Salzburg: "Publikumspreis" für Wiener Nachwuchs-Theologin
Der "Publikumspreis" der "Salzburger Hochschulwoche" geht heuer an die Wiener Theologin Annika Schmitz. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wurde am Donnerstagnachmittag in Salzburg vergeben. Er ist nach dem "Theologischen Preis" die zweite Auszeichnung, die im Rahmen der Hochschulwochen vergeben wird. Würdigt der "Theologische Preis" ein Lebenswerk, so versteht sich der heuer zum dreizehnten Mal vergebene "Publikumspreis" als Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler der Jahrgänge 1982 und jünger. Schmitz setzte sich mit ihrem Vortrag über Sprachlosigkeiten in der Moderne und die Bedeutung diskursiver Aneignung u.a. des Glaubens gegen den aus Klagenfurt stammenden Theologen Bernhard Kronegger (2. Platz) und den Mainzer Erziehungswissenschaftler Christian Armbrüster (3. Platz) durch.
In ihrem Vortrag plädierte Schmitz für eine diskursive Aneignung und immer neue sprachliche Erschließung religiöser Inhalte. "Wenn sich biblische Erzählungen oder Begriffe dem modernen Diskurs verweigern, wenn parolenartig nur 'mehr Jesus', 'mehr Mission', 'mehr Gott' gefordert wird, anstatt zu fragen, unter welchen Prämissen es heute noch sinnvoll ist, überhaupt von Gott zu sprechen, bleiben am Ende nur noch Buchstaben über, die aber nicht mehr verstanden werden", mahnte die an der Universität Wien promovierende Theologin. Lernen könne die Theologie bei der Suche nach neuer Sprachfähigkeit etwa aus der Literatur, zeigte Schmitz in ihrem Vortrag auf.
Die 1988 in Köln geborene Schmitz studierte von 2009 bis 2016 zunächst katholische Theologie in Freiburg. Es folgten weitere Studien in Jerusalem und in Yale/USA. Seit 2017 promoviert sie im Fach Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.
Der mit 500 Euro dotierte zweite Preis ging an den derzeit an der Universität Erfurt promovierenden Theologen und Orientalisten Bernhard Kronegger. Kronegger, 1989 in Klagenfurt geboren, zeigte in seinem Vortrag auf, wie insbesondere rechte Bewegungen wie die "Identitäre Bewegung" gezielt sprachliche und interpretatorische Deutungshoheit über geschichtliche Ereignisse zu gewinnen versuchen, indem sie diese ideologisch aufladen und für ihre Zwecke instrumentalisieren. Kronegger zeigte dies am Beispiel der Schlacht von Poitiers zwischen Franken und Mauren im Jahr 732 auf - einem Ereignis, das immer wieder von Rechten vereinnahmt und zum Schicksalsereignis im Kampf gegen den Islam stilisiert werde. Einer historischen Detailanalyse halte dies indes nicht stand, so Kronegger - der zugleich für eine Geschichtswissenschaft plädierte, die sich der Vermeidung von Hass und Gewalt verschreibe.
Kronegger studierte bis 2017 in Wien und Jerusalem Theologie, Geschichte und Orientalistik. Bis 2018 forschte er als Stipendiat des Österreichischen Historischen Instituts in Rom in den Vatikanischen Archiven zur Geschichte Palästinas im 20. Jahrhundert. Derzeit promoviert er an der Universität Erfurt.
Der mit 300 Euro dotierte dritte Preis ging an den Mainzer Erziehungswissenschaftler Christian Armbrüster. In seinem Vortrag zeigte Armbrüster die Entstehung gesellschaftlicher Ängste und deren Veränderung anhand eines Paradoxons auf: Trotz einer auf Sicherheit aufsetzenden und beharrenden Gesellschaft nehme die Angst zu - konket: die Angst vor Kontrollverlust, vor der Ungewissheit, aber auch die modernen Ängste vor den Fremden und vor dem Extremismus. Angst werde so zum "bestimmenden Grundgefühl der Moderne". Wo indes Angst als "Teil einer menschenverachtenden Agenda" gezielt politisch eingesetzt werde, müsse man sich dieser bewusst entgegenstellen, mahnte Armbrüster.
Armbrüster studierte zunächst von 2007 bis 2011 Soziale Arbeit an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Von 2012 bis 2015 folgte ein Masterstudium der Erziehungswissenschaften an der Universität Mainz. Seit 2017 promoviert Armbrüster als Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung in Mainz im Fach Erziehungswissenschaften.
Eine Fachjury hatte im Vorfeld aus den Einreichungen drei anonymisierte Vorträge ausgewählt. Im Rahmen öffentlicher Vorträge zu je 25 Minuten lag es dann am Donnerstagnachmittag am Publikum, den Siegerbeitrag zu küren. Kriterien der Beurteilung sollten fachwissenschaftliche Qualität, inhaltliche Originalität sowie die kommunikative Transferleistung der Beiträge sein.
Quelle: kathpress