Bischof Bünker kritisiert beim Europäischen Forum Alpbach Anti-EU-Populisten
Gegen die aktuellen populistischen Versuche, "Europa kleinzureden und kleinzumachen", hat sich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker gestellt. Gerade in Krisenzeiten brauche es "verbindende Elemente in einem zunehmend auseinanderdriftenden Kontinent", so Bünker am Wochenende im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach. Seine Kritik richtete sich dabei gegen diejenigen, die "der Diversität der Kulturen, Ethnien, Religionen, Lebensformen schon müde" seien, und die in Europa bestenfalls ein notwendiges Übel sähen, so der Bischof laut dem Evangelischen Pressedienst. Dem hielt er das Plädoyer des deutsch-iranischen Publizisten Navid Kermani für ein Europa, dem Flügel wachsen, entgegen. Aus evangelischer Perspektive sei Europa ein "Zukunftsprojekt", betonte Bünker.
Die Realität des 21. Jahrhunderts fordere ein freies und geeintes Europa, das zum einen von Solidarität der europäischen Staaten untereinander geprägt sei, zugleich aber verantwortungsvoll über seine eigenen Grenzen hinausblicke. Tatsächlich aber würden in Europa "hunderte Kilometer von Mauern und Zäunen errichtet, ohne dass dadurch das Miteinander oder gar die Solidarität der europäischen Länder größer geworden wäre - eher ist das Gegenteil der Fall."
Die Rede vom christlichen Abendland bezeichnete Bünker ebenso wie jene eines homogenen Europas als fiktive Traumvorstellung, die von politischen Kräften genährt werde, die ein "Zurück zum Nationalstaat, zur Kleinstaaterei" anstrebten. Das Problem aber, so der Bischof, sei nicht Europa, sondern: "Das Problem ist die Mauer".
In einem Seitenhieb auf das diesjährige Generalthema des Forums Alpbach, "Diversität und Resilienz", meinte Bünker kritisch, Resilienz werde durch entsprechende Diskurse in Pädagogik oder Psychologie zum Leitbegriff für Menschen in ihrer persönlichen Lebensführung: "Auch wir sollen resilient sein oder werden, also krisenfest, angsterprobt, paniksicher, chaoserfahren. Steh-auf-Männchen und -Weibchen gleichsam, die nicht unterzukriegen sind, egal, wie die äußeren Verhältnisse sich entwickeln. Und wenn sie doch nicht standhalten? Ja, dann sind sie selbst schuld." Resilienz habe sich zum "moralischen Jokerbegriff" entwickelt. Europa, so der Bischof abschließend, sei jedenfalls nicht resilient, sondern brauche "uns alle, jeden und jede".
Quelle: kathpress