlbergs, wurde 1218 erstmals urkundlich genannt. 750 Jahre später, am 8. Dezember 1968, wurde Feldkirch mit der Bulle "Christi caritas" von Papst Paul VI. zur Bischofsstadt in der gleichnamigen Diözese. Dieses Jubiläum war und ist Anlass für einen kirchlichen Festreigen im heurigen Jahr. Zuletzt wurde zum 50-jährigen Bestehen der Diözese Feldkirch mit dem Hubschrauber ein Gipfelkreuz auf das Kreuzjoch am Golm im Montafon geflogen, das dem 2011 selig gesprochenen NS-Opfer Carl Lampert gewidmet ist. Der Provikar des Tiroler Teils der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch wurde 1944 nach mehrfacher Gefangenschaft von den Nationalsozialisten hingerichtet. Während eines seiner Gefängnisaufenthalte fertigte er aus Draht ein kleines Kreuz. Dieses wird in Göfis, der Heimatgemeinde Lamperts, aufbewahrt. Das neue Gipfelkreuz ist dem Gebetskreuz Lamperts nachempfunden.
Zum Thema Gipfelkreuz veranstaltet die Diözese Feldkirch einen Fotowettbewerb. Bis zum 30. September können talentierte Fotografen ein besonders schönes Bild von einem Vorarlberger Gipfelkreuz auf Instagram posten, es mit dem Hashtag "#gipfelkreuzvorarlberg" versehen und "mit etwas Glück einen 100-minütigen Rundflug für zwei Personen über die Gipfelwelt des Ländles" gewinnen, heißt es auf der Diözesan-Website.
Quelle: kathpress