Dompfarrer Faber verteidigt Helnweins Großbild "I saw this"
In die Debatte um das Großflächenbild "I saw this" des weltberühmten zeitgenössischen Künstlers Gottfried Helnwein hat sich jetzt auch der kunstsinnige Wiener Dompfarrer Toni Faber eingeschaltet - und diese derzeit den Wiener Ringturm verhüllende Darstellung verteidigt. Zu sehen ist darauf ein junges Mädchen mit einer automatischen Schusswaffe im Anschlag und eine 3D-Manga-Figur vor einer explodierenden, brennenden Stadt. "Helnwein will mit der Darstellung von Gewalt nicht verstören, sondern aufrütteln und dem Gefühl der Hilfslosigkeit entgegenwirken", entgegnete Faber auf kritische Stimmen zur 4.000 Quadratmeter großen Gewaltszene in einer Kolumne der Gratis-Monatszeitung "Das Wien" (Ausgabe 7/2018).
Für Gottfried Helnwein sei "Kunst, die sich mit dem Schrecklichen auseinandersetzt, ein Beitrag zur Hoffnung". Sie solle ein Anstoß zum Nachdenken darüber sein, "wie erschütternd nahe" auch Kinder der Gewalt kommen, so der Dompfarrer: Kinder hätten oft die Last kriegerischer Konflikte zu tragen. Zudem würden sich auch hierzulande viele - "oft sehr unbedacht - in Computerspielen mit den gewaltvollen Kriegswirklichkeiten beschäftigen".
Der international bekannte Künstler Helnwein sei überzeugt, dass durch die Ästhetik der Kunst "die Unentrinnbarkeit des Schreckens transzendiert und relativiert werden kann", schrieb Faber. Auch er sei überzeugt:
Punktuell aufrüttelnde Darstellungen von Gewalt wirken einem Missbrauch in jeder Form entgegen.
Den alljährlich mit einem großflächigen Kunstwerk bekannter österreichischer Kunstschaffender versehenen Ringturm bezeichnete Faber als "attraktive Landmark". Seit einigen Jahren nütze der Vorstandsvorsitzende der "Wiener Städtischen Versicherung" und Obmann des Vereins "Rettet den Stephansdom", Günter Geyer, das Hochhaus an der Ringstraße mit seiner riesigen Außenfläche als Stadtgalerie.
Helnwein selbst hatte bereits bei der Präsentation Kritik an "I saw this" zurückgewiesen: Er habe noch nie einen Menschen gesehen, der bei der Betrachtung eines Bildes von Hieronymus Bosch oder Francisco de Goya depressiv geworden sei: "Durch die Kunst verliert der Tod seine Macht."
Quelle: kathpress