Diözese Eisenstadt: Ökumenische Wallfahrt auf den Spuren Luthers
Katholische und evangelische Christen aus dem Burgenland auf den Spuren Martin Luthers und der heiligen Elisabeth von Thüringen: Über eine jüngst beendete ökumenische Pilgerfahrt nach Deutschland, die von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Burgenlands evangelischem Superintendenten Manfred Koch angeführt wurde, hat die Diözese Eisenstadt am Montag berichtet. Die Repräsentanten der beiden Kirchen betonten die gesellschaftspolitische Wichtigkeit von ökumenischer Brückenschläge gerade in Zeiten zunehmender Spannungen. Zsifkovics bezeichnete in einer Predigt die vielzitierte "christliche Leitkultur" als exaktes Gegenteil von populistischer Angstmache", ohne konkrete Liebe zum Mitmenschen bleibe sie "ein Hohn".
"Wir haben definitiv begonnen, alte, schmerzliche Gräben zuzuschütten", zog Superintendent Koch ein positives Resümee. Letztlich würden alle noch bestehenden Trennlinien zwischen Katholiken und Protestanten überwunden, denn viele davon seien aus Tradition, nicht aus der Theologie heraus erfolgt. "Uns verbindet in Wahrheit viel mehr als uns trennt", so Koch wörtlich.
Stationen der am Wochenende beendeten sechstägigen Pilgerreise waren Erfurt, Eisenach, Leipzig, Eisleben und Wittenberg. Anspruch der burgenländischen Reisegruppe sei es gewesen, dem Glauben und den Lebensmotiven von Martin Luther und der heiligen Elisabeth an historischen Orten nachzuspüren und nachzuvollziehen, mit welchen Mitteln sie das Evangelium in ihre jeweilige Epoche übertrugen: Elisabeth (die, 1207 in Sarospatak geboren, selbst aus Pannonien stammte) als "opferbereite Fürsprecherin der Armen und Ausgestoßenen" in der Feudalwelt des Mittelalters, Martin Luther als "wortgewaltiger Kommunikator des christlichen Glaubens" in einer Sprache, die durch den Buchdruck die verunsicherten Menschen der beginnenden Neuzeit erreichte.
Im zusammenfassenden Bericht von Diözesansprecher Dominik Orieschnig ist vom "unerhörten Skandal" die Rede, "dass ausgerechnet das von Jesus, dem Friedensfürsten, gestiftete Symbol der Einheit aller Christen im Räderwerk der Geschichte zum Gegenstand ihrer Spaltung und gegenseitigen Bekämpfung pervertiert ist".
Zsifkovics warnt vor "Leitkultur-Phrasen"
In der vom heiligen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, gegründete Stadt Erfurt wandte sich Bischof Zsifkovics gegen heute beobachtbaren Missbrauch des Kreuzes. Er rief die burgenländischen Pilger dazu auf, ihr Christentum mit Leben zu füllen, "dann brauchen wir keine Angst um dieses Europa zu haben und irgendwelchen Leitkultur-Phrasen auf den Leim zu gehen!" Die Erfahrung zeigt laut Zsifkovics, "dass diejenigen, die im gesellschaftlichen Diskurs das Wort von der 'christlichen Leitkultur' am lautesten im Munde führen, nicht selten diejenigen sind, die ihren sozialen und politischen Vorstellungen, oft auch ihrer eigenen Lebensweise zufolge recht unverhohlen auf das Christliche pfeifen". Das Wort "christlich" erfordere ständige kritische Selbsterforschung. "Es ist kein Wohlfühlwort und eignet sich weder für populistische Kreuzzügler noch für die Museumswärter eines ängstlichen identitären Kulturbegriffes", sagte Zsifkovics wörtlich.
Quelle: kathpress