Klimaforscher: Papst Franziskus liegt in "Laudato si" goldrichtig
Mit einem leidenschaftlichen Appell zu einem verstärkten Klimaschutz und einem Lob für Papst Franziskus hat der Potsdamer Klimaforscher Prof. Ottmar Edenhofer die heurige "Salzburger Hochschulwoche" eröffnet. Will die Menschheit das Klimaziel von Paris (2015) einhalten und die globale Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius gegenüber dem Wert vorindustrieller Zeit tatsächlich einhalten, so müssten die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 auf Null reduziert werden; ansonsten drohe der "begrenzte Deponieraum" der Atmosphäre sich weiter mit den schädlichen Klimagasen zu füllen und ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um vier bis fünf Grad Celsius unausweichlich zu werden. Umsetzen lasse sich dies nur durch einen "geordneten Multilateralismus" und ohne Fatalismus und Angst, so Edenhofer.
"Die entscheidende Frage lautet, ob die jetzige Generation die Kraft hat, die Verantwortung zu übernehmen und zu handeln - und sich nicht einen Angstdiskus durch Populisten aufoktroyieren zu lassen." Mut mache ihm nicht zuletzt Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika "Laudato si" das Klima als "ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle" bezeichnet hat (in Punkt 23). Damit habe der Papst seine eigene Formulierung von einem "globalen Gemeinschaftseigentum der Menschheit" aufgegriffen, so Edenhofer - eine Formulierung, die von zahlreichen Fachkollegen und Wissenschaftlern geteilt wird, die es aber dann doch "nur" in eine Fußnote des Pariser Klimaabkommens geschafft habe. "Ich bin stolz, sagen zu können, dass wir da mit Papst Franziskus übereinstimmen, der uns mit 'Laudato si' eine wichtige moralische Botschaft mit auf den Weg gibt", so der designierte Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Keinen Zweifel ließ Edenhofer indes an der Dramatik der Prognosen und am Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß, der Abholzung der Wälder und dem Klimawandel bzw. dem weltweiten Temperaturanstieg. "Wer das bestreiten will, kann das tun - aber er legt sich dann auch mit den Hauptsätzen der Thermodynamik an...", so Edenhofer. "Die Aussage, dass die Verbrennung und die Abholzung für die Entwicklung verantwortlich ist, gehört zu den gesicherten wissenschaftlichen Tatbeständen".
Der Handlungsdruck steige indes weiter, wenn man auf die Zusammenhänge von Klimawandel und sozialen Schieflagen, der Destabilisierung von Gesellschaften bis hin zum Anstieg von Fluchtbewegungen und Gewalt blicke, unterstrich der Klimaforscher:
Konflikte steigen dort, wo u.a. lokale Gemeinschaftsgüter betroffen sind und es etwa zu Wasserknappheit kommt.
Auch würden als Fluchtgrund immer häufiger Naturkatastrophen bzw. der Klimawandel angeführt - Indizien dafür, dass der Klimawandel auch aus sozialen und politischen Gründen eine ernste Gefahr darstelle.
Eine wirksame Klimapolitik müssen daher eine Blickumkehr vollziehen - weg vom Blick auf die Frage nach der Verfügbarkeit fossiler Ressourcen hin zum Blick auf die nur begrenzte Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre. Das Ziel müsse in Folge die Verteuerung der CO2-Emissionen sein und eine Steigerung der Kosten für fossile Energieträger. Einen Schlüssel sieht Edenhofer diesbezüglich im Stromsektor: So könne die Reduktion der CO2-Emissionen auf Null bis 2050 nur gelingen, wenn es zu einer weitläufigen Elektrifizierung komme - und entsprechend zu einer "De-Carbonisierung" des Stromsektors.
Quelle: kathpress