Schönstattbewegung erinnert an 50. Todestag ihres Gründers
Genau 50 Jahre ist es am 15. September her, dass der Gründer der katholischen Erneuerungsbewegung Schönstatt, P. Josef Kentenich (1885-1968), verstorben ist. Weltweit begeht die besonders auf Familienpastoral fokussierte Schönstattbewegung am kommenden Wochenende den Todestag - in Österreich mit einem "24-Stunden-Fest" ab Freitagabend auf dem Wiener Kahlenberg, mit Jugend- und Familienprogramm, Gebeten, Vorträgen, Workshops und einem Festgottesdienst am Samstag um 16.30 Uhr. Eine dazu gestartete weltweite Online-Initiative "Virtuelles Heiligtum" sammelt unter dem Motto #kentenichfuture bereits seit Monaten Videos mit Glaubenszeugnissen über die Bedeutung von Josef Kentenich für Gegenwart und Zukunft.
P. Kentenich werde von seiner Bewegung als "Vorbild, Vater, Gründer und Prophet" sowie als "Geschenk Gottes" angesehen, erklärte der Generalobere der Schönstatt-Patres, der Argentinier P. Juan Pablo Catoggio, in einer Stellungnahme zum Jubiläum. Kentenichs Vision einer "Gemeinschaft von Herzen für Gottes Plan einer spirituellen Familie" gehe bis heute weiter und inspiriere die Schönstattbewegung dazu, missionarisch als "Schönstatt im Aufbruch" tätig zu sein. Im Bereich der Jugend, der Familie, der Kirche und der gesamten Gesellschaft und Kultur gelte es, das Evangelium auf besondere Weise zu verkünden.
Josef Kentenich stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen und wurde mit acht Jahren von seiner Mutter in ein Waisenhaus gegeben. Seine tiefe Religiosität und seine Liebe zur Theologie ließen ihn 1904 in die Gemeinschaft der Pallottiner eingetreten und 1910 zum Priester geweiht, zu einem charismatischen Kirchenlehrer heranwachsen. Als Spiritual des Studienheimes der Pallottiner in Schönstatt folgte Kentenich nicht dem gängigen autoritären Erziehungsstil, sondern stand den Heranwachsenden als Berater und väterlicher Freund zur Seite. Er entfaltete die Vision "von einem neuen Menschen in einer neuen Gemeinschaft", der sich aus freiem Entschluss durch Selbsterziehung heiligt.
Vier Jahre KZ
Bereits 1918 gründete Kentenich mit seinen Schülern eine Laienbewegung - die "Marianische Kongregation", aus der sich das heutige Schönstattwerk entwickelte. Geistliches Zentrum war und ist bis heute die kleine, unscheinbare Marienkapelle in Schönstatt, dem sogenannten "Urheiligtum" im Ortsteil des rheinischen Vallendar bei Koblenz. Kentenich hatte hier 1914 einen Schwur an die Muttergottes - das "Liebesbündnis" - geleistet: Wenn dort genügend Menschen zu Maria beteten, möge diese den Raum mit ihrer Kraft füllen. Bald suchten immer mehr Menschen diesen Kraftort auf. "Nichts ohne dich - nichts ohne uns" wurde ein wichtiger Leitsatz für die Weggemeinschaft mit der Gottesmutter.
Zwischen den beiden Weltkriegen wuchs die Schönstatt-Bewegung beträchtlich. Etwa ein Drittel des deutschen Klerus besuchte die Exerzitien Pater Kentenichs. Er erkannte bald die zerstörerischen Kräfte im Nationalsozialismus und lehnte ihn radikal ab. Folge war, dass er von den Nationalsozialisten vier Jahre lang im Konzentrationslager Dachau festgehalten wurde, wo er jedoch weiterhin als Seelsorger wirkte und zwei neue Gruppierungen der Schönstattbewegung gründete.
Widerstand und Ablehnung
Die Nachkriegsjahre brachten eine starke Internationalisierung der geistlichen Erneuerungsbewegung; besonders in Lateinamerika fasste Schönstatt Fuß. Aber Kentenich stellten sich auch Widerstände entgegen. Denn die Dynamik von Schönstatt und die neuen pastoralen Formen erregten - zwei Jahrzehnte vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil - nicht nur große Aufmerksamkeit, sondern auch Ablehnung in der kirchlichen Öffentlichkeit.
Wesentliche Elemente der Bewegung wie die Erklärung der kleinen, weltweit 200-mal nachgebauten Kapelle zum wirkmächtigen "Gnadenort" Marias wurden angezweifelt. Es kam zu kirchenamtlichen Visitationen, die schließlich zu einer Amtsenthebung Kentenichs als Leiter der Bewegung führten. Daraufhin ging er in die USA, wo er von 1952 bis 1965 lebte und als Seelsorger der deutschen Gemeinde in Milwaukee wirkte.
Späte Anerkennung
Im September 1965 führte Kentenich in Rom Gespräche mit verschiedenen vatikanischen Stellen. Papst Paul VI. verfügte am 22. Oktober die Aufhebung der Dekrete über ihn. Kardinal Augustin Bea, der seit langem dem Werk des Schönstatt-Gründers verbunden war, sagte ihm damals: "Ohne das Konzil wären Sie nie verstanden worden". Mit Erlaubnis Roms verließ Kentenich die Gemeinschaft der Pallottiner, um sich seiner nun kirchlich anerkannten Gründung voll zu widmen.
Noch fast drei Jahre gab der nun 80-Jährige seiner inzwischen weltweit verbreiteten Bewegung letzte Impulse. Am 15. September 1968 starb er nach der Zelebration seiner ersten Messe in der neu erbauten Dreifaltigkeitskirche in Schönstatt. An seinem Sterbeort, der damaligen Sakristei der Kirche, wurde er bestattet. Auf seinem Sarkopharg stehen die von ihm gewünschten Worte "Dixit ecclesiam" - Er liebte die Kirche.
Seit 1975 unterstützt die Schönstatt-Bewegung die Seligsprechung von Pater Kentenich. Diese sei "weit fortgeschritten", erklärte kürzlich der damit beauftragte Postulator, Pater Eduardo Arguirre; es blieben aber auch noch "offene Fragen". Das Verfahren sei "umfangreich, weitreichend und nicht frei von Auseinandersetzungen". Schließlich habe Kentenich über 14 Jahre "eine Prüfungszeit durch die Kirche" erlebt.
Internationale Bewegung
Heute gibt es in 33 Ländern rund 210 originalgetreue Nachbauten des "Urheiligtums", und an die 140.000 Menschen in 130 Ländern - außer Europa besonders in Lateinamerika, USA, Indien und einigen Ländern Afrikas - sind in der Schönstatt-Bewegung aktiv und teils auch sozial engagiert. Der Gründungsort Schönstatt als spirituelles Zentrum und Mittelpunkt ist jedes Jahr Ziel von zehntausenden Wallfahrern.
Quelle: kathpress