Bischofsvikar Dura: "Orthodoxe sollen in Österreich leben, nicht nur wohnen"
Bis zu 50.000 rumänisch-orthodoxe Christen leben in Österreich, und nach wie vor ist die Kirche im Wachstum begriffen. Das bedeutet zugleich aber auch, dass sich die Gläubigen noch intensiver als bisher in die österreichische Gesellschaft integrieren und auch in dieser aktiv engagieren sollten. Das hat der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura im "Kathpress"-Interview betont. Als er vor rund 25 Jahren nach Österreich kam, habe es gerade einmal zwei rumänisch-orthodoxe Pfarrgemeinden in Wien und Salzburg gegeben. Heute seien es 14 Pfarren in ganz Österreich. Allein das veranschauliche schon das Wachstum der Rumänisch-orthodoxen Kirche im Land. Ein Teil der Rumänen sei bestens integriert, "andere wohnen wiederum nur hier", so Dura wörtlich.
Integration bedeute nicht, dass man dabei die eigene Kultur und Tradition aufgeben müsse. Ganz im Gegenteil:
Der Austausch in der pluralistischen Gesellschaft hat mir sogar geholfen, meine orthodoxe Identität noch besser buchstabieren zu können.
Ein besonderer Wunsch des orthodoxen Geistlichen: Mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund sollten in den österreichischen Schulen tätig sein. Er wolle deshalb die jungen Männer und Frauen seiner Kirche ermutigen, den Lehrerberuf zu ergreifen; sei es als orthodoxe Religionslehrer oder auch im profanen literarischen Bereich. Dura ist an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) sowohl als Lehrender als auch im Hochschulrat engagiert. Dass es an der KPH im Schnitt nur drei orthodoxe Studenten pro Studienjahr gibt, sei mehr als nur unbefriedigend, so der Bischofsvikar.
Für die orthodoxen Kirchen in Österreich wünscht sich Dura noch mehr Einheit und Zusammenarbeit; im Bereich der Orthodoxen Bischofskonferenz und darüber hinaus. Er würde es auch sehr begrüßen, wenn es möglichst bald zu einem gemeinsamen Treffen der orthodoxen und katholischen Bischofskonferenz kommt, wie dies ja schon von beiden Seiten grundsätzlich anvisiert ist. Das wäre ein großartiges Zeichen ökumenischer Verbundenheit, so Dura.
Weniger Freude hat der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar mit der innerorthodoxen Rezeption des Panorthodoxen Konzils auf Kreta 2016. Die Bedenken von manch orthodoxer Seite, dass die dort gefällten Beschlüsse zu einem Verlust der orthodoxen Identität führen könnten, teile er nicht. Es gehe schlicht darum, pastorale Perspektiven für die Gegenwart und Zukunft zu entwickeln. Die Orthodoxe Kirche sei, so wie auch alle anderen Kirchen, gefordert, sich für den Frieden in der Welt stark zu machen und zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen. Dazu brauche es u.a. den verstärkten Dialog unter den Kirchen und Religionen.
Neue Kirche in Wien-Leopoldstadt
Die Rumänisch-orthodoxe Kirche besitzt in Wien bereits zwei Kirchen: die 2009 fertiggestellte Andreas-Kirche im 11. Bezirk (Simmering) und die 2014 von der Erzdiözese Wien übergebene Antonskirche im 15. Bezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus). Neben Wien gibt es in Österreich weitere rumänisch-orthodoxe Gemeinden bzw. Gottesdienststätten in Salzburg, Graz, Linz, Klagenfurt, Knittelfeld, Feldkirch, St. Pölten, Wiener Neustadt, Innsbruck, Krems, Amstetten und Oberpullendorf. Die Zahl der rumänisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich liegt Schätzungen zufolge bei bis zu 50.000. Genaue Daten gibt es nicht. (Im internationalen Diaspora-Vergleich ist die Rumänisch-orthodoxe Kirche in Österreich freilich relativ klein. In Italien leben bis zu 1,3 Millionen Rumänen, in Spanien eine Million.)
Die Gottesdienste finden in der Regel in Österreich auf Rumänisch statt. In letzter Zeit hätten aber die Mischehen stark zugenommen. Wenn dann Ehepartner mit in den Gottesdienst kommen, die kein Rumänisch sprechen, halte er einige Messteile schon auch einmal auf Deutsch ab, so Dura.
2017 verzeichnete die rumänische Kirche österreichweit 656 Taufen, 298 davon in Wien. Die starke Zunahme der rumänischen Gemeinde seit der Liberalisierung des Arbeitsmarktes der Europäischen Union hat nun den Bau einer weiteren rumänischen Kirche notwendig gemacht, die in Wien-Leopoldstadt entsteht. Mit dem Bau soll demnächst begonnen werden und im Herbst 2019 soll zumindest einmal der Rohbau fertig sein.
Die rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinden in Österreich gehören zur Diözese Zentral- und Mitteleuropa. Zuständiger Bischof ist Metropolit Serafim Romul Joanta mit Sitz in Nürnberg. In Österreich steht Bischofsvikar Nicolae Dura den rumänischen Gemeinden vor.
Quelle: kathpress