Sommerfest beim Erzbischof: Zwischen Rosenkranz und Bachblüten
Was tun gegen die vielen verschiedenen Ängste, die einen ergreifen können - vom Lampenfieber vor dem Auftritt über Versagensängste bei der Erfüllung des eigenen Amtes (und sei es jenes eines Bischofs) bis hin zur Angst vor einem - akademisch gewendet - um sich greifenden gesellschaftlichen Nihilismus? So komplex diese Frage, so simpel jene Antwort, die vom Podium beim heurigen Sommerfest im Garten des Salzburger Erzbischofs zu hören war: Ein Rosenkranz hilft immer - und zur Sicherheit auch ein paar Bachblüten-Zuckerln. Das jedenfalls unterstrich der "Glaube"-Schauspieler aus dem "Jedermann", Johannes Silberschneider. Er diskutierte in einer launigen Runde am Donnerstagabend mit Erzbischof Franz Lackner und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler die Frage nach Glaube und Angst.
Anlass des Gesprächs war ein Gartenfest von Erzbischof Lackner, zu dem er auch heuer wieder die Teilnehmer der "Salzburger Hochschulwochen" eingeladen hatte. Die renommierte "smarte Sommerfrische" dauert noch bis 5. August und steht heuer unter dem Thema "Angst?" Höhepunkte sind neben dem Sommerfest die Verleihung des "Theologischen Preises", der am Mittwochabend an den Religionssoziologen und Sozialphilosophen Hans Joas verliehen wurde, sowie ein akademischer Festakt zum Abschluss mit einem Festvortrag des "Zeit"-Journalisten Bernd Ulrich am Sonntag.
Tatsächlich bekannten die Diskutanten tiefe persönliche Verunsicherungen und Ängste - so räumte Schauspieler Silberschneider Ängste vor seinen Auftritten als "Glaube" bei dem beliebten Theaterstück ein. Auch wenn beim "Jedermann" der "Jedermann" unzweifelhaft im Mittelpunkt stehe und alle anderen Figuren wie auch er nur "hinführende Katalysatoren" für den "Jedermann" seien, so habe er bei jedem Auftritt Angst, ob er seine Rolle würdig und seiner Aufgabe und Funktion entsprechend ausfüllen werde, so Silberschneider. "Man ist als Schauspieler gewissermaßen der Ministrant des Autors und der Rolle genügen - ohne je zu wissen, ob dies gelingt". Es sei schließlich wie in der Kirche: "Die Daseinsberechtigung des Schauspielers ist die Wandlung".
"Habe auch als Bischof oft Angst"
Über persönliche Versagensängste räsonierte auch der Salzburger Erzbischof: "Ich habe auch als Bischof oft Ängste", räumte Lackner ein: "Ist diese Rolle, die ich übernommen habe, zu groß für mich? Entspricht sie mir?" Darüber hinaus stimmte Lackner aber auch ein Loblied auf die Angst an - und zwar insofern, als Ängste auch Respekt und Demut lehren: "Wo Angst in Ehrfurcht und Respekt vor dem Anderen münden, da würde ich sagen ist sie höchst wünschenswert". Tatsächlich stelle er heute jedoch eher einen Mangel an genau diesem Respekt und dieser Ehrfurcht fest - und er spüre eine "nihilistische Grundströmung", wohl auch, weil der Gesellschaft "eine letzte Instanz" verloren gegangen zu sein scheint, so der Erzbischof.
Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler stimmte Lackner in seiner Diagnose einer überbordenden nihilistischen Grundhaltung zu: "Ich finde die Idee sehr schön, dass man Formen der Angst in dieser Hinsicht Positives abgewinnen kann", so Rabl-Stadler. Schließlich seine Ehrfurcht und Respekt nur andere Begriffe für die Anerkennung der Würde des anderen: "Es geht darum, die Würde im anderen zu sehen - egal wer er ist und auf welcher Stufe er steht". Darüber hinaus bekannte Rabl-Stadler, dass ihr Joseph Ratzinger imponiert habe, als er als Papst Benedikt XVI. gerade nicht mit Drohgebärden und Angstkulissen arbeitete, sondern mit einer eigenen Enzyklika Gott als Liebe verkündete ("Deus caritas est") - und so ein Zeichen gegen die Angst gesetzt habe.
Quelle: kathpress