Caritas zu Ratspräsidentschaft: Nein zu Abschottung Europas
Die Caritas hat vor einer Abschottung Europas gewarnt. "Wenn wir über Flüchtlings- und Asylfragen reden, dann geht es natürlich auch darum, dass Hilfe vor Ort geleistet wird. Und nicht nur Europas Grenzen dicht gemacht werden", sagte der Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich, Christoph Schweifer, am Mittwoch im Kölner "domradio". Als "äußerst problematisch" bezeichnete er es, dass faire Verfahren momentan nicht sichergestellt seien. Er forderte stattdessen, "dass auch die Menschen während des Verfahrens mit Menschenwürde untergebracht werden".
Zu den angekündigten Transitzentren äußerte sich Schweifer zurückhaltend. Seit zwei Jahren sei die Anzahl der nach Europa kommenden Flüchtlinge "substanziell reduziert" worden. Die Herausforderung habe sich damit wesentlich verringert, gab er zu bedenken. Insofern wäre genügend Zeit, über mittel- und langfristige Lösungen nachzudenken, die auch "menschenrechtlichen Grundstandards" entsprechen und ein "solides Asylverfahren" garantierten. "Das sehen wir momentan nicht", sagte Schweifer. "Ich glaube, wir haben es hier mit einer politischen Krise zu tun und nicht mit der Flüchtlingskrise."
Mit Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft, deren Vorsitz Österreich zum 1. Juli unter dem Motto "Ein Europa, das schützt" übernommen hat, erklärte Schweifer, dass man dabei "an der Menschenwürde jedes einzelnen Menschen Maß nehmen" müsse. Es gelte, "den Blick zu weiten" auf die Fluchtursachen. Das Thema komme nicht in Wortmeldungen, aber in den Taten der politisch Verantwortlichen zu kurz, kritisierte Schweifer. Die europäische Politik müsse Afrika in den Fokus stellen und neue Partnerschaften eingehen, um Lebensperspektiven und Chancen der Menschen zu schaffen. "Alles andere sind in Wirklichkeit Placebo-Maßnahmen", so der Caritas-Experte.
Als Beispiel nannte er Burundi, von wo in den vergangenen zwei Jahren 400.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen seien. Die Geflüchteten wollten in der Nähe ihrer Heimat bleiben und wieder zurückkehren, sagte Schweifer. "Erst wenn diese Hilfe vor Ort nicht gesichert ist, erst wenn die Leute nicht genügend zu essen haben, wenn die Kinder nicht in die Schule gehen können, dann machen sie sich weiter auf den Weg." Niemand verlasse leichtfertig seine Heimat. Aufgabe etwa der EU sei es deswegen, diese Notlagen zu verringern.
Quelle: kathpress