Graz wird Europas "Hauptstadt des sozialen Straßenfußballs"
"Graz spielt wieder": Unter diesem Motto wird die steirische Landeshauptstadt beim "European Street Football Festival" drei Tage lang zur europäischen Hauptstadt des sozialen Straßenfußballs. Vom 4. bis 6. Juli treten 14 Frauen- und Herrenteams aus ganz Europa auf dem Hauptplatz gegeneinander an - in einem Bewerb, der als Europameisterschaft des "Homeless World Cup" (HWC) gilt, der sozialen Straßenfußball-Weltmeisterschaft, die 2003 im Europäischen Kulturhauptstadtjahr in Graz ihre Premiere erlebte. Die Teams setzen sich dabei jeweils aus Spielern zusammen, die von Obdachlosigkeit oder einem Suchtproblem betroffen sind oder als Asylwerber in Österreich leben.
"Der Sport macht es möglich, dass Menschen vom Rand der Gesellschaft in die Mitte rücken", betonte Caritasdirektor Herbert Beiglböck bei einem Pressegespräch am Montag. "Integration braucht Zeit, Vertrauen und Zuwendung. Taktische Spielchen und Schnellschüsse haben auf dem Spielfeld Platz, im Alltag brauchen wir nicht Druck, sondern Zeit, um es Menschen zu ermöglichen, in die Gesellschaft hineinzuwachsen", so Beiglböck.
Auch Sport- und Sozialstadtrat Kurt Hohensinner hob hervor: "Sport schafft gesellschaftliche Teilhabe." Das Festival zeige, wie gelebte Inklusion durch den Sport funktionieren kann. Laut Hohensinner ist diese Meisterschaft eine "Erfolgsgeschichte": "Zwei Drittel der ehemaligen Spieler haben ihre Situation nachhaltig verbessern können."
Die Spieler stammen aus neun verschiedenen Partnerprojekten der Initiative "Goal", die auf Integration durch Sport abzielt. Sie leben als Asylwerber in Österreich, sind in einem Drogentherapieprogramm oder von Obdachlosigkeit betroffen. Mit Teamchef Gilbert Prilasnig - ein früherer Fußballnationalteamspieler - und Co-Trainer Oliver Hunsturfer, der selbst in Glasgow 2016 im Team spielte, wurden vor allem die speziellen Regeln des HWC trainiert und taktische Finessen erarbeitet. Das Trainingslager mit psychosozialer Betreuung hat bereits Tradition und wurde vom langjährigen Sponsor Sandvik ermöglicht.
"Schon ein Erfolg, überhaupt dabei zu sein"
Prilasnig verwies auf die soziale Nachhaltigkeit als wichtiges Kriterium. Daher wird in Österreich etwa eine Schiedsrichter-Ausbildung für ehemalige Spieler angeboten, die dann auch im regulären Fußball eingesetzt werden können. So ist etwa Malva Wali, ehemalige Spielerin im österreichischen Frauenteam, beim Festival in Graz als Schiedsrichterin eingesetzt.
Ich habe nicht nur Fußball trainiert, sondern auch mein Deutsch wesentlich verbessern können. Ich fühle mich geehrt, in meiner neuen Heimat jetzt diese Aufgabe zu haben.
So die junge Frau. Thomas Zwölfer, Spieler im Herren-Team und ehemals suchtkrank und obdachlos, blickte dankbar auf die Regelmäßigkeit und die Teamorientierung im Training zurück:
Wir sind ein gutes Team, aber Erfolg ist für uns nicht nur, zu gewinnen. Es ist schon ein Erfolg, dass ich überhaupt dabei bin.
Das "European Street Football Festival" wird am Mittwoch, 4. Juli, um 13 Uhr auf dem Grazer Hauptplatz eröffnet. Höhepunkte im Rahmenprogramm sind ein Prominenten-Showmatch, die Aufführung des preisgekrönten Dokumentarfilms "kick-off", der Aktionstag der Special Olympics sowie die Finalspiele am Freitag um 17.30 (Herren) bzw. 18 Uhr (Frauen). (Info: www.homelessowrldcup.at und www.facebook.com/HomelessWorldCupAustria)
Quelle: kathpress