Wien: Symposion über Christen in Syrien und im Libanon
"Kirchen des Orients im Brennpunkt" lautet der Titel eines Kurz-Symposions am Donnerstag, 20. September, ab 18 Uhr in Wien (Curhaus, 1010 Wien, Stephansplatz 3). Konkret soll die Lage der Christen in Syrien und im Libanon beleuchtet werden. Referenten sind der melkitische Priester Hanna Ghoneim und der maronitische Priester Michael Harb. Einen Überblick über den kirchlich-historischen und aktuellen politischen Hintergrund gibt eingangs der Wiener Ostkirche-Experte Prof. Rudolf Prokschi. Veranstalter des Symposions sind der Ökumene-Ausschuss des Vikariats Wien-Stadt, die Wiener Diözesankommission für ökumenische Fragen, die Initiative christlicher Orient (ICO) und die Stiftung Pro Oriente.
In Syrien gibt es, bedingt durch den bereits seit mehr als sieben Jahre dauernden Krieg, höchstens noch 500.000 Christen. Sie machen damit nur mehr 3,5 Prozent der Bevölkerung aus. Für die verbliebenen Christen in Syrien gebe es zur derzeitigen Assad-Regierung keine Alternative, so der Tenor vor Ort. Unter der Herrschaft der islamistischen "Rebellen" gäbe es für die Christen jedenfalls keine Zukunft im Land.
"Korbgemeinschaft" für Syrien
Der melkitische griechisch-katholische Priester Hanna Ghoneim stammt aus Syrien, wirkt aber schon viele Jahre in Wien. Auf seine Initiative hin hat Kardinal Christoph Schönborn die kirchliche Stiftung "Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien" gegründet und auch das Protektorat übernommen. Die operative Leitung liegt bei Ghoneim. Die "Korbgemeinschaft" ist derzeit u.a. in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Homs und in Aleppo tätig. Die Hilfe kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslime zugute. Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert, ärztliche Versorgung vermittelt, der Aufbau von kleinen Unternehmen unterstützt und es werden für Kinder Schulbusse finanziert. Genauso wird auch in die Renovierung von Kirchen investiert. (Infos: www.korbgemeinschaft.at)
Der kleinen melkitischen Gemeinde in Wien gehören etwa 500 Mitglieder an. Pfarrer Ghoneim feiert mit der Gemeinde die Gottesdienste in der Pfarre Nußdorf. Die Melkitische Griechisch- Katholische Kirche unterscheidet sich insofern von den anderen katholischen Orient-Kirchen, als dass die Gottesdienste im byzantinischen Ritus gefeiert werden. Allerdings in arabischer Sprache.
Maronitische Kirche
In etwa gleich groß wie die melkitische Gemeinde ist auch die maronitische, die von P. Michael Harb geleitet wird. Die spirituelle Heimat der Maroniten in Wien ist die Kirche St. Ruprecht im 1. Bezirk. Die maronitische Gemeinde bietet den in Wien lebenden Christen aus dem Nahen Osten regelmäßige muttersprachliche Pastoraldienste an. Gottesdienstbesucher sind arabische Christen aus dem Orient - Libanon, Syrien, Irak, Jordanien, Palästina, Ägypten und Zypern. P. Harb ist Mitglied der Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare.
Trotz aller Probleme ist nirgendwo sonst im Nahen Osten das politische und gesellschaftliche Gewicht der Christen so stark wie im Libanon. Die Kirchen sind in der "Zedernrepublik" öffentlich sehr präsent. Noch in den 1950er Jahren stellten die Christen zusammen die Mehrheit im Land. Inzwischen dürfte ihr Anteil geschätzt auf etwa 39 Prozent zurückgegangen sein. Die Maronitische Kirche ist mit Abstand die größte Kirche im Land, wiewohl es auch noch viele weitere christliche Konfessionen gibt. Rund jeder fünfte Libanese ist Maronit. Dem maronitschen Patriarchen, derzeit Kardinal Bechara Boutros Rai, kommt im Libanon eine besondere moralische Autorität zu.
Quelle: kathpress