Menschenhandel: 80 Frauen wandten sich 2017 um Hilfe an "Solwodi"
Mehr als 80 Frauen, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution wurden, haben im vergangenen Jahr erstmals Hilfe beim Verein "Solwodi" ("Solidarity with women in distress"; Solidarität mit Frauen in Not) gesucht und gefunden. Das geht aus dem "Jahresbericht 2017" der Hilfsorganisation hervor, der "Kathpress" vorliegt. Demnach nahmen in Wien 33 Frauen, die meisten aus Nigeria und Ungarn, Kontakt zur Hilfsstelle auf. In Innsbruck waren es 51 Erstkontakte. Nicht enthalten sind in diesen Zahlen freilich all jene Frauen (und ihre Kinder), die von Solwodi über einen längeren Zeitraum bereits betreut werden.
"Frauenhandel und Zwangsprostitution sind eine Verletzung der Menschenrechte", betonen die Verantwortlichen von Solwodi im Jahresbericht, der passend zum weltweit begangenen Tag gegen Menschenhandel (30. Juni) erschienen ist.
Solwodi betreibt in Wien eine kleine Beratungsstelle sowie eine Schutzwohnung, in der Frauen (und ihre Kinder) vorübergehend seinen sicheren Raum finden, um ihr Leben neu zu ordnen. 2017 konnten in die Wiener Schutzwohnung fünf neue Frauen aufgenommen werden, dazu kamen acht Frauen und zehn Kinder, die bereits länger von diesem Angebot Gebrauch machten. Die Bewohnerinnen der Wiener Schutzwohnung stammten aus Nigeria, Ungarn und Rumänien, teilte Solwodi mit.
In Innsbruck wurde im Mai 2017 eine Schutzwohnung eingerichtet, in die ab Juni 2017 14 Frauen und neun Kinder aufgenommen werden konnten, hieß es weiters. In Innsbruck bemühten sich weiters haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen mit nächtlichen Besuchen am Straßenstrich die Prostituierten auf das Hilfsangebot von Solwodi aufmerksam zu machen. Die Betroffenen erhielten u.a. auch konkrete Hilfe bei Arzt- und Behördenterminen. Zudem wurde in der Tiroler Landeshauptstadt auch eine kleine Beratungsstelle eingerichtet.
Beratung und Begleitung
Die konkrete Hilfe in den Schutzwohnungen und Beratungsstellen in Innsbruck und Wien umfasst Beratung bzw. Begleitung bei medizinischen, rechtlichen, sozialen und psychischen Problemen, Unterstützung bei Behördengängen, Vermittlung von Alphabetisierungs- und Deutschkursen, Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und beim Ausstieg aus der Prostitution oder auch bei der Rückkehr ins Herkunftsland.
Armut und Notsituationen, falsche Versprechungen und Hoffnung auf ein besseres Leben würden Frauen dazu bewegen, ihre Heimatländer zu verlassen. Auf Grund finanzieller Abhängigkeit, Ausnutzung ihrer Hilflosigkeit, Androhung und Ausübung von psychischer und physischer Gewalt würden Frauen in ausbeuterische Beziehungen und Arbeitsverhältnisse oder in die Prostitution gezwungen "und so ihrer Rechte und Würde beraubt", wie es im Jahresbericht heißt.
Österreich gelte als Transit- wie auch Zielland, in dem Frauen und Mädchen sexuell ausgebeutet werden. Über 90 Prozent der Prostituierten in Österreich seien Ausländerinnen. Die Grenzen zwischen Prostitution, Zwangsprostitution und Menschenhandel seien dabei oft fließend. Hinter der sich nach außen als "freiwillig" darstellenden Prostitution versteckten sich Zwänge unterschiedlicher Art, Ausbeutung, Gewalt bis hin zu sklavenähnlichen Lebenssituationen. Die Nachfrage nach "gekauftem Sex" fördere den Markt und damit auch den Menschenhandel und verlange "nach einem neuen und verstärkten Bewusstsein in unserer Gesellschaft für Hintergründe und Auswirkungen bei Freiern und Prostituierten".
Solwodi künftig auch in Linz und Ungarn
Wie es im aktuellen Jahresbericht weiter heißt, wird die 2015 in Oberösterreich gegründete Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel" künftig als "Solwodi Linz" verstärkt in Erscheinung treten. 2017 wurde zudem in Ungarn unter tatkräftiger Unterstützung aus Österreich von Ordensfrauen der Verein "Solwody Hungary" gegründet.
Der 1985 von Sr. Lea Ackermann in Kenia gegründete Verein Solwodi unterstützt von Zwangsprostitution, Menschenhandel und Gewalt betroffene Frauen. In Österreich ist Solwodi seit 2010 aktiv. Solwodi Österreich wurde schließlich 2012 gegründet. Dahinter stehen sechs Frauenorden: die Salvatorianerinnen, Caritas Socialis, Congregatio Jesu, Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens, Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Wien-Gumpendorf und die Missionskongregation der Dienerinnen des Heiligen Geistes. Solwodi finanziert sich ausschließlich aus Spenden.
(Infos: www.solwodi.at)
Quelle: kathpress