Wien: Hochkarätige Ökumene-Tagung zum Weltkirchenratsjubiläum
Der vor 70 Jahren gegründete Weltkirchenrat (Ökumenischer Rat der Kirchen/ÖRK), dem heute 349 Einzelkirchen oder regionale Kirchenbünde mit insgesamt 590 Millionen Mitgliedern angehören, sollte laut Gründungsidee alle Christen der Welt vertreten; de facto sind es jedoch nur 25 Prozent. Der ÖRK bemüht sich deshalb auch um eine stärkere Integration der rasch wachsenden evangelikalen und pentekostalen Kirchen im globalen Süden.
Die Frage der Aufnahmekritierien ist eines der Themen einer hochkarätigen ökumenischen Tagung in Wien, an deren Eröffnung am Montagabend auch Kardinal Christoph Schönborn teilnimmt. Veranstalter des "Summer Course" im Kardinal-König-Haus sind die Stiftung "Pro Oriente" und die deutsche katholische Solidaritätsaktion "Renovabis". Prominentester Referent ist ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit.
Der "Summer Course" ist eine Initiative der scheidenden "Pro Oriente"-Generalsekretärin Regina Augustin. Er versteht sich als Beitrag zur bewussten Mitgestaltung des Generationswechsels in der Ökumene und zur Förderung des theologischen Nachwuchses. Jungen Theologinnen und Theologen aller Konfessionen wird beim "Summer Course" die Möglichkeit des fachlichen Austausches mit Expertinnen und Experten geboten, vor allem aber auch die Gelegenheit zum ökumenischen Gespräch und zum Aufbau eines interkonfessionellen Netzwerkes.
Beim diesjährigen "Summer Course" halten ÖRK-GS Fykse Tveit, der Ordinarius für Ekklesiologie und Ökumenismus an der Gregoriana in Rom Prof.William Henn und die in Löwen lehrende Theologin Prof. Annemarie Mayer die Hauptreferate. Fykse Tveit zeichnet die Entwicklung des Weltkirchenrats in den letzten 70 Jahren nach, Henn analysiert das 2013 von "Faith and Order" veröffentlichte Dokument "The Church: Towards a Common Vision", und Mayer beleuchtet die Tätigkeit der 1965 begründeten ständigen "Gemeinsamen Arbeitsgruppe" von römisch-katholischer Kirche und ÖRK, die zuletzt im Juni im rumänischen Targoviste getagt hat.
Darüberhinaus gibt es drei Workshops. Workshop 1, geleitet vom malankarischen Metropoliten Theophilos Kuriakose, behandelt das Verhältnis der orientalisch-orthodoxen Kirchen zum Weltkirchenrat; Workshop 2, geleitet von der Frankfurter Historikerin Katharina Kunter, setzt sich mit den neuen ökumenischen Realitäten im "globalen Süden" auseinander; Workshop 3, geleitet von der Generalsekretärin des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich/ÖRKÖ, Pastorin Esther Handschin, berichtet über die Erfahrungen mit der ökumenischen Arbeit auf lokaler und nationaler Ebene.
Acht junge Theologinnen und Theologen aus Rumänien, Serbien, Ungarn, Armenien, Wales, Armenien und Madagaskar stellen ihre Forschungsprojekte vor. Insgesamt konzentriert sich der "Summer Course" auf folgende Themenkreise: Geschichte und Veränderungen der ökumenischen Bewegung; "Neue Kirchen - neue Mitglieder"; die "Gemeinsame Arbeitsgruppe" von römisch-katholischer Kirche und Weltkirchenrat; ökumenische Arbeit auf lokaler und nationaler Ebene; die Bedeutung des "Faith and Order"-Dokuments von 2013.
Die Nichtmitgliedschaft der römisch-katholischen Kirche im Weltkirchenrat ist kein Hindernis. Denn die römisch-katholische Kirche ist einerseits Vollmitglied in der Kommission "Faith and Order", und sei arbeitet andererseits auch in vielen anderen Bereichen des Weltkirchenrats ständig mit, ebenso in ökumenischen Institutionen auf nationaler Ebene. In Österreich ist die römisch-katholische Kirche seit 1994 Vollmitglied des ÖRKÖ (Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich).
Kontakt für journalistische Interessenten am ökumenischen Abendessen am 9. Juli: Tel. 01/5338021-7 oder 0664/5155269, E-Mail leitenberger@pro-oriente.at.
Quelle: kathpress