Kirche feiert "20 Jahre Seligsprechung von drei Österreichern"
Die Diözesen Wien und St. Pölten feiern am Donnerstag "20 Jahre Seligsprechung von drei Österreichern". Vor 20 Jahren - am 21. Juni 1998 - wurden die Franziskanerin Sr. Maria Restituta Kafka, der Prämonstatenser P. Jakob Kern und der Kalasantiner P. Anton Maria Schwartz im Rahmen des dritten Österreichbesuchs von Papst Johannes Paul II. bei einer Messe in Wien seliggesprochen.
Am bekanntesten ist die Widerstandskämpferin und Märtyrerin Restituta Kafka (1894-1943). Sie musste als einzige Ordensfrau Nazideutschlands durch Hinrichtung sterben; das Urteil wurde am 30. März 1943 im Wiener Landesgericht durch das Fallbeil vollstreckt. Der zentrale Gottesdienst zum Restituta-Gedenkjahr 2018 findet am Samstag, 30. Juni, 16 Uhr, in der Hauptkirche der Redemptoristen in Wien, Maria am Gestade, statt.
Der Tag ist in zeitlicher Nähe zum 20. Jahrestag der Seligsprechung, sagte die Generaloberin des Ordens der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, Sr. Hilda Daurer, auf "Kathpress"-Anfrage. Den Gottesdienst leitet der Eisenstädter Bischofsvikar P. Lorenz Voith. Der 30. Juni sei auch Gedenktag des für die Redemptoristen und Franziskanerinnen wichtigen "Dieners Gottes" P. Wilhelm Janauschek (1859-1926), der bald seliggesprochen werden soll.
Zur Kirche Maria am Gestade, der Nationalkirche der Wiener Tschechen, gebe es zudem eine enge Verbindung aufgrund der tschechischen Herkunft Restitutas, so Daurer. Sie hatte als Kind oft in dem Gotteshaus gebetet und war auf ihrem letzten Weg von einem Ordenspriester der tschechischen Nationalkirche, dem Redemptoristen P. Johann Ivanek, begleitet worden.
Die am 1. Mai 1894 im mährischen Husovice (Hussowitz) bei Brünn als Helene Kafka geborene erste seliggesprochene Märtyrerin Österreichs kam im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Wien und arbeitete zunächst als Hilfspflegerin im Krankenhaus Lainz. Mit 19 Jahren trat sie in den Orden der Franziskanerinnen der christlichen Nächstenliebe ein, wo sie den Ordensnamen "Maria Restituta" erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie als Krankenschwester ins Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur leitenden Operationsschwester.
Auch das Krankenhaus Mödling blieb durch den Anschluss 1938 nicht von NS-Maßnahmen verschont. Schwester Restituta weigerte sich, Kruzifixe aus den Krankenzimmern zu entfernen. Dieser Umstand und zwei von ihr verfasste regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Sie wurde am 18. Februar 1942 direkt aus dem Operationssaal von der Gestapo verhaftet und am 29. Oktober 1942 wegen "Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Fast ein halbes Jahr verbrachte sie in der Todeszelle. Am 30. März 1943 wurde sie im Wiener Landesgericht enthauptet.
Pater Ivanek feierte mit ihr am Hinrichtungstag - 30. März 1943 - in ihrer Zelle noch eine "letzte Erneuerung der Ordensgelübde" und begleitete sie anschließend zur Guillotine. Trotz kirchlichen Wunsches wurde der Leichnam nicht dem Orden übergeben. Restituta wurde, wie etwa 2.700 andere Personen, anonym in der sogenannten 40er-Gruppe des Wiener Zentralfriedhofs verscharrt.
Priester und Soldat
Der von Johannes Paul II. am 21. Juni 1998 seliggesprochene Prämonstratenser Jakob Kern hat eine besondere Bedeutung für den Österreichischen Cartellverband (CV). Kern war dessen erstes Mitglied, das seliggesprochen wurde. Er gehörte der K.Ö.H.V. Amelungia an. Die Verbindung hatte am Samstag in Wien ihr Stiftungsfest gefeiert. Die Messe in Maria am Gestade stand besonders auch im Gedenken an den Seligen.
Der Selige wurde als Franz Alexander Kern 1897 in Wien geboren. Mit elf Jahren trat er in das Knabenseminar der Erzdiözese Wien in Hollabrunn ein. Der Erste Weltkrieg unterbrach seine Ausbildung. Er erfüllte den Soldatendienst, obwohl es ihm nicht leicht fiel, den Dienst mit der Waffe mit seinem christlichen Glauben zu vereinbaren. 1916 wurde Kern schwer verwundet und schwebte monatelang zwischen Leben und Tod. Nach dem Krieg trat er in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Geras ein. Bald zeigte sich, dass die Kriegsverwundung nicht richtig ausgeheilt war. Dennoch beendete er 1922 sein Theologiestudium in Wien und wurde zum Priester geweiht.
Nach einem Jahr als Seelsorger raubte ihm seine Kriegsverletzung immer mehr Kräfte. Am 20. Oktober 1924 hätte er die ewigen Gelübde ablegen sollen, am Tag davor starb er. Für die Militärseelsorge ist die Gestalt des Seligen von großer Bedeutung, weil er um die Vereinbarkeit von Glaube und Dienst mit der Waffe gerungen hatte.
"Arbeiterapostel von Wien"
Der Selige Anton Maria Schwartz (1852-1929) wiederum war "Arbeiterapostel von Wien". Er gründete 1882 gemeinsam mit einigen Gesellen und Meistern einen "Katholischen Lehrlingsverein", der bald großen Zuspruch fand. Betroffen von der sozialen Not seiner Zeit wollte Schwartz die Arbeiter und Lehrlinge nicht ihrem Schicksal überlassen. So wie sein großes Vorbild, der Heilige Joseph von Calasanz, wurde Schwartz zum Ordensgründer und Sozialrevolutionär. Schwartz träumte vom arbeitsfreien Sonntag, dem 8-Stunden-Tag, von Lehrlingsurlaub, Gewerkschaften und Sozialversicherung.
Gegen Widerstände aus der Kirchenleitung gründete er 1889 mit fünf Brüdern die Kongregation für die christlichen Arbeiter, kurz Kalasantiner genannt. Im gleichen Jahr begann Schwartz auch mit dem Bau seiner Mutterhauskirche "Maria, Hilfe der Christen" in der Pater-Schwartz-Gasse in Wien-Fünfhaus. Bis zu seinem Tod am 15. September 1929 blieb er Generaloberer der Kalasantiner. Damals hatte der Orden bereits 72 Mitglieder.
Quelle: kathpress