Graz: Qualitätsoffensive für Islamischen Religionsunterricht
Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) bemüht sich um eine "Qualitätsoffensive" für den muslimischen Schülern erteilten Religionsunterricht - und kooperiert dazu mit christlichen Religionspädagogen in der Steiermark: Wie die IGGiÖ in einer Aussendung am Dienstag ankündigte, startet mit dem Schuljahr 2018/19 der viersemestrige Hochschullehrgang "Islamische Religionspädagogik im österreichischen Kontext" für islamische Religionslehrkräfte in der Steiermark und in Kärnten, bei dem mit der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz und der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule (KPH) Graz zusammengearbeitet werde. Wissenschaftlicher Leiter dieses Lehrgangs ist der katholische Ordinarius für Religionspädagogik, Wolfgang Weirer.
Als inhaltliche Schwerpunkte des jetzt startenden Hochschullehrganges nannte die IGGiÖ Religionsdidaktik, Korandidaktik, weiters bildungswissenschaftliche, schulpädagogische und schulrechtliche Fragen sowie interkulturelles und interreligiöses Lernen. Damit werde erreicht, "dass alle islamischen ReligionslehrerInnen in der Steiermark und in Kärnten über eine gesicherte Qualifikation für ihre Tätigkeit nach österreichischen Standards verfügen", erläutert IGGiÖ-Vizepräsident Esad Memic. Dies werde durch die Kooperation von islamischen und christlichen Religionspädagogen ermöglicht.
Mesic erklärte dazu am Dienstag gegenüber "Kathpress", bisher habe es für islamische Religionslehrende in Südösterreich keine Form der Ausbildung gegeben, die etwa dem in Wien beheimateten "IRPA"-Studiengang für das Lehramt Islamische Religion an Pflichtschulen entspreche. Etliche hätten sich im Ausland qualifiziert und ihre Ausbildung in Österreich nostrifizieren lassen. Von den rund 70 in Frage kommenden Religionslehrern in der Steiermark und Kärnten hätten sich bisher 53 für das von der IGGiÖ stark beworbene Weiterbildungsangebot angemeldet, einige sollen noch dazustoßen, sagte Mesic. Der IGGiÖ-Vizepräsident unterstrich die Notwendigkeit, islamischen Religionsunterricht auf das hohe Niveau des hierzulande erteilten christlichen Religionsunterrichts zu heben. Den Grazer Religionspädagogen an Uni und KPH sei er für die Kooperation sehr dankbar.
"Keine Vorbehalte islamischer Lehrkräfte"
Lehrgangsleiter Wolfgang Weirer nahm - wie er gegenüber "Kathpress" sagte - bisher keine Vorbehalte islamischer Lehrkräfte gegenüber der Tatsache wahr, dass sie außer von Islamwissenschaftlern auch von katholischen und evangelischen Fachleuten unterwiesen werden. Eine Rolle spiele dabei wohl auch das seit einigen Jahren an der theologischen Fakultät Graz angesiedelte Projekt "Integration durch interreligiöse Bildung", bei dem Fachleute beider Religionen für die Entwicklung interreligiöser Kompetenzen zusammenarbeiten, die für die plurale Gesellschaft von wesentlicher Bedeutung sind. In ausgewählten Schwerpunktschulen wurden dabei laut Weirer Modelle gemeinsamen Unterrichts von muslimischen und katholischen Lehrpersonen in interreligiös zusammengesetzten Klassen erprobt. All das habe sicher vertrauensbildend gewirkt, meinte der Grazer Religionspädagogik-Professor.
Auch die Politik goutiere diese Brückenschläge: Der neue Hochschullehrgang wird sowohl vom Außen- als auch vom Bildungsministerium unterstützt, teilte Weirer mit. Das Projekt "Integration durch interreligiöse Bildung", in dem der Lehrgang angesiedelt ist, werde fortgeführt. Die neuen Ausbildungsangebote bedeuten auch für die Entwicklung eines "Islam österreichischer Prägung" einen wichtigen Impuls, so Weirer.
Quelle: kathpress