St. Gabriel: Orden-Generalkapitel appelliert an Niederösterreich
Die weltweite Ordensleitung der Steyler Missionare hat gegen die am Montag begonnene Auflösung des Flüchtlingsheims in der Ordensniederlassung St. Gabriel bei Mödling Protest eingelegt. "Wir protestieren entschieden gegen die Verlegung von minderjährigen, kranken und psychisch beeinträchtigten oder traumatisierten Flüchtlingen von unserem Haus in andere Unterkünfte", schrieb das derzeit südlich von Rom tagende Generalkapitel des Ordens, dem rund 6.000 Priester und Brüder in 84 Ländern angehören, Stunden zuvor an die niederösterreichische Landesregierung. Unterzeichnet wurde der Brief von Generalsuperior P. Heinz Kulüke.
Die Solidarität mit den Verletzlichsten der Gesellschaft und die Sorge um diese habe für den Missionsorden höchste Priorität, heißt es in dem an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP) und Landesrat Gottfried Waldhäusl (FP) adressierten Schreiben. Appelliert wird darin, die Entscheidung zur Verlegung von über 100 Flüchtlingen aus dem im Missionshaus des Ordens eingerichteten Flüchtlingsheim zu überdenken und die hier tätige Caritas-Flüchtlingshilfe St. Gabriel zu unterstützen, damit diese ihre Arbeit zum Wohl von Asylsuchenden fortsetzen könne, und weiter:
Wir hoffen, dass die österreichische Regierung ihre gute Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche fortsetzt, um die verletzlichsten Menschen zu schützen.
Von Behördenseite wird die Auflösung des Flüchtlingsheims mit ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen begründet, die sich beim tragischen gewaltsamen Tod eines Flüchtlings in St. Gabriel im Mai 2018 gezeigt hätten. "Unsere Mitbrüder in St. Gabriel, die seit 26 Jahren Tür an Tür mit den Flüchtlingen leben, sind nicht besorgt wegen ihrer eigenen Sicherheit. Sie sind besorgt wegen der unmenschlichen Behandlung von Asylsuchenden in Europa, inklusive in Österreich", reagierte die Ordensleitung auf diesen Vorwurf. Die in St. Gabriel bisher geschehene Flüchtlingsbetreuung sei "im Geist des Evangeliums" und "auf einer Linie mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte".
In St. Gabriel wohnten zuletzt an die 110 Flüchtlinge, darunter 50 schwerkranke Menschen mit u.a. Lähmungen, Multiple Sklerose, Krebs, Traumatisierungen und psychischen Erkrankungen sowie anderen Beeinträchtigungen, 45 Angehörige von diesen sowie 24 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF). Am Montag wurde mit der von Landesrat Waldhäusl angeordneten Aussiedlung begonnen. Ab Mittag wurden die ersten Mitglieder der umF-Gruppe in Kleinbussen in ein Heim der Österreichischen Jungarbeiterbewegung in Mödling überstellt, teilten die Steyler Missionare auf Kathpress-Anfrage mit.
Laut den Informationen, die die Heimleitung in der Vorwoche erhalten hatte, sollten ab Dienstag 27 Kranke in ein von der Firma SLC betriebenes Heim in Alland überstellt werden. Weitere Transporte habe das Land für den 25. Juni und 2. Juli angesetzt, dann werde St. Gabriel völlig geleert sein. Für Montag waren jedoch noch Gespräche zwischen Landesrat Waldhäusl und der Caritas angesetzt; dabei ging es u.a. darum, einen Verbleib in St. Gabriel für die schwer erkrankten Bewohner zu erreichen.
Quelle: kathpress