Burgenland-Papstbesuch 1988: Gedenkmesse mit Bischof Zsifkovics
Zum 30. Jahrestag des Papstbesuchs in der Diözese Eisenstadt feiert Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics am kommenden Samstag, 23. Juni, um 18 Uhr eine Jubiläumsmesse in Trausdorf. Die Messe beim Trausdorfer Papstkreuz wird vom örtlichen Kirchenchor und der Tamburizzagruppe Trausdorf musikalisch gestaltet. Zudem wird anlässlich des Jubiläumsjahres eine Ausstellung der Messgewänder, des Kelches und einer Vielzahl weiterer historischer Erinnerungsstücke in der Bibliothek neben der Pfarrkirche von Trausdorf eröffnet werden. Die Ausstellung wird vom 23. Juni bis 10. August 2018 zugänglich sein.
Trausdorf war 1988 als Ort der großen Papstmesse ausgewählt worden, weil mit dem damals dort in Betrieb befindlichen, später stillgelegten Flugfeld ein ausreichend großer Platz für die vielen Teilnehmer zur Verfügung stand.
Johannes Paul II. hatte am 24. Juni 1988 mit rund 100.000 Gläubigen in Trausdorf einen großen Gottesdienst auf burgenländischem Boden gefeiert. Obwohl der Eiserne Vorhang, der Europa in zwei Hälften zerschnitt, erst ein Jahr später fiel, kamen tausende Menschen aus Ungarn, aber auch aus dem damaligen Jugoslawien, um dem historischen Moment beizuwohnen. In seiner Predigt wandte sich der Papst vor 30 Jahren vor allem an die Jugend und ermutigte sie, sich auf das Wagnis des Glaubens einzulassen und offen zu sein für Gott.
Dieses Plädoyer, mutig zu sein für die Begegnung mit Gott und mit den Mitmenschen aus dem Geist des Evangeliums, habe nichts an Aktualität und Bedeutung eingebüßt, so Bischof Zsifkovics. 30 Jahre nach dem historischen Papstbesuch ist es dem Bischof ein wichtiges Anliegen, die Jugend für Jesus zu begeistern und dabei eine Sprache zu finden, die junge Menschen auch tatsächlich anspricht, berührt und bewegt.
Das große Thema des Papstes war der Appell zur Offenheit. Er bezog sich auch auf das Überschreiten der Grenzen der Heimatdiözese und das Bewusstwerden für die Brückenfunktion des Burgenlandes im Herzen Europas und zu den osteuropäischen Regionen. Auch dieses Mut machende Plädoyer zum menschlich-christlich-nächstenliebenden Brückenbauen im Sinne des heiligen Martins sei gerade heute, 30 Jahre nach dem Papstbesuch, eine der wichtigsten Botschaften für die Gegenwart und Zukunft, so Zsifkovics.
Nach der Festmesse am 24. Juni 1988 fuhr Papst Johannes Paul II. von Trausdorf mit dem Papamobil nach Eisenstadt, wo ihm tausende Menschen zujubelten. Mit dem Hubschrauber verließ der Pontifex damals das Burgenland. In Erinnerung an das historische Ereignis wurde ein Papstkreuz auf dem ehemaligen Flugplatz in Trausdorf angebracht.
"Wunder von Trausdorf"
Wie die Stiftung "Pro Oriente" am Mittwoch berichtet, seien 1988 unter den nach Trausdorf gekommenen Gläubigen aus den kommunistischen Ländern nicht wenige Katholiken des byzantinischen Ritus gewesen: "So wurde der 24. Juni 1988, als noch niemand in der Weltöffentlichkeit vom Ende des Eisernen Vorhangs zu träumen wagte, in mehrfacher Hinsicht zu einer Premiere. Zum ersten Mal zeigte sich eine offiziell zugestandene Lücke im Eisernen Vorhang, zum ersten Mal konnten Gläubige der katholischen Ostkirchen aus verschiedenen Ländern mit dem Papst Eucharistie feiern." Durch den Papstbesuch in Trausdorf sei der Fall des Eisernen Vorhangs und damit der kommunistischen Regime in Ostmittel- und Osteuropa vorweggenommen worden.
Franz Hummer, einstiger "Kathpress"-Redakteur, katholischer Publizist und Mitorganisator des Papstbesuchs 1988, sagte gegenüber dem "Pro Oriente Informationsdienst", Diözesanbischof Stefan Laszlo habe sich 1987 in diskreten Kontakten mit politischen Verantwortlichen in Ungarn um eine innovative Lösung jenseits der eingefahrenen Schemata des Kalten Krieges und des Ost-West-Konflikts bemüht. Von Anfang an habe der Bischof an eine Teilnahme der Gläubigen von jenseits des Eisernen Vorhangs gedacht. Im Vorbereitungsbüros für den Papstbesuch habe man sich in Arbeitsteilung bemüht, Katholiken aus Ungarn, der CSSR und Jugoslawien einzuladen bzw. Verpflegung und Unterbringung sicher zu stellen. Relativ rasch sei für Gläubige aus Jugoslawien eine Lösung gefunden worden, schwieriger hätten sich sich die Kontakte in die CSSR gestaltet. Es sei dann aber gelungen, mehrere kleine Gruppen tatsächlich einzuladen.
"Durch einen glücklichen Umstand wurden uns in Budapest die 'zuständigen' Türen geöffnet", so Franz Hummer. Der Publizist erfuhr rechtzeitig, dass ein entscheidender Parteitag der KP bevorstand. Diese Chance wurde genutzt und für den Vorabend des Parteitages eine Pressekonferenz mit Bischof Laszlo und mehreren ungarischen Bischöfen im Budapester zentralen Priesterseminar ausgeschrieben. "Die ungarischen kommunistischen Behörden hatten damit wenig Freude", erinnerte sich Hummer. Zur Pressekonferenz seien viele Journalisten gekommen, die sich zuvor auch beim regierungsoffiziellen Presseamt akkreditieren mussten.
"In der Pressekonferenz warteten wir auf den angekündigten hochrangigen Funktionär der ungarischen KP, der mit dem Erkennungszeichen einer Visitenkarte in der Hand kommen sollte. Bischof Laszlo erlitt in dieser zugespitzten Situation einen Schwächeanfall, erholte sich aber bald wieder. Endlich - viel später als vereinbart - kam der Abgesandte der KP. Prälat Johannes Neuhardt vom Papstbüro konnte daraufhin den staunenden Journalistenkollegen aus der östlichen und westlichen Hemisphäre verkünden: Die ungarischen Behörden öffnen für den Tag des Papstbesuches die Grenzen, jeder Bürger kann ohne Kontrolle die Grenze passieren, muss allerdings in den Abendstunden wieder zurückkehren", so Hummer.
Zehntausende Ungarn passierten in den frühen Morgenstunden des 24. Juni die zuvor so scharf bewachte Grenze. Nicht alle steuerten die Festwiese auf dem Flugfeld an. Manche fuhren zum Großeinkauf in die Mariahilfer Straße nach Wien weiter. Eine Erfolgsgeschichte hatte ihren Anfang genommen. Der Name des kleinen burgenländischen Ortes Trausdorf ging weltweit in die Medien ein. Später sollte die Rede vom "Wunder von Trausdorf" sein.
Quelle: kathpress