Bischof Glettler: Abschottung Europas führt ins Unheil
Zu meinen, Europa wird eine Zukunft haben, wenn es sich mit einer Härte abschottet, das führt sicher ins Unheil.
Das betonte der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler in einem Gespräch mit Erzbischof Simon Ntamwana (Gitega/Burundi) über Armut und Reichtum im Rahmen des 800-Jahr-Jubiläums der Diözese Graz-Seckau am Samstag in der steirischen Landeshauptstadt. Glettler zeigte sich überzeugt, dass Europa sich immer dann entwickelte, wenn "mehrere Kulturen zusammengeflossen sind". Identität werde "nicht durch eine harte Abschottung" gewonnen, sondern indem man sich "auch von Außen befruchten lässt".
Schauplatz des Gespräch war eine Bühne auf dem Grazer Färberplatz, auf der unter dem Thema "Ist Armut unfair?" den ganzen Tag über verschiedene Programmpunkte stattfanden. Auf die Frage was Reichtum für ihn persönlich bedeutet, sagte der Erzbischof von Gitega: "Reichtum ist für mich die Fähigkeit, mit anderen solidarisch zu sein, mit ihnen teilen zu können. Dann werde ich mehr Simon." Bischof Glettler ergänzte, er fühle sich reich, wenn er gestalten könne. Sehr vielen Menschen fehle die Möglichkeit ihr Leben zu gestalten. "Reich fühle ich mich durch das Geschenk der Verbundenheit mit Menschen", so Glettler, der darum wisse, von Menschen getragen zu sein. "Dieses innerliche Netzwerk, das uns Menschen trägt, ist der eigentliche humane Reichtum."
Aufgrund persönlicher Erfahrungen zeigte sich Bischof Glettler sehr beeindruckt von afrikanischen Dorfgemeinschaften und dem dort erlebbaren Bewusstsein für Tradition und den Stellenwert von Eltern und Vorfahren. Bedrückend sei, dass neben einem "vielfältigen menschlichen und kulturellen Reichtum" auch viel Armut existiere. Für Erzbischof Ntamwana ein Grund den Kampf gegen die Armut fortzusetzen:
Wir müssen mehrseitig handeln, sei es beim Wissen, sei es bei der Gesundheit oder der Gerechtigkeit. Alle diese Schritte müssen zusammengehen.
Glettler unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung von "konkreten Netzwerken" als Orte "gegenseitiger Wertschätzung", die den Austausch zwischen Afrika und Europa beleben. Im Bereich der konkreten Projektzusammenarbeit sei Nachhaltigkeit zentral. Sie sei dann gegeben, wenn sich alle Beteiligte so sehr damit identifizieren, dass sie das Projekt auch an nachfolgende Generationen vererben wollen. Deutliche Kritik äußerte der Innsbrucker Bischof an "großen Konzernen" und "gewisse Staaten", die in Afrika "Landraub in ganz großem Stil betreiben."
Quelle: kathpress