Bünker: Gegen zentrifugale Kräfte in Europa Akzente setzen
Angesichts der politischen, sozialen und gesellschaftlichen Fliehkräfte in Europa müssen sich die Kirchen für den Zusammenhalt und das Zusammenbleiben in Europa nicht nur mit Worten einsetzen, sondern dies auch selber praktizieren. Das betonte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker bei der Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), wie der Evangelische Pressedienst Österreichs am Samstag berichtete. Bünker nimmt als Generalsekretär der GEKE an den Beratungen teil, die noch bis Dienstag in Basel stattfinden.
Seit der letzten Vollversammlung, die 2012 in Florenz stattgefunden hat, habe sich Europa "in zunehmend krisenhafter Weise" verändert, befand der Bischof und erinnerte an die noch immer nicht ausgestandene Krise der Banken und Staatsschulden, die Herausforderung durch Globalisierung, Migration und Klimawandel, die Veränderung der politischen Weltlage, das Erstarken rechtspopulistischer Kräfte und die Etablierung illiberaler Demokratien mit der wachsenden Polarisierung der Gesellschaft und der zunehmenden Ungleichheit.
"Ich denke, es ist gut und angeraten, wenn sich Kirchen, speziell evangelische Kirchen, in Zeiten der Veränderung auf ihren Grund, auf das Evangelium besinnen", bekräftigte der Bischof am Freitagabend vor den rund 200 Delegierten in Basel. Das Evangelium bestimme den Auftrag, den es "hier und jetzt" wahrzunehmen gelte. "Dass wir dies gemeinsam tun, ist in sich schon wertvoll und soll in den kommenden Jahren gestärkt werden. Wir setzen damit einen anderen Akzent als die stärker werdenden zentrifugalen Kräfte in der Politik, die sich etwa in den nationalstaatlichen Alleingängen niederschlagen", so Bünker.
Gegenüber ihren Mitgliedskirchen werde seitens der GEKE darauf zu achten sein, dass die Frage nach Kirchengemeinschaft in geistlicher Hinsicht gestellt wird, ist Bünker überzeugt. Beharrlich gelte es deshalb darauf hinzuwirken, dass die Kirchen und Gemeinden, die um Aufnahme in die GEKE bitten, zuerst darauf hingewiesen werden, die Kirchengemeinschaft vor Ort zu suchen und zu leben und erst auf dieser Grundlage die Möglichkeit der Mitgliedschaft erwägen.
"Die GEKE ist ein Geschenk! So empfinde ich es nach zwölf Jahren der Tätigkeit als Generalsekretär", bilanzierte der Bischof. Vor allem 2017, im Jahr des großen Reformationsjubiläums, habe er die große Vielfalt, das Engagement und die Kraft des europäischen Protestantismus kennenlernen dürfen.
Nach dieser Vollversammlung übergibt Bünker des Amt des Generalsekretärs an den Theologen Mario Fischer, der im Februar vom Rat der GEKE zu seinem Nachfolger bestellt wurde. Fischer ist der erste hauptamtliche Generalsekretär der Kirchengemeinschaft. Der Sitz der Geschäftsstelle der GEKE, die 94 Mitgliedskirchen umfasst, wird nun dauerhaft in Wien sein. Die Kirchengemeinschaft vertritt rund 50 Millionen Protestanten aus 30 Kirchen in Europa und Südamerika.
Quelle: kathpress