Wien: Wasserschaden beschädigt Musikalien-Erbe der Dommusik
Ein unbemerkter Wassereinbruch hat im Archiv der Wiener Dommusik Zehntausende Notenblätter beschädigt und teilweise zerstört - darunter auch Handschriftenoriginale der Brüder Joseph und Michael Haydn. Wie Domkapellmeister Markus Landerer am Donnerstag gegenüber "Kathpress" hinwies, ist jenes musikalische Erbe betroffen, das beim Brand am Stephansplatz zu Kriegsende 1945 nicht zerstört wurde. Er hofft, dass der neuerliche schwere Schlag gegen das Kulturerbe von St. Stephan - Landerer sprach von einem "Drama" - den Anstoß dazu gibt, dieses nachhaltig gegen Feuer und Wasser abzusichern sowie zu digitalisieren. Dazu würden freilich Sponsoren benötigt.
Ein kaputter Wasserhahn im Curhaus am Stephansplatz 3 hat einen möglicherweise irreversiblen Schaden an Dutzenden der im vierten Stock archivierten zehn- bis fünfzehntausend Notenblätter angerichtet. Der Hahn im Technikraum auf dem Dach des Hauses hatte zwei Wochen lang in den historischen Teil des Archivs getropft. Dass der Schaden überhaupt aufgefallen ist, sei reiner Zufall gewesen, erklärte Landerer dem ORF:
Vergangenen Donnerstag bin ich am Abend aus reinem Zufall in die Kammer gegangen, wo das historische Notenmaterial aufbewahrt wird. Im Raum davor sehe ich Wasser unter der Tür hervorkommen und drinnen stehe ich drei Zentimeter im Wasser und sehe, aus den historischen Noten tropft das Wasser.
Das historische Archiv werde kaum benützt, da die alten, wertvollen Noten kaum für das Musizieren verwendet werden.
Insgesamt wurden laut Landerer 350 Blätter in Mitleidenschaft gezogen, 300 davon werden luftgetrocknet, die restlichen 50 professionellen Restauratoren überlassen. Wie viele davon noch zu retten sind, sei derzeit noch unklar, sagte der Domkapellmeister. Einer seiner berühmtesten Vorgänger, der später zum Hofkapellmeister Maria Theresias aufgestiegene Georg Reutter (1708-1772) ist mit Kompositionen ebenso im Archiv vertreten wie etwa ein Erstdruck von Joseph Haydns Harmoniemesse, der wie sein jüngerer Bruder Michael in die Wiener Dommusik eingebunden war: In der Domkapelle erhielt der junge Joseph Haydn Gesangs-, Klavier- und Violinunterricht, Georg Reutter korrigierte die ersten Kompositionen des späteren Klassikers. "Jahrhundertelang haben unsere Musiker im Dom aus diesen Noten gespielt, viele wertvolle Dinge sind da dabei", sagte Landerer gegenüber "Wien heute".
Quelle: kathpress