Schaffelhofer: Kirche zahlte für "Humanae vitae" hohen Preis
Die Kirche hat für die Enzyklika "Humanae vitae" "einen hohen Preis bezahlt". Die "Glaubwürdigkeitskrise", in die die Kirche vor 50 Jahren nach der Veröffentlichung des Lehrschreibens von Papst Paul VI. schlittert sei, erfasste nach den Worten der Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, bald auch andere Bereiche wie Familie, Bildung oder Wissenschaft und stelle "eine bittere Pille" dar. In ihrem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche" bedauerte es Schaffelhofer, dass "die wirklich schönen Passagen der Enzyklika über die Liebe von Frau und Mann und die Würde ihrer sexuellen Gemeinschaft" vom päpstlichen Verbot der künstlichen Empfängnisregelung überlagert und überhaupt nicht wahrgenommen wurden.
Auch unter Katholiken hätten das "Pochen auf das kirchliche Lehramt" und die Appelle an die Gehorsamspflicht "ihre Wirkung verfehlt". Bei der sogenannten natürlichen Methode liege doch dieselbe Intention vor wie bei der künstlichen, gab die KAÖ-Präsidentin den Einwand viele Gläubiger wieder. Schaffelhofer würdigte die Enzyklika dafür, bereits 1968 vor einer zunehmend hedonistischen Welt zu warnen, "in der das göttliche Geschenk der Sexualität vielfach auch missbraucht wird". Aber - so wandte sie weiter ein - "anstatt wirkliche Hilfestellungen für eine verantwortete Elternschaft zu geben, hat man sich im Pillenverbot verrannt".
Die Folge: Zunächst sei die Kirche in Fragen der Sexualmoral nicht mehr ernst genommen worden, zölibatär lebenden Männern sei die Kompetenz in Ehe- und Sexualfragen aberkannt worden, so Schaffelhofer. Heute erreiche die Kirche viele Menschen "auch in den wirklich wesentlichen Fragen" wie dem Schutz des beginnenden und endenden menschlichen Lebens, der Reproduktionsbiologie und den verschiedenen Manipulationen des menschlichen Erbgutes gar nicht mehr. Das kirchliche Lehramt habe einen Bedeutungsverlust als Richtschnur für die eigene Gewissensbildung erlitten, so Schaffelhofer weiter: "Heute sind die Beichtstühle leer, man klärt seine Angelegenheiten mit Gott direkt oder gar nicht."
Insofern habe "Humanae vitae" zwar eine "enorme Wirkungsgeschichte" entfaltet, "allerdings anders als dies von Papst Paul VI. intendiert war", bedauerte die KAÖ-Präsidentin den anhaltenden Imageschaden der Kirche.
"Für mich ist er ein Prophet"
"Für mich ist er ein Prophet": Mit diesen Worten umschrieb dagegen Michael Prüller, der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, die Wirkung, die die Lektüre der "viel verspotteten 'Pillenenzyklika'" auf ihn ausübte. Paul VI. habe ihn überrascht: Darin sei "nichts von einem strengen Verbot eines einsamen Alten zu lesen, sondern ein fast schon flehentliches Werben des Papstes um höchste Achtsamkeit vor dem Körper und der Sexualität als absichtsvolles Geschenk Gottes", schrieb Prüller in einem Kommentar für die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".
Und der katholische Publizist legte ein "persönliches Zeugnis" ab: Seine Frau und er hätten die Worte des Papstes ernstgenommen als "anspruchsvolle, aber wichtige Schulung unseres Gewissens". Die Eheleute hätten sich "dazu durchgerungen, den anderen ganz anzunehmen, ... also auch mit der Fruchtbarkeit, die kein Störfaktor ist und sein soll", schrieb der vielfache Familienvater. Dieses "vollständige Ja zum anderen" habe "wirklich frei" gemacht. "Unsere Liebe und unser Glück wuchsen in einer Weise, die nur der Papst vorhergesagt hat."
Quelle: kathpress