Jeder fünfte Priester aus dem Ausland
In der Diözese Linz ist jeder Fünfte der insgesamt 600 katholischen Priester kein gebürtiger Österreicher. Zwei zusätzliche ausländische Neupriester wird es ab 29. Juni geben: Diözesanbischof Manfred Scheuer wird im Mariendom der oberösterreichischen Landeshauptstadt zwei Nigerianer - Paulinus Anaedu und Maximus Oge Nwolisa - die Hand auflegen. Im Vorfeld dieses Ereignisses lud die Diözese am Donnerstag zu einem Pressegespräch, bei dem die personale Situation des in Oberösterreich tätigen Klerus dargelegt wurde.
Die meisten der über 130 aus dem Ausland stammenden Priester in der Diözese Linz kommen aus Polen (51 Priester), gefolgt von Afrika (27 Priester) und Deutschland (17 Priester). So waren im Vorjahr 67 nicht-österreichische Kapläne in 78 oberösterreichischen Pfarren bzw. Krankenhäusern tätig. Kamen früher vor allem Priester aus kommunistischen Ländern nach Österreich, so sind es derzeit gehäuft Priester und Seminaristen aus Afrika.
Ausländische Priester und Seminaristen nach Österreich zu holen, bringe zwar "Erleichterung", sei aber "kein Allheilmittel, um die personelle Situation aufzufangen", erläuterte Martin Füreder, Leiter der Abteilung Priester und Diakone in der Diözese und Pfarrmoderator in Linz-St. Konrad. Schließlich bedeute es gleichzeitig eine "Anstrengung, diese Priester sprachlich, kulturell und pastoral gut zu integrieren". Sie kehrten außerdem nach ein paar Jahren in ihre Heimatländer zurück, um dort die in Europa gemachten Erfahrungen in ihre Diözese einzubringen.
Grundsätzlich gebe es mehr Anfragen aus dem Ausland als Zusagen von der Diözese Linz. Bevorzugt werden Priester und Seminaristen aus Diözesen in Nigeria, Uganda und einem indischen Orden mit Niederlassung in Steyr-Tabor genommen, da es dorthin bereits bestehende Kontakte gebe, so Füreder.
Einmal in Österreich angekommen, absolvieren die ausländischen Priester und Seminaristen in der Diözese Linz zumeist einen einjährigen Einführungskurs, der aus mehreren Phasen besteht, bevor sie in der Seelsorge arbeiten dürfen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Spracherwerb, erläuterte Füreder. Haben die Seelsorger in ihrer Heimat schon eine A2-Deutschprüfung gemacht, wohnen sie die ersten Monate im Linzer Priesterseminar oder in einem Kloster und machen in dieser Zeit die B1- und B2-Sprachkurse im BFI Linz. Erst wenn sie diese Prüfung bestanden haben und selbst Gottesdienste halten können, wechseln sie in eine Pfarre, um dort erste Erfahrungen in der Seelsorge zu machen.
In dem Einführungskurs reflektieren die Seminaristen und Priester ihre Erfahrungen aus der Pfarre oder zusätzlichen Praktikumsplätzen. Im zweiten Jahr nehmen sie gemeinsam mit Priesteramtskandidaten und angehenden Pastoralassistenten am Pastorallehrgang an der Katholischen Privat-Universität Linz teil, erläuterte Füreder. Darüber hinaus bietet die Diözese für ausländische Priester und Seminaristen spezielle Seminare an, etwa zu gesellschaftlichen Fragen, zum Verhältnis zwischen Islam und Christentum oder zum besseren Verstehen des oberösterreichischen Dialekts. Übernehmen ausländische Priester die Leitung einer Pfarre, ist die C1-Sprachprüfung Voraussetzung.
Kulturelle Barrieren
Die Sprache sei aber nur eine Barriere bei der Integration in der neuen Heimat, erläuterte Füreder weiter. "So ist etwa die Trauerkultur in Afrika eine andere als in Österreich. In afrikanischen Großfamilien sind Trauernde anders aufgehoben als bei uns, wo Menschen oft alleine mit dem Verlust fertig werden müssen und entsprechend lange trauern." Auch die "oft braven und biederen Gottesdienste" seien für Afrikaner, die mit ihrem ganzen Körper beteten, gewöhnungsbedürftig, so der Personalverantwortliche. Wichtig sei auch, zu vermitteln, dass jüngere Generationen in Österreich nicht zum Kirchenbesuch gezwungen werden könnten.
Auf neue Heimat einlassen
Einer dieser Priester ist der aus Polen stammende Generaldechant der Diözese Linz, Slawomir Dadas, der vor 30 Jahren nach Österreich kam. Den ausländischen Priestern und Seminaristen rät er, "in Österreich die pastorale Frage weiter zu denken und viel zu lesen, hinzuschauen und hinzuhören, um sich so selbst ein Bild machen zu können". Denn erst "wenn ich ein Stück meiner Heimat loslasse und mich neu einlasse, kann auch Österreich meine neue Heimat werden".
Als Generaldechant weiß Dadas, "dass sich einige meiner Landsleute bei der Integration in Österreich schwer tun". Wenn sich jemand aber nicht wohlfühle, könne er auch nicht gut arbeiten, ist der Generaldechant überzeugt und stellte klar:
Wir brauchen keine zerknirschten Männer an der Front, die immer nur jammern. Sie sollen schließlich die Frohe Botschaft verkünden.
Neupriester sind Nigerianer
Maximus Oge Nwolisa wird am 29. Juni um 10 Uhr im Linzer Mariendom zum Priester für seine Heimatdiözese Awka in Nigeria geweiht. Seinem Dienst als Priester in der Diözese Linz blickt er optimistisch entgegen: "Alles ist eine Bereicherung, auch die Schwierigkeiten." Nwolisa besuchte in Nigeria das Priesterseminar, absolvierte das Propädeutikum, studierte vier Jahre Philosophie und machte ein Praktikumsjahr, bevor er von seinem Heimatbischof 2011 nach Österreich geschickt wurde. Mittlerweile fühle er sich in Österreich heimisch:
Irgendwann ist das 'ausländische Gefühl' verschwunden und ich habe nicht mehr daran gedacht, dass ich nicht aus Österreich komme.
Sein Landsmann Paulinus Anaedu war einer der ersten Afrikaner, die in die Diözese Linz kamen. Er war bereits acht Jahre Priester in seiner Heimat Nigeria, bevor er im Februar 2004 nach Österreich wechselte. Anaedu ist derzeit Pfarradministrator in Hartkirchen, Haibach ob der Donau und Aschach an der Donau. Probleme hatte der aus Nigeria stammende Priester vor allem mit dem oberösterreichischen Dialekt.
Die Leute bemühen sich sehr, Hochdeutsch zu sprechen, aber Emotionen sind auf Hochdeutsch nicht leicht auszudrücken, da verfallen die Menschen schnell wieder in die Mundart.
Von den 22 Seminaristen, die den "Kathpress" bisher vorliegenden Informationen im Lauf des Jahres 2018 in ganz Österreich zu katholischen Priestern geweiht werden, stammen neun aus Österreich; jeweils vier kommen aus Deutschland und Nigeria, zwei aus Polen, sowie je einer aus den USA, Chile und Vietnam.
Quelle: kathpress