Krautwaschl ermutigt Gläubige "auf Christus zu verweisen"
Der Grazer Bischof, Wilhelm Krautwaschl, hat die Gläubigen dazu ermutigt, mit ihrem Leben auf Christus zu verweisen. "Wir alle, die wir getauft und somit Teil dieser Kirche geworden sind, sind herausgerufen, lebendiger Verweis auf Jesus Christus zu sein", sagte der Bischof am Sonntag beim Gottesdienst mit rund 10.000 Gläubigen anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums seiner Diözese am Platz der Versöhnung im Grazer Stadtpark wörtlich. "Kirche zu leben", heiße, Christus erfahrbar zu machen.
Wir dürfen für die Welt greifbare Frauen und Männer mit unseren Begabungen und Grenzen sein, von denen andere sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.
Kirche zu leben, sei insofern nicht nur etwas für "Spezialisten, für jene, die es von Berufs wegen tun müssen, oder etwas für 'Besondere'". Kirche sein, heiße, sein Leben, seinen Alltag auf Christus hin auszurichten und zu versuchen, danach zu leben, so der Bischof. Wie das gelingen könne, zeige das Evangelium, das Programm der Kirche und jeder und jedes einzelnen sei. Diesen Weg gehe man allerdings nicht alleine, sondern "wir gehen miteinander, und wir gehen mit Gott, der in Jesus Christus unser Bruder geworden ist".
Inspiration dazu liefere auch das vor wenigen Monaten von Papst Franziskus veröffentlichte Schreiben "Gaudete et exsultate". Mit dem Papst rief der Bischof die Gläubigen dazu auf, "den eigenen Weg zu erkennen und sein Bestes zum Vorschein zu bringen, das, was Gott so persönlich in ihn hineingelegt hat, und sich nicht zu verausgaben, indem man versucht, etwas nachzuahmen, das gar nicht für einen gedacht war".
In all den Veränderungen und Verunsicherungen in Kirche und Gesellschaft mögen uns das Evangelium, das Vertrauen, dass Christus mit uns geht, und die Gemeinschaft der Kirche Programm und Kompass auf unserem gemeinsamen Weg in die Zukunft sein.
Betonte Krautwaschl. Dies könne jene Zuversicht und tiefe Freude schenken, die weitergehen lasse, "selbst wenn der Weg zwischendurch ein Wagnis ist". Im Blick auf Gott "können wir mutig Schritte in eine auch ungewisse Zukunft gehen", sagte der Bischof und verwies dabei auch auf die bereits stattfindenden Veränderungen in der Diözese und das dafür erarbeitete "Zukunftsbild" sowie die am Vortag veröffentlichte "Botschaft für die Steiermark".
Das Jubiläum nahm der Bischof auch zum Anlass, um dankbar zurückzuschauen, nach vorne zu blicken und um Gott für seinen Segen für die Zukunft "in unserem Land, für die Zukunft unserer Kinder hier in der Steiermark, und für unsere je eigene Zukunft" zu bitten. Dabei schließe die Dankbarkeit "natürlich auch die Fehler und Sünden über die Jahrhunderte herauf bis ins Heute nicht aus. Dafür bitten wir um Vergebung". Mit Gott an der Seite, "können wir mutig Schritte in eine auch ungewisse Zukunft gehen, weil wir daran glauben, dass Gott auch unsere Zukunft begleiten wird".
Neben Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl konzelebrierten am Altar auch die Diözesanbischöfe Dom Joao Santos Cardoso aus der neuen Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa (Brasilien) und Constantine Bae Ki Hyen aus der Partnerdiözese Masan (Südkorea) sowie Prior-Administrator P. Johannes Fragner aus der Abtei Seckau. Unter den zahlreichen mitfeiernden Bischöfe waren u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, der emeritierte Grazer Bischof Johann Weber, die Erzbischöfe Alojzij Cvikl (Maribor) und Simon Ntamwana (Gitega/Burundi) sowie der ukrainische Bischof Dmytro Hryhorak. 145 Priester und 28 Diakone hatten sich zur Mitfeier angemeldet.
Papstbotschaft: "Zukunft säen"
Am Ende des Festgottesdienstes wurde eine Botschaft von Papst Franziskus verlesen, in der dieser zusagte, er feiere gleichsam im Geiste mit der Diözese Graz-Seckau das 800-Jahr-Jubuiläum mit. Dabei griff der Papst das Motto des Jubiläumsjahr - "Zukunft säen" - auf. Damit das Wort Gottes reiche Frucht bringen könne, sollten die Gläubigen Jesus Christus in der Welt durch Reden und Handeln wieder sichtbar machen. "Stets braucht es eine Kirche im Aufbruch", die von einem missionarischen Geist getragen sein müsse, betonte der Papst, der gleichzeitig den Einsatz für Arme einmahnte, denn: "Ohne Werke der tätigen Nächstenliebe ist der Glaube tot".
Der Papst würdigte in seiner Botschaft die Bemühungen der Diözese im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils die Mitwirkung von Laienchristen im kirchlichen Leben zu stärken. Ziel dabei sei eine "Kirche als Gemeinschaft, die an Jesus glauben". Als Bewährtes, auf das die Diözese auch in Zukunft aufbauen könne, nannte der Papst die diözesanen Bemühungen um Ökumene, weltkirchliche Solidarität und das Gespräch mit anderen Religionen und Nicht-Glaubenden.
Der Festgottesdienst wurde im Fernsehen auf ORF2 live übertragen. Die Hälfte der Kollekte kommt den steirischen Hochwasseropfern zugute, die andere einem Projekt für Demenzkranke in der bosnischen Diözese Banja Luka. Als Erinnerungszeichen und Mitbringsel für Daheimgebliebene und Einsame erhielten die Mitfeiernden am Ende der Messe eine Medaille mit der Aufschrift: "Du bist nicht alleine", wie Thomas Bäckenberger, Generalsekretär für das diözesane Projekt "Weg2018", erklärte. Dies solle auch eine Botschaft gegen die Gefahr einer gesellschaftlichen Entsolidarisierung sein, hieß es in der Fernsehübertragung.
Nach der Messe fand ein Fest auf dem Gelände des Stadtparks statt. Dabei gab ein Chor, bestehend aus einzelnen Chören aus den acht Regionen, zusammen mit dem Jugendblasorchester Wies ein Konzert. Das Genuss- und Begegnungsfest war zudem umrahmt mit Musik u.a. einer afrikanischen Trommlergruppen, der Steirischen Streich- und der bischöflichen Hauskapelle. Die Verpflegung kam von Genuss Region Österreich und der Murauer Brauerei.
Quelle: kathpress