Party, Papst und Pilgern: Ministrantenwallfahrt nach Rom endet
Verwunderte Blicke in Roms Innenstadt: Pulks junger Leute ziehen fahnenschwenkend, singend und klatschend durch die Straßen. Nicht nur das, sie blockieren auch fast eine belebte Einkaufsstraße in der Nähe der Spanischen Treppe. Eine Italienerin vermutet gar, die vielen jungen Leute seien Schuld am römischen Taxinotstand. In der Tat stehen viele von ihnen in der Schlange. Auch der Fahrer will wissen, was nur los sei, bevölkern doch seit Montag jede Menge Jugendliche die Ewige Stadt und den Vatikan. Grund des Trubels: Die 12. Internationale Ministrantenwallfahrt.
Sie führte mehr als 60.000 Teilnehmer aus 19 Ländern nach Rom. Deutschland und Österreich stellten mit 50.000 bzw. 4.000 Teilnehmern die größten Gruppen. Am Abendgebet mit Papst Franziskus am Dienstag auf dem Petersplatz nahmen laut den Organisatoren vom Internationalen Ministrantenbund CIM sogar 90.000 Menschen teil. Die meisten der rhythmisch klatschenden und "Papa Francesco" rufenden waren "Minis", aber es kamen wohl auch einige Touristen dazu. Gänsehautstimmung schuf eine von Papst Franziskus initiierte Schweigeminute - die alle auf dem Platz einte. Wer Glück hatte, erlebte einen weiteren Gänsehautmoment und konnte dem Pontifex persönlich die Hand schütteln, als er im Papamobil durch die Reihen fuhr oder zu Fuß die Absperrung passierte.
Für den 19-jährigen Patrick Vetter war das Abendgebet mit dem Papst der "krönende Abschluss" seiner Ministrantenzeit: Bald wird er wegen des Studiums weniger Zeit dafür haben. "Dass der Papst den Einsatz zu schätzen weiß und sich Zeit für die Minis nimmt, ist wirklich cool", sagt er. Andersrum findet die 16-jährige Clara Maria Cazzola cool, dass sich so viele junge Leute für den Papst begeistern. Sie ist mit 50 Leuten aus Belgien angereist und sagt:
Es ist schön, mit Freude zu dienen und das mit allen zu teilen. Wir merken hier, wir sind nicht allein.
Dieses Gefühl teilten die meisten Teilnehmer der am Freitag endenden Wallfahrt, bei der das Kennenlernen und der Austausch mit anderen zentrale Bestandteile waren. Die große Beteiligung mit Ministranten aus 19 Ländern fände auch er "total ermutigend", sagte der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky in Rom. Die jungen Leute strahlten "Freude am Glauben" aus.
Höhepunkt der Pilgerfahrt war das Treffen mit dem Papst, doch auch weitere Begegnungen waren sicher prägend. So trafen sich vor allem deutsche Ministranten am Mittwochabend an 300 Plätzen Roms zu "Blind Dates", bei denen sich zufällig ausgewählte Gruppen verschiedener Diözesen in einem Stehkreis kurz vorstellten, gemeinsam beteten und sangen. Solch eine Gruppe war es auch, die unweit der Spanischen Treppe für Aufsehen sorgte. Die Österreicher feierten derweil in St. Paul vor den Mauern einen Gottesdienst mit Jugendbischof Turnovszky und Weihbischof Hansjörg Hofer aus Salzburg. Die Schweizer feierten ihren Nationalfeiertag am Colle Oppio und stellten in 22 Kleingruppen Szenen aus dem "Tellspiel" nach; zum Abschluss sangen sie gemeinsam die erste Strophe des Schweizerpsalmes.
Für viele Kontakte unter den Ministranten sorgte auch heuer wieder das schon traditionelle Tauschen der eigens für die Wallfahrt gestalteten Pilgerhalstücher. Jedes Land hat eine eigene Farbe. Sie habe schon 15 Mal ihr Wallfahrtstuch mit anderen Ministranten getauscht, berichtete etwa Maria aus Oberndorf bei Salzburg.
Große Hitze gemeistert
Beobachter wie auch Begleiter äußerten sich beeindruckt von der Begeisterung der "Minis" und wie "heldenhaft" die meisten Teilnehmer der Pilgerfahrt die Hitze meisterten - größere Zwischenfälle gab es nicht. Bei den hochsommerlichen Temperaturen von teilweise bis zu 40 Grad ergab sich auch, dass Bischöfe Ministranten zum Eis einluden. Beim Gebetstreffen auf dem Petersplatz am Dienstagabend sorgte die Feuerwehr mit großen Wasserfontänen für Abkühlung unter den in der Sonne schwitzenden Mädchen und Buben.
Dennoch meint Katharina Küng von der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für MinistrantInnenpastoral, man müsse künftig vielleicht überlegen, die traditionelle Wallfahrt auf einen weniger heißen Monat zu verlegen. Sie ist mit rund 350 Deutschschweizern da; einige mussten wegen der Hitze Teile des Programms ausfallen lassen.
Für Verärgerung sorgte teilweise auch langes Anstehen am Petersplatz, laut den Organisatoren verursacht durch nötige Sicherheitskontrollen. Teilnehmer berichteten, es habe noch unbesetzte Kontrollstellen gegeben. Von den Teilnehmern aus Österreich musste zudem eine Gruppe aus der Steiermark den Platz frühzeitig verlassen, da Ministranten nicht zur Toilette durchkamen. Der Gruppenleiterin wurde gesagt, sie dürften nicht mehr zurück auf den Platz.
Für den Glauben müssen manchmal eben auch Opfer gebracht werden: Papst Franziskus betonte beim Abendgebet, der Weg zur Heiligkeit sei "nichts für Faule". Er forderte zudem Einsatz für Frieden. Die Ministrantenwallfahrt stand unter dem Motto "Suche Frieden und jage ihm nach!".
Quelle: kathpress