Irland: Weltfamilientreffen in allen Diözesen der Insel gestartet
Das neunte katholische Weltfamilientreffen in Dublin ist mit zeitgleichen Feiern in allen 26 Diözesen Irlands offiziell eröffnet worden. In den Diözesankathedralen versammelten sich am Dienstagabend die internationalen Pilger und Familien zu Glockengeläut, Gebet und altirischen Kirchenliedern unter dem Motto "Gemeinsam mit Christus". Papst Franziskus, der am kommenden Wochenende in Dublin erwartet wird, schickte zum Auftakt eine Videobotschaft. Mittwochfrüh startete mit dem dreitägigen Pastoralkongress eines der Herzstücke des Weltfamilientreffens. Höhepunkte sind am Samstag und Sonntag ein Familienfestival und eine große Freiluftmesse mit dem Papst.
In seiner Videobotschaft hob Franziskus die essenzielle Bedeutung der Familien hervor: Es sei "sehr wichtig, die Jungen heute auf die Zukunft vorzubereiten, jetzt im Moment, aber mit den Wurzeln der Vergangenheit". Die Familie sei daher auch eine "Werkstatt der Hoffnung", der Weltfamilientag ein gemeinsames Gebet "für alle Familien der Welt, vor allem Familien in Schwierigkeiten", ergänzte Franziskus zeitgleich in einer Nachricht auf dem Twitter-Kanal @pontifex_de.
Das Treffen in Dublin bezeichnete der Papst in seinem Kurzvideo zudem als eine Gelegenheit, "die Schönheit der Familie" zu feiern und Familien aus aller Welt die Chance zu Begegnung und gegenseitiger Unterstützung zu geben. Die Familien selbst wüssten am besten um die Herausforderungen, Liebe in Treue zu leben und Kinder "mit gesunden Werten zur Gemeinschaft zu erziehen", zu Liebe und gegenseitiger Fürsorge. Er selbst hoffe, dass das Familientreffen und sein Besuch auch dazu beitragen könnten, Gemeinschaft und Versöhnung unter den Christen in Irland zu stärken, betonte Franziskus.
In Dublin wurde das Eröffnungs-Abendgebet von Erzbischof Diarmuid Martin geleitet. Die Familien seien von Gott geliebt und dazu aufgerufen, diese Liebe in ihrem Alltag entdecken, sagte er in seiner Predigt. Der nächste Schritt sei, selbst "Missionare der frohen Botschaft" zu werden und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. Für die Feier waren die Reliquien der heiligen Therese von Lisieux sowie ihrer mittlerweile ebenfalls heiliggesprochenen Eltern Louis und Zelie Martin - sie sind die offiziellen Patrone des Weltfamilientages - in die Hauptstadt-Kathedrale gebracht worden.
Schönborn eröffnet Pastoralkongress
Auf dem messegeländeähnlichen Areal der Royal Dublin Society begann am Mittwochvormittag der dreitägige Familienkongress u.a. mit einem Podiumsgespräch des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn, dem Irischen Anglikaner-Primas Michael Jackson, dem orthodoxen Erzpriester Mikhail Nasonov und Oberrabbiner Zalman Lent über "Die Familie in der jüdisch-christlichen Tradition", gefolgt von weiteren Referaten von Kardinal Gerald Xyprien Laxroix (Quebec), Linda Ghisoni vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben sowie Kurienkardinal Peter Turkson.
Workshops behandelten am selben Tag u.a. die Themen Glaubensweitergabe, Initiativen von Familien für Obdachlose und Flüchtlinge, die Situation von Familien mit besonderen Bedürfnissen, die Suchtproblematik und die kirchliche Heirat. Thematische Grundlage von Kongress und Familientreffen ist das 2016 erschienene Papstschreiben "Amoris laetitia".
Für den Pastoralkongress sind 37.000 Dauerteilnehmern angemeldet, darunter 6.500 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, erklärte Weltfamilientags-Sprecherin Brenda Drumm gegenüber dem Nachrichtenportal Aleteia.org. Beim vorigen Weltfamilientag in Philadelphia waren es mit 17.000 Kongressteilnehmern (davon 800 unter-18-Jährigen) deutlich weniger gewesen.
Erzbischof: Chance für neuen Kirchenkurs
Eine der Hauptveranstaltungen des Kongresses wird sich am Freitag auch dem Schutz von Kindern und Erwachsenen vor Missbrauch widmen. Unter den angekündigten Referenten dazu sind auch die früheren Mitglieder der päpstlichen Kinderschutzkommission Marie Collins und Sheila Hollins.
Das Weltfamilientreffen könne der irischen Kirche helfen, nach den Missbrauchsfällen zumindest einen Teil ihres Ansehens zurückzugewinnen, so die Hoffnung von Dublins Erzbischof Martin in einem Interview mit dem Portal "La Croix international" (Mittwoch). Man wolle eine "authentischere Kirche" angesichts der vielen Umwälzungen werden und die Gläubigen einladen, eine neue Denkweise zu entwickeln statt weiter von einem "goldenen Zeitalter" eines dominierenden Katholizismus zu träumen.
Wichtig sei für diesen Mentalitätswandel, die "Wurzeln des sexuellen Missbrauchs" genau zu analysieren und Strukturen, die diesen ermöglichten, "für immer zu beseitigen". Schon in den vergangenen Jahren habe die Kirche hier Fortschritte gemacht und die Opferhilfe großgeschrieben, sagte Martin. Er selbst habe als Dubliner Erzbischof die Diözesanarchive für Untersuchungskommissionen geöffnet, denn: "Verstecken hilft niemandem." Weiters wolle die Kirche Irlands das moralisierende Image hinter sich lassen. Es gehe jedoch darum, "das Gewissen zu formen und nicht zu formatieren", erklärte Erzbischof Martin.
Unter geänderten Vorzeichen stehe auch der Papstbesuch: Nach der "größten Mobilisierung" der irischen Geschichte, die die Visite von Johannes Paul II. 1979 ausgelöst habe - zwei Millionen kamen damals - werde Papst Franziskus "sicher nicht alle Fragen der Leute beantworten können", sagte Martin. "Er ist jedoch ein moderner Papst, der die Herzen berühren kann und die katholische Lehre nicht aufdrängt, sondern als Einladung darstellt", so der Erzbischof. Das Interesse am Papst sei weiter groß, wie der schnelle Ticketverkauf für die Papstmesse bewiesen habe.
Quelle: kathpress